(Registrieren)

Westfalen-Blatt: ein Kommentar zum Bundeshaushalt

Geschrieben am 19-03-2019

Bielefeld (ots) - Ein monatelanges Hauen und Stechen ist zu
erwarten, wenn Finanzminister Olaf Scholz (SPD) heute den Gürtel
enger schnallt und die Finanzplanung bis 2023 vorstellt. Die fetten
Zeiten sind vorbei. Bis zum Spätherbst dürfte der Streit um die
wieder kürzere Decke anhalten. Dabei drohen im Konflikt zwischen mehr
Grundrente auch ohne Bedürftigkeit und Militärausgaben nach Maßgabe
eines maßlosen US-Botschafters wichtige weitere Posten unterzugehen:
Fluchtursachenbekämpfung, Entwicklungshilfe und Integration von
Flüchtlingen. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) schlägt zu Recht
Alarm. Sein Etat soll eingefroren werden und bis 2023 bezogen auf
einst zugesagte Quoten sieben Milliarden Euro verlieren. Die wirklich
Ärmsten der Armen könnten einmal mehr am meisten verlieren. Plötzlich
gilt die Zusage nicht mehr, dass der Anteil der Entwicklungsgelder an
den Gesamtausgaben stabil bleibt. Auch das Ziel, endlich 0,7 Prozent
der Wirtschaftsleistung für Aufgaben vom Klimaschutz bis zur
Jobförderung in Fluchtländern einzusetzen, bleibt auf der Strecke.
2016 war es einmal gelungen, die internationale Selbstverpflichtung
zu erfüllen - mit einem Buchungstrick. Denn: Die sogenannte ODA-Quote
von 0,7 Prozent bezieht die Inlands-kosten für die Versorgung von
Flüchtlingen mit ein. Deutschland hat dennoch Großes gerade in den
kleinen und schwachen Ländern geleistet. Das Engagement darf nicht
schon wieder erlahmen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
warnt zudem, dass die Integrationsmittel für die Kommunen halbiert
werden könnten. Auch NRW-Landesvater Armin Laschet (CDU) fürchtet um
die endlich wieder eingekehrte Normalität bei der Aufnahme
Geflüchteter. Längst spürt Angela Merkel (CDU), wie riskant die
Festschreibung von Quoten ist. Ob Militärausgaben in Höhe von zwei
Prozent des Bruttosozialprodukts auf Nato-Ebene zugesagt werden oder
ein neuer Afrikafonds eine Milliarde in Aussicht stellt: Es ist
gerade die deutsche Kanzlerin, die gegenüber den Entwicklungsländern
auf Vertragstreue und gute Regierungsführung drängt. Ihre stete
Mahnung bei internationalen Konferenzen ist bitter nötig, aber
zugleich auch peinlich, wenn man sich selbst nicht daran halten
sollte. Für den Klimaschutz fehlen nach den Planungen von Olaf Scholz
schon bald 500 Millionen Euro. Das wäre dann noch so eine Vorlage,
die die nächsten Schüler-Demos befeuert. In allen Fällen geht es um
nicht eingelöste Versprechungen. Der SPD-Finanzminister hat jetzt
nicht nur ein Problem mit Finanzlücken, sondern auch mit politischer
Glaubwürdigkeit. Letzteres betrifft allerdings nicht seine alleinige
Zuständigkeit. Die gesamte Große Koalition muss schon bald zeigen, ob
sie auch mit weniger Geld noch Politik machen kann.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Scholz Stephan
Telefon: 0521 585-261
st_scholz@westfalen-blatt.de

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

678992

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar: Pommes müssen bleiben Düsseldorf (ots) - Julia Klöckner sagt den Pommes den Kampf an. Die Bundesernährungs-ministerin will Schnitzel und Spaghetti von den Kinderkarten in Restaurants verbannen. Stattdessen fordert sie gesunde Gerichte auf dem Teller. Mehr als jedes siebte Kind in Deutschland ist übergewichtig, Fastfood und Tiefkühl-Produkte sind allgegenwärtig. Klöckners Vorstoß geht also ein gesellschaftliches Problem an - nur falsch. Wer gesund isst, ist und bleibt meist auch gesund. Kinder sollten von klein auf lernen, wie wichtig Ernährung für ihre mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Der Tadel von Freunden Düsseldorf (ots) - Die Bundesregierung hat versucht, die Rolle Ramsteins im Drohnenkrieg kleinzureden. Sie hat versucht, sich hinter amerikanischen Absichtserklärungen zu verstecken. Sie hat den Eindruck erweckt, als gingen sie die zivilen Opfer dieses halb-geheimen Krieges gar nichts an. Sie ist aufgetreten, als sei sie weder fähig noch willens, irgendetwas zur Aufklärung der US-Aktivitäten auf dem Militärstützpunkt beizutragen. Die Bundesregierung hat sich selbst verzwergt und ist richtigerweise damit gescheitert. Deutschland hat mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zum Haushaltsplan von Finanzminister Scholz: Stuttgart (ots) - Scholz will es jenen zeigen, die behaupten, dass Sozialdemokraten nicht mit Geld umgehen können und immer nur neue Schulden machen. Dafür greift der Finanzminister tief in die Trick-Kiste. Er kalkuliert damit, dass die Ressorts ihr gesamtes Geld gar nicht ausgeben. Zugleich baut er Schritt für Schritt die Asylrücklage ab - rund 35 Milliarden Euro. Das Nato-Ziel, wonach alle Mitgliedstaaten bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts annähernd zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben sollen, schlägt mehr...

  • Rheinische Post: Bütikofer: EVP-Entscheidung zu Orbán entscheidet auch über "autoritäre Abwege" anderer Parteien Düsseldorf (ots) - Der grüne Europa-Abgeordnete Reinhard Bütikofer misst der Entscheidung der Europäischen Volkspartei über den Verbleib oder Rauswurf der nach rechts gerückten Fidesz-Partei von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán eine Bedeutung weit über die Parteienfamilie der Christdemokraten und Konservativen hinaus zu. Die Frage sei, ob es der EVP gelinge, eine wirksame Grenze zu ziehen gegen autoritäre Abwege, die auch in den Parteifamilien der Liberalen und Sozialdemokraten in einzelnen EU-Ländern zu beobachten seien, sagte mehr...

  • Rheinische Post: SPD-Fraktion weist Kritik der Länder an Kürzung der Flüchtlingsausgaben zurück Düsseldorf (ots) - Im Streit zwischen Bund und Ländern um die Ausgaben für Flüchtlinge hat der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Kahrs, Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) den Rücken gestärkt. "Acht Milliarden Euro sind eingeplant bis zum Jahr 2021, um Ländern und Kommunen bei der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen zu helfen", sagte Kahrs der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Schon im laufenden Jahr 2019 würden es 4,6 Milliarden Euro sein. "Wenn man sich an das hält, was man versprochen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht