(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Fahrverbote helfen nicht, nur eine Verkehrswende (Leitartikel von Rolf Eckers)

Geschrieben am 09-04-2019

Düsseldorf (ots) - Im Januar war die Aufregung groß. Eine kleine
Gruppe von 107 Lungenärzten erklärte die Grenzwerte für Stickoxide
und Feinstaub für unsinnig und schien damit der ganzen Debatte um
schlechte Luft und Fahrverbote den Boden zu entziehen.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sprang sofort auf den Zug auf
und lobte die neuen "Fakten". Das hätte der forsche CSU-Mann
besser gelassen, denn die Lungenärzte hatten mit falschen Zahlen
hantiert. Solche handwerklichen Fehler unterlaufen der
Wissenschaftsakademie Leopoldina vermutlich nicht. Die Experten aus
zwölf Fachgebieten haben am Dienstag ihre Stellungnahme zur
Luftreinhaltung in Deutschland vorgelegt. Ergebnis: Fahrverbote in
Städten bringen nichts, weil sie zu kleinteilig sind und die
Belastung der Luft mit Schadstoffen nicht nachhaltig senken. Ob die
Verwaltungsgerichte in diesem Land angesichts dieses Votums weiter an
Fahrverboten festhalten, ist zumindest sehr zweifelhaft

Als Rechtfertigung für das Nichtstun der Politik taugt die Studie
aber nicht. Ganz im Gegenteil: Die Wissenschaftler mahnen eine
grundlegende Verkehrswende an, wollen die individuelle Mobilität
zurückdrängen. Sie fordern Dinge, die insbesondere Scheuer verhindern
will: Höhere Kraftstoffpreise, höhere Steuern und Abgaben für Autos
und den viel stärkeren Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel. Sowohl
Stickoxide als auch Feinstaub seien für die Gesundheit ein ernstes
Problem. Sie können nach Einschätzung der Wissenschaftler
Atemwegserkrankungen auslösen, Feinstaub zudem
Herz-Kreislaufprobleme, Diabetes oder auch Lungenkrebs verursachen.
Am Grenzwert für Stickoxide sollte festgehalten, der Grenzwert für
Feinstaub sogar noch verschärft werden.

Spannend ist, dass sich die Wissenschaftler klar zu Diesel- und
Benzinmotoren positionieren. Sie warnen davor, die Dieselflotte durch
Benziner zu ersetzen, weil das zu höheren CO2-Emissionen führe.
Software-Updates und Hardware-Nachrüstungen seien der bessere Weg, um
die Diesel-Pkw und damit die Luft sauberer zu machen. Gleichzeitig
stellt die Studie modernen Benzinmotoren mit Direkteinspritzung ein
denkbar schlechtes Zeugnis aus: Durch den Verbrennungsprozess
entstehen sehr kleine Feinstaubpartikel, die Krebs auslösen können.
Verhindern lassen sich diese Emissionen durch Partikelfilter, die in
Deutschland aber erst seit September 2018 für neu zugelassene Wagen
verpflichtend sind. Das heißt: Bei Millionen Benzinern mit
Direkteinspritzung wäre eine verpflichtende Filter-Nachrüstung ebenso
sinnvoll wie bei den Diesel-Pkw. Wetten, dass sich die Politik das
nicht traut?



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de

Original-Content von: Westdeutsche Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

682007

weitere Artikel:
  • Straubinger Tagblatt: Deutsche Dieselpolitik als Farce Straubing (ots) - Den Dieselfahrern hätten eine Menge Stress und der Verlust von Geld erspart bleiben können, hätten Politiker und die Richter zu Beginn der Dieselkrise vor über drei Jahren die Leopoldina konsultiert. Allein sie taten es nicht. Dieses Versäumnis hat gleichzeitig den Dieselmotor als Übergangstechnologie zur Elektromobilität vollends diskreditiert und einen geordneten Übergang zum Elektroauto zunichte gemacht. Arbeiter in den Motorenwerken und bei Zulieferern werden den überstürzten Übergang zur Elektromobilität mit dem mehr...

  • neues deutschland: Kommentar über Trumps Drohung gegen Irans Revolutionsgarden Berlin (ots) - Bis zum letztes Moment vor der Parlamentswahl hat US-Präsident Trump versucht, Freund Netanjahu in Israel doch noch als ersten über die Ziellinie zu schieben. Die offizielle Einstufung der iranischen Revolutionsgarden am Montagabend als »ausländische Terrororganisation« sollte wohl auch noch den letzten unentschlossenen israelischen Wähler für eine Linie der aggressiven Stärke und Unversöhnlichkeit gewinnen, wie sie Trump vorgibt und Netanjahu verinnerlicht hat. Mit Begründungen für seine international bislang einmalige mehr...

  • neues deutschland: Kommentar über Frankreichs Digitalsteuer: Steuerpolitik mit Krückstück Berlin (ots) - Multinationale Konzerne sind bekanntlich Meister im Ausnutzen steuerlicher Schlupflöcher, die auf fehlende internationale Regulierung und den nationalen Steuersenkungswettlauf zurückzuführen sind. Die Digitalriesen sind dabei die Champions League - dank ihres virtuellen und weltweiten Vertriebskanals namens Internet wird der Fiskus ihrer nirgends habhaft. Letztlich suchen sie sich die auch steuerlich günstigsten Orte für ihre regionalen Zentralen aus und drücken ihre Gewinnsteuerzahlungen auf ein Minimum. Das ist umso mehr...

  • Thomas Jung: "Care-Pakete für politisch Unterbelichtete" Potsdam (ots) - Ein "Aktionsbündnis Brandenburg" stellt zum Wahljahr eine Kampagne gegen die AfD vor. Mit 1000 Trillerpfeifen und bekritzelten Bierdeckeln in Geschenkkartons, die der Steuerzahler bezahlt hat, wollen Anhänger der CDU, SPD, Linken und Grünen gemeinsam die Landtagswahl beeinflussen. Der innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag Brandenburg, und stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende, Thomas Jung, meint dazu: "Wenn der bunten Einheitspartei aus SPD, Linken, CDU und Grünen im Landtag sonst nichts mehr...

  • Thomas Jung: "Mögliche Klagewelle nach Rot-Rot-Versagen bedroht vor allem Alte, Kranke und Schwache" Potsdam (ots) - Als Folge des neuen bundesweiten Pflegegesetzes könnte eine Klagewelle das Potsdamer Sozialgericht und auch alle anderen im Land für mindestens 2,5 Jahre blockieren. 2018 sind dort allein aufgrund drohender Verjährungsfristen 230 neue Klagen der Krankenkassen mit einem Streitwert in Höhe von 32 Millionen Euro eingegangen. Vor allem Schlaganfall- und Geriatriepatienten sind betroffen. Der rechtspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag Brandenburg, Thomas Jung, meint dazu: "Die Kranken, Alten und sozial mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht