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Gorch Fock: Werft lässt Vermögen ehemaliger Chefs pfänden

Geschrieben am 02-05-2019

Hamburg (ots) - Die neue Leitung der Elsflether Werft hat mit zwei
Gerichtsbeschlüssen erwirkt, Vermögen der ehemaligen Geschäftsführer
zu pfänden. Das geht aus Unterlagen hervor, die dem NDR und dem
ARD-Hauptstadtstudio exklusiv vorliegen. Insgesamt geht es um
Millionen in zweistelliger Höhe. Die Elsflether Werft ist
mittlerweile insolvent. Sie ist mit der Instandsetzung der Gorch Fock
beauftragt und arbeitet an einem Zukunftsplan, um das
Segelschulschiff weiter reparieren zu können.

Beim ehemaligen Chef der Werft, Marcus Reinberg, geht es um
private Konten, ein Motorboot, Rentenansprüche und eine Immobilie in
der Hamburger Elbchaussee: Der Beschluss des Landgerichtes Hamburg
sieht Pfändungen von bis zu knapp 3,9 Millionen Euro vor. Reinberg
wurde im Januar als Vorstand der Elsflether Werft abgelöst. Die
Elsflether Werft Verwaltung GmbH konnte das Landgericht Hamburg
überzeugen, dass ihr Ansprüche in der genannten Höhe zustehen. Gegen
den zweiten ehemaligen Vorstand, Klaus Wiechmann, wurde am
Landgericht Oldenburg ein Beschluss zur Pfändung von 12,3 Millionen
Euro erwirkt. In dem Papier heißt es: Die Erfüllung des
Untreuetatbestandes durch den Antragsgegner unter summarischer
Prüfung liege hinreichend nahe. Gegen Reinberg und Wiechmann
ermittelt parallel auch die Staatsanwaltschaft Osnabrück wegen des
Verdachts auf Untreue. Auf Nachfrage des NDR zu den
Pfändungsbeschlüssen reagierten Reinberg und Wiechmann nicht.
Reinberg hatte zu einem früheren Zeitpunkt dem NDR gegenüber seine
Unschuld beteuert: "Es gibt da in keiner Weise irgendwelche
persönliche Bereicherung. Wenn das so wäre, dann wäre ja das einzig
sinnvolle gewesen, diese Gelder an irgendeinem Punkt mal zu mir
fließen zu lassen oder zu Herrn Wiechmann." Das sei jedoch nicht
passiert.

Der Generalbevollmächtigte der Elsflether Werft, Tobias Brinkmann,
geht hingegen davon aus, dass sich die Männer persönlich bereichert
haben. Sie sollen Gelder der Werft in Form von Darlehen in andere
Firmen gelenkt haben. Firmen, die ihnen zum Teil selbst gehörten. Sie
hätten damit eigene Geschäfte verfolgt. "Aber dafür nicht eigenes
Geld aufgewendet, sondern das Geld der Werft. Das Geld fehlt bei der
Werft, um dort notwendige Zahlungsverpflichtungen zu bedienen", sagte
Brinkmann dem NDR, "und das ist aus keiner Sichtweise von Vorteil für
die Werft. Die Werft ist keine Bank."

Nach Aussage des neuen Werft-Geschäftsführers Axel Birk belaufen
sich die Außenstände auf rund 26 Millionen Euro. Die neue Leitung der
Elsflether Werft hatte aufgrund des Fehlbetrags Insolvenz angemeldet.
Gestern wurde das Insolvenzverfahren im niedersächsischen Kreis
Wesermarsch offiziell eröffnet. Dem NDR sagte Birk: "Wenn es uns noch
gelingt, Gelder zurückzuholen, können wir vielleicht ausgleichen,
aber das wissen wir heute nicht. An beiden Fronten müssen wir
arbeiten: Geld zurückholen und einen wirtschaftlichen Auftrag
abliefern, der am Ende Geld für die Gläubiger erwirtschaftet."

An dem Plan hängt auch die Zukunft der Gorch Fock. Mit der
Pfändung sichert sich die Werft die Chance, Geld zurückzubekommen und
den Betrieb aufrechtzuerhalten. Verteidigungsministerin von der Leyen
hat angekündigt, die Gorch Fock außer Dienst stellen zu wollen, wenn
die Instandsetzung teurer werden sollte, als die bisher eingeplanten
135 Millionen Euro. Die Werft müsse bis zum Sommer mitteilen, ob sie
das Schiff zu diesem Preis wieder hochseetauglich machen könne, sagte
sie auf einer Veranstaltung des Redaktionsnetzwerkes Deutschland.

Ende 2015 war die Gorch Fock in Bremerhaven ins Trockendock gelegt
worden. Die Arbeiten sollten zunächst 9,6 Millionen Euro kosten. In
den folgenden Monaten kamen weitere Aufträge dazu. Im Dezember des
vergangenen Jahres zeigte sich ein Preisprüfer des Marinearsenals an.
Er soll zwei Darlehen von der Elsflether Werft zu einem niedrigen
Zinssatz erhalten haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn
und weitere Personen wegen des Verdachts der Korruption. Der
Bundesrechnungshof hatte das Verteidigungsministerium kritisiert,
weil die Bundeswehr vor den Arbeiten keine umfangreiche Untersuchung
an der Gorch Fock durchgeführt hat. Die Prüfer kritisieren, dass so
die Wirtschaftlichkeit der Arbeiten nie festgestellt werden konnte.



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Bettina Brinker
Tel: 040/4156-2302
Mail: b.binker@ndr.de

http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse

Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


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