(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Kompromiss im Streit um den Strafrechtsparagrafen 219a Informationsverbot bleibt bestehen Carolin Nieder-Entgelmeier

Geschrieben am 29-01-2019

Bielefeld (ots) - Nach dem zähen Ringen um die Abschaffung des
Paragrafen 219a hat sich die große Koalition auf einen Kompromiss
geeinigt. Aus dem Gesetzesentwurf geht hervor, dass Ärzte und
Krankenhäuser künftig darauf hinweisen dürfen, dass sie
Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Für weitere Informationen müssen
Mediziner jedoch an staatliche Stellen verweisen. Außerdem soll es
eine zentrale Liste mit Ärzten geben, die Abtreibungen vornehmen.
Diese minimalen Verbesserungen täuschen jedoch nicht darüber hinweg,
dass das Informationsverbot für Ärzte bestehen bleibt, ebenso wie die
Strafandrohung von zwei Jahren Gefängnis. Der umstrittene Paragraf,
der Werbung für Abtreibungen verbietet, bleibt bestehen und soll
lediglich ergänzt werden. Anstatt mit einer Streichung des Paragrafen
Rechtssicherheit für Ärzte zu erreichen, will die Bundesregierung die
Informationsmöglichkeiten von Ärzten also weiter einschränken.
Deshalb handelt es sich bei dem Kompromiss in Wahrheit um einen Sieg
der Abtreibungsgegner. Einer kleinen, fundamentalen Gruppe von
Menschen, die seit Jahren Ärzte terrorisiert und mit Strafanzeigen
überhäuft. Das Beispiel der Gießener Ärztin Kristina Hänel zeigt,
welche Macht diese selbst ernannten Lebensschützer in Deutschland
haben. Hänel ist zu einer Geldstrafe in Höhe von 6.000 Euro
verurteilt worden, weil sie auf ihrer Homepage angegeben hatte, dass
sie Schwangerschaftsabbrüche vornimmt und welche Methoden möglich
sind. Sollte der Gesetzentwurf tatsächlich verabschiedet werden,
bleibt die Homepage von Hänel weiter strafbar, obwohl sie Frauen
lediglich informiert. Diese Stimmung wird aktuell auch von
Kirchenvertretern angeheizt. Der Paderborner Moraltheologe Peter
Schallenberg kommentierte die Demonstrationen Tausender Gegner des
Paragrafen am Wochenende mit dem Begriff Kaltschnäuzigkeit.
Schallenberg, der den Vatikan in Sozialfragen berät, wirft den
Demonstrantinnen, die in einer aufgeklärten Gesellschaft
selbstbestimmt und mit uneingeschränktem Zugang zu allen relevanten
Informationen entscheiden wollen, ob sie eine Schwangerschaft
abbrechen möchten oder nicht, vor, dass sie das
Selbstbestimmungsrecht von lebenden Menschen gegen das Lebensrecht
von Ungeborenen ausspielen. Solange die Diskussion weiter so
unsachlich geführt wird und der Paragraf bestehen bleibt, werden
Ärzte kriminalisiert und Abbrüche tabuisiert. Die Folge: Die
Bereitschaft junger Ärzte, Abbrüche vorzunehmen, sinkt. Die Zahl der
Einrichtungen, die Abbrüche vornehmen, ist seit 2003 um 40 Prozent
eingebrochen. Diese Entwicklung gefährdet die Versorgung und damit
das Leben vieler Frauen.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

672421

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu US-Streit mit Huawei Stuttgart (ots) - Der Konflikt zwischen Huawei und den USA ist alt: Seit 2012 versperrt die US-Regierung Huawei den Eintritt ins Netzwerk- und Mobilfunkgeschäft - aus Angst, Peking könnte die USA ausspionieren. Wenn die US-Regierung nun Klage gegen Huawei erhebt, ist das nur folgerichtig. Und es ist, in den Zeiten des amerikanisch-chinesischen Handelsstreites, hoch gefährlich. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Anti-Huawei-Politik der Amerikaner den chinesischen Telekommunikationsgiganten tatsächlich ins Schlingern bringen könnte. mehr...

  • Westfalenpost: Bundeswehr: Im Labyrinth der Verantwortung Hagen (ots) - Es gibt zwei Armutsberichte in Deutschland. Einer heißt nur anders und es ist der Wehrbeauftragte, der ihn beisteuert. Die aktuelle Ausgabe beweist: Auch eine Großorganisation wie die Bundeswehr mit einem 43-Milliarden-Euro-Etat kann arm dran sein. Ersatzteile fehlen, Instandsetzungen ziehen sich hin, die Qualität stimmt nicht, Kosten explodieren. All die angekündigten und gefeierten "Trendwenden" beim Material seien überwiegend "noch nicht spürbar", schreibt der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels. Anspruch und Wirklichkeit mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Mehr Wunsch als Wissen = VON THOMAS REISENER Düsseldorf (ots) - Glaubt man der Studie des Deutschen Instituts für Menschenrechte, haben Behinderte in NRW nicht viel zu lachen. Zwar erkennt die Studie auch Fortschritte an. Im Wesentlichen beschäftigt sie sich aber mit Defiziten: Wohnen, Mobilität, Bildung und Arbeit - wo immer die Autoren hinschauen, sehen sie bei der Integration behinderter Menschen deutliche Abweichungen vom Soll. Mal abgesehen davon, dass die Autoren selbst die mangelhafte Datenbasis ihrer Studie einräumen: Ist das Ausmalen eines Ideals eigentlich schon Wissenschaft? mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gendersternchen Bielefeld (ots) - Mit der Info, das Generische Maskulinum (GM) gebe es wegen der Sprachökonomie überall, darf man Genderisten nicht kommen. Wenn man seine Rede nur an, sagen wir: Bürger adressiert, nicht auch an Bürgerinnen, stampfen sie wie kleine Kinder mit dem Fuß auf und greinen, sie fühlten sich nicht mitgemeint. Bei, sagen wir: Mörderinnen sind sie nicht so pingelig, da genügt ihnen das GM. Um überall mitgemeint zu sein, wo es ihnen gefällt, haben die Genderisten das Gendersternchen erfunden. Sie finden schon das Wort »Gendersternchen« mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Fehlendes Vertrauen = VON GREGOR MAYNTZ Düsseldorf (ots) - Preisfrage: Wenn ein Kommodore der Luftwaffe die Verantwortung für 1500 Mitarbeiter und fliegendes Gerät im Wert von drei Milliarden Euro hat, über wie viel Geld darf er dann in eigener Verantwortung verfügen? Fünf Millionen? 50.000 Euro? Oder 250 Euro? Die Empfehlung des Wehrbeauftragten lautet 50.000. Tatsächlich sind es aber nur 250 Euro. Für ein ganzes Jahr. Und das lässt ahnen, wie weit die Gängelei und zentrale Kommandowirtschaft in den Alltag aller Soldaten reicht. Dabei hat die Bundeswehr gute Erfahrungen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht