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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur CSU

Geschrieben am 18-01-2019

Bielefeld (ots) - Wenn Horst Seehofer jetzt das Amt des
CSU-Vorsitzenden abgibt, geht eine Ära zu Ende. Eine Ära mit
düsterem Schlusskapitel. Vor allem 2018 bleibt als ein Jahr des nicht
enden wollenden Krawalls zwischen CSU und CDU in Erinnerung. Ein
Jahr, dass die Fraktionsgemeinschaft der Schwesterparteien an den
Abgrund geführt hat. Und die Große Koalition noch dazu. Für
Seehofer dürfte besonders bitter sein, dass Markus Söder nach dem
Amt des Ministerpräsidenten jetzt auch das des Parteichefs »erbt«.
Beides wollte er stets verhindern. Es misslang. Dafür ist nun sein
eigener Ruf ruiniert und seine Partei übel dezimiert. Man hätte
dem 69-Jährigen, der sehr viel für Bayern und die CSU
erreicht hat, einen besseren Abgang gewünscht. Vielleicht schaut
Seehofer dieser Tage einmal mehr neidvoll auf Angela Merkel, die
zeigt, dass Stil nicht das Ende des Besens ist. Söder versucht
sich derweil in neuer Seriosität. Nichts ist mehr übrig vom Klamauk
der vergangenen Monate. Ein sachlicher Ton hat Einzug gehalten, die
neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer wurde bei der
CSU-Klausur im Kloster Seeon geradezu hofiert. Doch niemand sollte
sich täuschen: Der Weg zurück zu alter Stärke ist für die
Unionsparteien lang und steinig. Und es ist gewissermaßen die
verdiente Strafe, dass Söder jene Suppe auslöffeln muss, die er
der CSU selbst mit eingebrockt hat. Das gilt zuerst mit Blick auf
die Europawahlen im Mai. In Manfred Weber tritt ein CSU-Mann als
Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei an. Söder ist folglich
zur Solidarität gezwungen. Eine Übung in Demut und Disziplin, die dem
Franken einiges abverlangen dürfte. Zum einen, weil ihm Weber, der
selbst Ambitionen auf den Parteivorsitz hatte, politisch fremd
ist. Zum anderen, weil Söder zuletzt die Idee des geeinten Europas
in Frage gestellt und vom »Ende des Multilateralismus« fabuliert
hatte. Ob die Rückkehr zur Ernsthaftigkeit aufrichtig ist und ob
sie noch rechtzeitig kommt, um der CSU wieder bessere Zeiten
zu bescheren, wird sich zeigen. Glaubwürdigkeit lässt sich sehr viel
leichter verspielen als sie zurückzugewinnen ist. Und: Über die
Europawahl hinaus hat die CSU in diesem Jahr kaum Möglichkeiten,
Akzente zu setzen. Die politische Musik spielt 2019 andernorts. Bei
den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen ist die CSU
nur Zuschauer. Das Gleiche dürfte weitgehend auch mit Blick auf die
im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD für den Herbst
vereinbarte Zwischenbilanz der Großen Koalition gelten. Den
Christsozialen bleibt nur die harte Arbeit in der Sache - in Bayern
wie im Bund. Und was Letzteres angeht, ist hier in der jüngeren
Vergangenheit mit Ausnahme von Entwicklungsminister Gerd Müller kein
CSU-Politiker sonderlich positiv aufgefallen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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