(Registrieren)

FZ: Kein Mut zu Merz Kommentar der "Fuldaer Zeitung" Samstag zum CDU-Parteitag

Geschrieben am 07-12-2018

Fulda (ots) - Wenn es lange unter der Oberfläche brodelt, wenn es
dort, wo sich Frustration und Verdruss Bahn brechen wollen, dauerhaft
keinen Durchbruch gibt, kommt es irgendwann zu einer gewaltigen
Eruption, die viel Schaden anrichten kann. Der Hamburger Parteitag
war im Gegensatz dazu ein Paradebeispiel dafür, wie die in der CDU
nach Merkels Rücktritts-ankündigung freigesetzte Energie positiv
kanalisiert wurde. So viel Demokratie, so viel Diskussion und so viel
Aufbruch waren selten in der Partei, in der 47 Jahre lang der
Vorsitzende nicht mehr in einer Kampfkandidatur bestimmt wurde. Bis
dann gestern um 16.58 Uhr das Wahlergebnis verkündet wurde und
Annegret Kramp-Karrenbauer mit 35 Stimmen Vorsprung gegen Friedrich
Merz gewonnen hatte: Ist das wirklich das notwendige Signal an Partei
und Land, das die CDU wieder zur alten 40-Prozent-Partei machen wird?

Es scheint, als habe die Delegierten im allerletzten Moment der
Mut verlassen, einen harten Schnitt zu machen und den dringend
notwendigen Neuanfang einzuleiten. Sicher, in mancher Hinsicht wäre
Merz ein Risiko gewesen: Hätte er mit der Kanzlerin kooperativ
zusammenarbeiten können - oder hätte er die große Koalition schon
bald gesprengt, um dann selbst ins Kanzleramt einzuziehen? Seine Rede
auf dem Parteitag jedenfalls war staatsmännisch, mitreißend - und
diesbezüglich voller Hinweise: Merz voll auf Attacke gegen die AfD,
Merkels Flüchtlingspolitik und die Abgabenlast vieler Bürger. Ein
"Weiter so!", das war deutlich zu hören, wäre mit ihm nicht zu machen
gewesen.

Nun zieht mit Kramp-Karrenbauer eine Politikerin ins Adenauer-Haus
ein, die in vielen wichtigen Fragen zur Zukunft des Landes vage
bleibt, die eher für das System Merkel und Kontinuität steht als für
frischen Wind und große Visionen. Ein Kollege der "Welt" hat mit der
Formulierung, die bisherige Generalsekretärin habe eine gewisse
"Empfänglichkeit für Sozialdemokratismen", ihre bisherige Politik
treffend beschrieben. In der Tat ist davon auszugehen, dass AKK mit
Nahles & Co. konsensfähiger sein wird als ein CDU-Chef Merz.

Nein, ein Ruck wird mit Kramp-Karrenbauer weder durch die Union
noch durchs Land gehen. Dass sie die Flügel der Partei wieder
zusammenführt, der Kanzlerin auch mal deutlich Paroli bietet und der
AfD das Wasser abgräbt, all das ist nicht sehr wahrscheinlich.
Immerhin hat Merkel nach der Wahl deutliche Emotionen gezeigt: Sie
ist ihrem Ziel, die große Koalition als Kanzlerin bis 2021 zu führen,
mit AKK an der Parteispitze ein großes Stück näher gekommen. Das
Merz-Lager wird allerdings nicht locker lassen und weiter auf
Korrekturen dringen. Es wird darauf ankommen, wie es
Kramp-Karrenbauer gelingt, die mit Merkel Unzufriedenen einzubinden.
Sonst könnte die nächste Eruption schneller kommen, als der Partei
lieb ist. / Bernd Loskant



Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Bernd Loskant
Telefon: 0661 280-445
Bernd.Loskant@fuldaerzeitung.de

Original-Content von: Fuldaer Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

666514

weitere Artikel:
  • Allg. Zeitung Mainz: Aufbruch // Friedrich Roeingh zur Wahl Kramp-Karrenbauers Mainz (ots) - Demokratische Prozesse können doch noch Gefühle freisetzen. Wann hat es das je gegeben, dass auf einem CDU-Parteitag gleich drei Protagonisten den Tränen der Rührung nahe sind? Angela Merkel, die sich nach 18 Jahren Parteivorsitz mit mehr Emotionen von diesem Amt verabschiedet, als sie sich sonst erlaubt. Annegret Kramp-Karrenbauer, weil sie von ihrem denkbar knappen Sieg schlicht überwältigt ist. Und Friedrich Merz, weil er alles in die Waagschale geworfen hat, um CDU-Vorsitzender und Kanzler zu werden. Alles vergebens. mehr...

  • NRZ: Die Frau Überzeugt mehr als der Mann - von MANFRED LACHNIET Essen (ots) - Bis vor wenigen Wochen kannten sie nur politisch Interessierte: Nun steht Annegret Kramp-Karrenbauer im Rampenlicht. Dass nun sie die angeschlagene CDU zu alter Würde und Größe führen soll, glaubte kaum einer der Polit-Beobachter in Berlin. Fast alle waren sie von Friedrich Merz angefixt, von seinen markigen Sätzen und seinem breitschultrigen Auftreten. Merz fühlte sich schon als sicherer Sieger - und fällt nun tief. Ein Mann wie er wird nicht verstehen können, dass Frau Karrenbauer mit ihrer unaufgeregten Art mehr mehr...

  • Frankfurter Rundschau: Kommentar zur CDU-Wahl Frankfurt (ots) - Der Erfolg der neuen Vorsitzenden wird bemessen daran, wie sich Union und AfD in der Wählergunst weiterentwickeln. Und bei dem Duell mit der AfD geht es um mehr als um eine Neubewertung von Angela Merkels Flüchtlingspolitik. Der Erfolg der AfD ist eine Reaktion auf die global wachsenden Unterschiede zwischen Arm und Reich, die mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten der früheren Arbeiterklasse und damit verbunden die in der Bevölkerung verankerten Sorgen über die neue Arbeitswelt im Digitalen. Diese Probleme müssen angegangen mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Von wegen Mini-Merkel = VON MICHAEL BRÖCKER Düsseldorf (ots) - Was für ein Parteitag. Was für ein Adrenalinschub. Und wir reden hier über die CDU. Am Ende gewinnt die 56-jährige Politikwissenschaftlerin Annegret Kramp-Karrenbauer aus dem kleinen saarländischen Städtchen Püttlingen den Kampf um den CDU-Vorsitz, weil sie die bessere Rede gehalten hat, weil sie strategisch klug im Sozialflügel, in der Frauen-Union und den liberalen Landesverbänden Netzwerke geschmiedet und sich thematisch breit aufgestellt hat. Sie hat gewonnen, weil sie glaubhafter als Merz sagen konnte, dass mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Grüne Kehrtwende - Fall Kirchner ist eine Schlappe für Senatorin Günther, Kommentar von Joachim Fahrun Berlin (ots) - Der medienübergreifende Shitstorm war einfach zu heftig, das Meinungsbild der Kommentare zu eindeutig, die Proteste in der Partei zu gewaltig. Ihren überaus beliebten Parteifreund "Nilson" so abzuservieren, das passte vielen Grünen überhaupt nicht. Der Rauswurf des krebskranken Verkehrsstaatssekretärs Jens-Holger Kirchner, den Verkehrssenatorin Regine Günther am Dienstag durch den Senat bringen wollte, hat die Stadt über alle politischen Lager hinaus empört. Das kann sich keine Partei leisten. Zumal eine, die sich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht