(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur ARD

Geschrieben am 19-02-2019

Bielefeld (ots) - Nur ein »Denkanstoß« und eine
»Diskussionsgrundlage«? Nein, das kann die ARD niemandem weismachen.
Das »Framing Manual« ist das, was es wörtlich bedeutet: eine konkrete
Gebrauchsanweisung mit praktischen Handlungstipps und dem Ziel, die
Rundfunkanstalt gegen Kritik immun zu machen - mit semantischen und
rhetorischen Mitteln.

Aber der Reihe nach. 2016 war für die ganze Republik ein
aufgeregtes Jahr. Wer die Flüchtlingsbewegung nach Deutschland als
»Krise« betrachtete, fand für den Begriff viele Argumente. 2015 und
2016 wanderten addiert mehr als 1,2 Millionen Flüchtlinge ein - und
mit ihnen eine ganze Reihe von Problemen, die für die Gesellschaft
neu waren.

Zu der Zeit kamen Vorwürfe gegen ARD und ZDF auf, wonach die
Sender über die negativen Folgen der Flüchtlingspolitik nicht
angemessen berichteten. Es etablierten sich die Begriffe
»Staatsfunk«, »Systemmedien« und »Lügenpresse«. In den roten Bereich
geriet die Debatte im Oktober 2016, als die Vergewaltigung und
Ermordung der Freiburger Medizinstudentin Maria L. durch den
afghanischen Asylbewerber Hussein K. der »Tagesschau« keine Nachricht
wert war.

Kai Gniffke, Chefredakteur von »ARD aktuell«, verstieg sich zu der
Begründung, dass regionale Ereignisse in den Hauptnachrichten
grundsätzlich keinen Platz fänden. Kritiker wandten ein, dass
vereinzelte Erfolgsmeldungen von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt,
über die berichtet würde, schließlich auch nur regionale Ereignisse
seien.

So nahm der Druck auf die ARD zu. Anfang Dezember 2016 kamen dann
zwei Vergewaltigungen in Bochum, begangen von einem irakischen
Asylbewerber, in der »Tagesschau« und den »Tagesthemen« vor. Mit
folgender Selbstrechtfertigung von Kai Gniffke: »Nicht unsere
Standards haben sich verändert, aber die Realität hat sich
verändert.«

Womöglich auch wegen dieser Debatte gab die ARD dann das »Framing
Manual« bei der Linguistin Elisabeth Wehling in Auftrag. Und wohl
auch aus Sorge davor, dass die Zahl der GEZ-Verweigerer - zu dem
Zeitpunkt befanden sich mehr als 4,5 Millionen Beitragspflichtige in
Mahnverfahren - weiter steigen könnte. Dass der damals in der ARD
geschäftsführende Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) Elisabeth Wehling den
Auftrag erteilte, lag mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch an
eigenen Erfahrungen im Osten mit Pegida und AfD.

Der Eindruck drängt sich auf, dass seit der internen Verbreitung
der Gebrauchsanweisung vor zwei Jahren die moralisierende Art bis
heute noch ausgeprägter geworden ist. Wer an Objektivität und
Seriosität von ARD und auch ZDF zweifelt, darf sich jetzt nach der
Veröffentlichung des 89-seitigen Papiers bestätigt fühlen. Es ist so
etwas wie ein Beweis. Jeder selbstständig denkende Mensch muss das,
was da hinter den öffentlich-rechtlichen Kulissen abläuft, für
gefährlich halten - nämlich für einen Angriff auf die individuelle
Freiheit. Die Absicht, die dahinter steckt, kommt einer Gehirnwäsche
sehr nah. Das Denken, das zum Vorschein kommt, basiert auf
totalitären Vorstellungen.

Und wenn die Existenz der ARD in ihrer jetzigen Form dann auch
noch zum »allgemeinen Willen des Volkes« erklärt wird, stellen sich
ganz andere Fragen. Wenn die AfD vom »Volk« redet, macht die ARD
daraus ein Problem. Und was ist hier, in eigener Sache?

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte nicht allzu lange damit
warten, sich von diesem »Framing Manual« zu distanzieren. Das wäre
zumindest ein erster Schritt auf dem Weg zurück zur Glaubwürdigkeit.

Man kommt Anhängern des Totalitarismus nicht mit totalitären
Ansätzen und Bunkermentalität bei. Im Gegenteil: Damit spaltet man
die Gesellschaft noch tiefer und radikalisiert sich am Ende auch noch
selbst.

Wer es gut mit diesem Land meint, der tut alles dafür, dass die
Zeit der Volksempfänger und Feindsender nicht wiederkehrt.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Scholz Stephan
Telefon: 0521 585-261
st_scholz@westfalen-blatt.de

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

675195

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Bundesrechnungshof kritisierte bereits 2003 Kostensteigerungen bei Gorch-Fock-Reparaturen Düsseldorf (ots) - Das Verteidigungsministerium hätte vor der Auftragsvergabe an die Elsflether Werft für die Grunderneuerung des Segelschulschiffs "Gorch Fock" gewarnt sein müssen. Das geht nach einem Bericht der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch) aus jetzt wieder aufgetauchten Beanstandungen des Bundesrechnungshofes aus dem Jahr 2003 hervor. Die Arbeiten, die das Schiff eigentlich für weitere 25 Jahre fit machen sollten, hatten sich im Jahr 2000 von 11,5 auf 21,4 Millionen Euro fast verdoppelt. Auch die 2016 gestartete mehr...

  • Rheinische Post: Lehrerverband fordert Einigung bei Digitalpakt Schule: "Letzte Chance" Düsseldorf (ots) - Der Chef des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat an Bund und Länder appelliert, am Mittwoch im Vermittlungsausschuss eine Einigung beim Digitalpakt Schule zu erzielen. "Das ist die letzte Chance, zum nächsten Schuljahr die geplanten Investitionen auch tatsächlich für die Schulen zu tätigen", sagte Meidinger der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Er verwies darauf, dass Kommunen und Ländern den Bedarf der Schulen bereits abgefragt hätten. "Wenn der Startschuss für die Mittelvergabe fällt, mehr...

  • Rheinische Post: Schwesig begrüßt Kompromisslinie bei Digitalpakt Düsseldorf (ots) - Die Vorsitzende des Vermittlungsausschusses, Manuela Schwesig (SPD), hat die sich abzeichnende Kompromisslinie beim Digitalpakt begrüßt. "Wir haben mit dem, was die von uns eingesetzte Arbeitsgruppe vorbereitet hat, eine gute Grundlage für die Diskussion im Vermittlungsausschuss", sagte Schwesig der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns zeigte sich zuversichtlich, "zu einer guten Einigung zu kommen". Wichtig sei, dass man den Digitalpakt Schule auf den Weg bringe. mehr...

  • NOZ: Wachsende Personalnot in ambulanter Pflege: Grüne fordern Nachbesserung an Spahn-Gesetz Osnabrück (ots) - Wachsende Personalnot in ambulanter Pflege: Grüne fordern Nachbesserung an Spahn-Gesetz Schulz-Asche: "Krankenkassen entziehen sich Refinanzierung von Tariflöhnen" - Warnung vor "Pflegekatastrophe" Osnabrück. Angesichts der steigenden Personalnot in der ambulanten Pflege haben die Grünen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu Nachbesserungen des Pflegekräfte-Stärkungsgesetzes aufgefordert. "Die Krankenkassen entziehen sich der Refinanzierung von Tariflöhnen", beklagte Grünen-Abgeordnete und Pflegeexpertin mehr...

  • NOZ: Empörung über EU-Abgasgrenzwerte für schwere Lkw und Busse Osnabrück (ots) - Empörung über EU-Abgasgrenzwerte für schwere Lkw und Busse Grünen-Experte Giegold: Deutschland ist zum Bremsklotz beim Klimaschutz geworden Osnabrück. Nach der Einigung der EU auf Abgasgrenzwerte für schwere Lkw und Busse erheben die Grünen im Europaparlament heftige Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Denn der Kompromiss ist umstritten; hinter den Kulissen haben Deutschland und Italien ehrgeizigere Vorgaben für die Lkw-Bauer verhindert. "Die Bundesregierung agiert einmal mehr als Anwalt der Autolobby mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht