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Westfalen-Blatt: Kommentar zu Doping im Sport

Geschrieben am 01-03-2019

Bielefeld (ots) - Die Aufregung ist wieder groß. Fünf Athleten
wurden des Dopings überführt, sie sind geständig. Auch ein deutscher
Arzt aus Erfurt und zwei seiner mutmaßlichen Helfer wurden verhaftet.
Und wieder schwappt eine Welle moralischer Empörung durch das Land.
Da wird allerlei abstruse Kritik laut - und Forderungen nach dem
Ausstieg von ARD und ZDF aus der Liveberichterstattung bei der
Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Seefeld. Wenn man das aber
konsequent bei den öffentlich-rechtlichen Sendern - nicht nur im
Sport - durchziehen würde, wäre verdammt viel Sendeplatz neu zu
füllen. Hochleistungssport ist vom Doping nicht zu säubern. Dafür
verdienen einfach zu viele zu viel mit und in diesem Geschäft. Und
nichts anderes ist die professionelle Körperertüchtigung schon lange.
Es ist ein Multi-Milliarden-Business, in der das meiste absahnt, wer
die beste Show liefert. Sportlich, aber auch im Bereich
Entertainment. Das Geld, das stetig steigend in diesen Bereich
gepumpt wird, setzt vor allem die Sportler unter Druck. Mehr Geld,
mehr mediale Präsenz, mehr Wettkämpfe. Immer auf Topniveau. Keine
Schwäche. Denn wer schwächelt, der ist draußen. Und draußen sein will
niemand. Nicht der Mitläufer, nicht der Star. Und obwohl schon seit
Jahrzehnten staunend auf die erbrachten Leistungen geschaut wird,
nimmt der Sportinteressierte mit einer gewissen Gelassenheit die
ständigen Steigerungen der Ergebnisse wahr. Und dass sich dies eben
nicht nur auf moderneres Sportgerät und verfeinerte
Trainingsmethoden, das Hinzuziehen von Ernährungsberatern oder
Psychologen zurückführen lässt, weiß jeder. Was die Ermittler jetzt
enttarnt haben, ist nicht die Spitze des Eisberges. Es ist das
Eiskristall auf der Spitze des Eisberges. Mehr nicht. Oder doch: Es
hilft den von Sport und Politik Beauftragten in ihrer
Selbstvergewisserung, dass ihr Tun nicht sinnlos ist. Sinnlos ist es
ja auch nicht. Doping ist nicht zuerst Betrug, es ist eine massive
Bedrohung der Gesundheit - wie es immer mehr nicht nur an den
Folgeschäden bei ehemaligen Sportlern der DDR und der BRD zu sehen
ist. Körperliche Degeneration, Herzprobleme, Organversagen
Depression, Selbstmord: Die Horrorliste ließe sich noch fortsetzen.
Der deutsche Langlauf-Trainer Peter Schlickenrieder mahnt zumindest
in Deutschland eine Wertediskussion an. Er sagt: »Ob du am Ende des
Tages 27 Mal Olympiasieger oder zehnmal Vierter geworden bist, ist
völlig scheißegal. Es muss klar sein, dass der Erfolg nicht alle
Mittel heiligt.« Ein guter Ansatz. Doch: Olympische Spiele ohne
deutsche Goldmedaille? Die Reaktion der Sportinteressierten wäre
sicherlich entlarvend, die Aufregung vermutlich größer als sie es
gegenwärtig ist.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Scholz Stephan
Telefon: 0521 585-261
st_scholz@westfalen-blatt.de

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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