(Registrieren)

Westfalen-Blatt: ein Pro und Contra zum EuGH-Urteil in Sachen Abschiebungen

Geschrieben am 19-03-2019

Bielefeld (ots) - Pro: Wenn in Deutschland in einem Jahr mehr
Erstanträge auf Asyl gestellt werden als insgesamt Flüchtlinge in die
EU eingereist sind, dann kann etwas nicht stimmen. Für das, was nicht
stimmt, gibt es einen Begriff: Sekundärmigration. Das bedeutet in der
Praxis, dass sich bereits in einem EU-Staat registrierte Asylbewerber
innerhalb der EU das Land, in dem sie gemeldet sein und
Sozialleistungen erhalten wollen, aussuchen können. Wer das nicht
glaubt, sollte sich in den Flixbus von Stockholm nach Köln setzen.
Der kurze Abschnitt von Lübeck nach Hamburg genügt völlig. In der
Weltstadt leert sich der Bus sichtbar. Da auch Skandinavien nicht
mehr so aufnahmebereit ist wie vor Jahren, ist Deutschland mehr denn
je Ziel Nummer eins. Der Europäische Gerichtshof steht wegen seiner
Auslegung der Sozialgesetzgebung oft in der Kritik. Seine
Entscheidungen haben zum Brexit-Votum beigetragen. Hoffentlich hat
man in Luxemburg daraus gelernt.

Contra: Das Urteil des EuGH, das die Rückschiebung von
Asylbewerbern in EU-Staaten deutlich erleichtert, ist juristisch
korrekt. Schließlich bezieht es sich auf einen gültigen
Staatsvertrag. Sein Ziel, das Umherreisen von Flüchtlingen auf der
Suche nach den besten Lebensbedingungen zu verhindern, ist
verständlich. Der Fehler liegt in der Grundlage für das Urteil, dem
Dublin-Abkommen. Ob über Land oder auf See: Flüchtlinge, die nach
Deutschland kommen, müssen fast immer andere Länder durchqueren.
Diese tragen seit Jahren den weitaus größten Teil der Last.
Verständlich, dass einige die Hände heben - mit der Folge, dass die
Bedingungen in vielen Lagern Süd- und Südosteuropas unmenschlich
geworden sind. Es gäbe einen Weg, keinen Staat übermäßig zu belasten.
Doch dann müssten sich die Regierungen der EU auf ein Quotensystem
einigen. So bleibt als Alternative nur, den Einzelfall zu sehen und
in krassen Fällen Menschlichkeit walten zu lassen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Scholz Stephan
Telefon: 0521 585-261
st_scholz@westfalen-blatt.de

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

678991

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: ein Kommentar zum Bundeshaushalt Bielefeld (ots) - Ein monatelanges Hauen und Stechen ist zu erwarten, wenn Finanzminister Olaf Scholz (SPD) heute den Gürtel enger schnallt und die Finanzplanung bis 2023 vorstellt. Die fetten Zeiten sind vorbei. Bis zum Spätherbst dürfte der Streit um die wieder kürzere Decke anhalten. Dabei drohen im Konflikt zwischen mehr Grundrente auch ohne Bedürftigkeit und Militärausgaben nach Maßgabe eines maßlosen US-Botschafters wichtige weitere Posten unterzugehen: Fluchtursachenbekämpfung, Entwicklungshilfe und Integration von Flüchtlingen. mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Pommes müssen bleiben Düsseldorf (ots) - Julia Klöckner sagt den Pommes den Kampf an. Die Bundesernährungs-ministerin will Schnitzel und Spaghetti von den Kinderkarten in Restaurants verbannen. Stattdessen fordert sie gesunde Gerichte auf dem Teller. Mehr als jedes siebte Kind in Deutschland ist übergewichtig, Fastfood und Tiefkühl-Produkte sind allgegenwärtig. Klöckners Vorstoß geht also ein gesellschaftliches Problem an - nur falsch. Wer gesund isst, ist und bleibt meist auch gesund. Kinder sollten von klein auf lernen, wie wichtig Ernährung für ihre mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Der Tadel von Freunden Düsseldorf (ots) - Die Bundesregierung hat versucht, die Rolle Ramsteins im Drohnenkrieg kleinzureden. Sie hat versucht, sich hinter amerikanischen Absichtserklärungen zu verstecken. Sie hat den Eindruck erweckt, als gingen sie die zivilen Opfer dieses halb-geheimen Krieges gar nichts an. Sie ist aufgetreten, als sei sie weder fähig noch willens, irgendetwas zur Aufklärung der US-Aktivitäten auf dem Militärstützpunkt beizutragen. Die Bundesregierung hat sich selbst verzwergt und ist richtigerweise damit gescheitert. Deutschland hat mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zum Haushaltsplan von Finanzminister Scholz: Stuttgart (ots) - Scholz will es jenen zeigen, die behaupten, dass Sozialdemokraten nicht mit Geld umgehen können und immer nur neue Schulden machen. Dafür greift der Finanzminister tief in die Trick-Kiste. Er kalkuliert damit, dass die Ressorts ihr gesamtes Geld gar nicht ausgeben. Zugleich baut er Schritt für Schritt die Asylrücklage ab - rund 35 Milliarden Euro. Das Nato-Ziel, wonach alle Mitgliedstaaten bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts annähernd zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben sollen, schlägt mehr...

  • Rheinische Post: Bütikofer: EVP-Entscheidung zu Orbán entscheidet auch über "autoritäre Abwege" anderer Parteien Düsseldorf (ots) - Der grüne Europa-Abgeordnete Reinhard Bütikofer misst der Entscheidung der Europäischen Volkspartei über den Verbleib oder Rauswurf der nach rechts gerückten Fidesz-Partei von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán eine Bedeutung weit über die Parteienfamilie der Christdemokraten und Konservativen hinaus zu. Die Frage sei, ob es der EVP gelinge, eine wirksame Grenze zu ziehen gegen autoritäre Abwege, die auch in den Parteifamilien der Liberalen und Sozialdemokraten in einzelnen EU-Ländern zu beobachten seien, sagte mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht