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Heilbronner Stimme: Politologe Jürgen Falter nennt Political Correctness eine "Geißel". Er warnt vor Denk- und Sprechverboten in Universitäten und im Streit über Rede der CDU-Chefin vor "Meinungsdikta

Geschrieben am 07-03-2019

Heilbronn (ots) - Der Politologe Jürgen Falter warnt in Anbetracht
der Debatte über die umstrittene Karnevalsrede von CDU-Chefin
Annegret Kramp-Karrenbauer vor Denk- und Sprechverboten auch im
Bildungsbereich. Falter, Forschungsprofessor an der Universität
Mainz, sagte der "Heilbronner Stimme" (Freitag): ""Am schlimmsten für
mich als Wissenschaftler sind die sich ausbreitenden Versuche, auch
in Universitäten Denk- und Sprechverbote zu erlassen. Früher kam das
einmal von rechts, von den Nationalsozialisten, heute kommt es eher
von links und links-alternativ. Beides ist geistes- und
fortschrittsfeindlich. Political Correctness im akademischen Bereich
ist der Totengräber wissenschaftlicher Erkenntnis. Hier sind vor
allem die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche mancher
amerikanischer Universität ein abschreckendes Beispiel." Falter sagte
weiter: "Und dass an deutschen Universitäten, wenn auch bisher noch
als Einzelfall, die Lektüre von Kant bekämpft wird, des bedeutendsten
Denkers, den Deutschland jemals hervorgebracht hat, weil er ein alter
weißer Mann sei, der auch nicht frei von den ethnischen Vorurteilen
seiner Zeit gewesen ist, ist erschreckend."

Zur Kritik an Kramp-Karrenbauers Karnevalsrede sagte Falter: "Wenn
nun schon die Geißel der Political Correctness anfängt, Büttenreden
zu zensieren, ist es nicht mehr weit zu einer Meinungsdiktatur. Wann,
wenn nicht im Karneval, ist es erlaubt, Pointen zu setzen, die dem
anderen möglicherweise wehtun. Das gilt auch und gerade für
Minderheiten."

Der Wissenschaftler fügte hinzu: "Gerade in Fastnachtszeiten wurde
und wird ziemlich erbarmungslos über Minderheiten aller Art
hergezogen, etwa wenn die Mainzer sich über die Finther - Vorort von
Mainz - lustig machen, die Kölner über die Düsseldorfer und
umgekehrt, wenn Politiker durch den Kakao gezogen werden (und auch
die repräsentieren sehr häufig Minderheiten, Beispiel AfD). Bisher
hat niemand daran Anstoß genommen oder man hat aus Angst , sich
lächerlich zu machen, dazu geschwiegen, auch wenn man sich ärgerte.
Wie weit wir es wirklich schon gebracht haben zeigt das Verbot in
einer Hamburger Kita, sich als Indianer zu verkleiden oder andernorts
sich das Gesicht als "Neger" zu schwärzen." Dass die CDU-Parteichefin
ihre Rede verteidigt habe, sei richtig: "Dass Kramp-Karrenbauer sich
temperamentvoll und nachhaltig gegen die Kritik wendet, kann man
schlecht als Wende der Union nach rechts bezeichnen. Zwar sind gerade
Rechte gegen Political Correctness, aber dagegen zu sein, macht einen
noch lange nicht zum Rechten. Gerade als Liberaler muss man sich
gegen jede Form der Verbalzensur und gegen jede Form von Denkverboten
wenden. Langer Rede kurzer Sinn: Ich halte die ganze Debatte für
hoffnungslos aufgebauscht und durch gravierende Humorlosigkeit
gekennzeichnet."

Annegret Kramp-Karrenbauer war nach einer Fastnachtsrede in
Stockach über die Einführung von Toiletten für das dritte Geschlecht
in die Kritik geraten. Beim politischen Aschermittwoch der CDU in
Demmin in Mecklenburg-Vorpommern sagte sie, die Äußerungen seien
künstlich hochgepuscht worden: "Wenn wir da so verkrampfen, wie wir
es in den letzten Tagen getan haben, dann geht ein Stück Tradition
und Kultur in Deutschland kaputt und das sollten wir nicht zulassen."



Pressekontakt:
Heilbronner Stimme
Chefredaktion
Telefon: +49 (07131) 615-794
politik@stimme.de

Original-Content von: Heilbronner Stimme, übermittelt durch news aktuell


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