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Neue Studie zeigt, dass Kohlekraftwerke zu viel Stickoxide ausstoßen. BUND und Klima-Allianz fordern: Betreiber sollen nachrüsten oder Kraftwerke abschalten

Geschrieben am 17-10-2018

Berlin (ots) - In einer neuen Studie haben die Klima-Allianz
Deutschland und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) untersuchen lassen, wie viel Stickoxide (NOx) die größeren
deutschen Kohlekraftwerke ausstoßen und wie der Ausstoß des giftigen
Gases gesenkt werden könnte. Das Ergebnis der Studie des
Beratungsinstituts Ökopol: 73 Prozent der Braunkohlekraftwerke,
darunter Blöcke von Neurath und Niederaußem am Tagebau Hambach,
schaffen nicht einmal das Mindestniveau der neuen EU-Standards.
Würden die Blöcke mit einem Katalysator ausgestattet, könnten ihre
Stickoxid-Emissionen um mehr als die Hälfte oder 55.700 Tonnen pro
Jahr gesenkt werden. Die Studie zeigt, dass die ältesten
Kraftwerksblöcke auch die dreckigsten und gesundheitsschädlichsten
sind. Für die Klima-Allianz Deutschland und den BUND folgt daraus,
dass diese Blöcke im Zuge eines Kohleausstiegs als erstes vom Netz
gehen sollten.

"Jeder PKW muss die Stickoxide in seinen Abgasen mindern. Für
Braunkohle-Kraftwerke gilt dies bislang nicht. Die deutsche
Energiewirtschaft hat seit zwanzig Jahren nichts getan, um ihren
Stickoxidausstoß zu mindern. Braunkohlekraftwerke verursachen zwei
Drittel des Gesamtausstoßes an Stickoxiden der Kohlewirtschaft. Die
Kraftwerksbetreiber versuchen nun, eine ambitionierte Umsetzung der
neuen EU-Schadstoffgrenzen zu verhindern. Wenn die Bundesregierung
dem nachgibt, schadet sie der Umwelt und setzt die Gesundheit der
Bevölkerung aufs Spiel. Kohlekraftwerke müssen entweder strenge
Schadstoffgrenzen einhalten oder abgeschaltet werden", erklärt Fabian
Hübner, Kohle-Experte der Klima-Allianz Deutschland.

Die Ergebnisse der Studie dürften auch die Mitglieder der
Kohlekommission interessieren. "Die Entscheidung über einen Fahrplan
für den Kohleausstieg muss Hand in Hand mit den neuen EU-Vorschriften
zur Luftreinhaltung gehen. Die Kohlekommission braucht konkrete
Angaben von der Bundesregierung, wie ambitioniert die neuen
EU-Schadstoffgrenzen in Deutschland umgesetzt werden. Dies wäre ein
wichtiger Baustein für den Ausstiegsfahrplan, den die Kommission
vorschlagen soll. Aber die Bundesregierung lässt ihre Kommission
weiter im Dunkeln tappen", erklärt Tina Löffelsend, Energie-Expertin
beim BUND. Mit Katalysatoren könnten die Stickoxide aus der
Braunkohleverbrennung auf weniger als ein Drittel der heutigen
Emissionen reduziert werden. Nur Kraftwerke, bei denen sichergestellt
wäre, dass sie nur noch wenige Jahre laufen, könnten mit weniger
aufwendigen Maßnahmen davonkommen. "Das bedeutet aber zugleich mehr
Schadstoffausstoß", warnt Löffelsend.

Auch Steinkohlekraftwerke könnten der Ökopol-Studie zufolge ihre
Stickoxid-Emissionen noch einmal um knapp die Hälfte mindern, wenn
sie ihren Katalysator voll ausschöpften. Für sie ist ein Katalysator
bereits seit den 1980er Jahren Pflicht. Die Kosten für zusätzliche
Maßnahmen zur Entstickung, sei es durch Katalysator-Technik oder nur
durch die Eindüsung von Harnstoff oder Ammoniakwasser, seien
insgesamt sehr gering. Sie bewegen sich im Bereich von 0,036 Cent pro
Kilowattstunde, wenn jeweils nur die eine oder andere Technik
eingesetzt würde. "Das sind äußerst geringe Kosten für einen großen
Gewinn für die Gesundheit der Bevölkerung. Ausnahmen von der Regel
sind daher nicht zu rechtfertigen," so Hübner. "Scheuen die Betreiber
den technischen Aufwand, sollten sie ihre Anlagen vorzeitig
stilllegen."

Für die Studie wurden die Stickoxid-Emissionsdaten von 40
Braunkohlekraftwerken und 68 Steinkohlekraftwerken ab 100 MW
elektrischer Leistung bei den Betreibern abgefragt und vom
Beratungsinstitut Ökopol ausgewertet. Sie enthält neben den
Kostenabschätzungen auch Empfehlungen für die Umsetzung der neuen
EU-Schadstoffgrenzen in deutsches Recht. Die technische Umsetzung
muss mit einem klaren Ausstiegsfahrplan verbunden werden. In alle
Kraftwerke, die noch mehrere Jahre laufen, sollten die Betreiber
einen Katalysator einbauen, damit sie die ambitioniertesten
Schadstoffgrenzen einhalten.

Hintergrund:

Die deutschen Kohlekraftwerke stoßen erhebliche Mengen giftiger
Stoffe wie Schwefel, Stickoxid und Quecksilber aus und belasten damit
die Luft und Gesundheit der Menschen in ganz Europa. Die
EU-Mitgliedsstaaten haben deshalb neue Schadstoffgrenzen für
Kohlekraftwerke beschlossen. Diese müssen ab 2021 eingehalten, in
Deutschland aber zuvor konkretisiert und in nationales Recht
umgesetzt werden. Die Bundesregierung hat die gesetzliche
Umsetzungsfrist im August verstreichen lassen.

Die Studie finden Sie als PDF unter:
https://www.bund.net/gutachten-nox-emissionen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) arbeitet
auf allen politischen Ebenen und wird von rund 593.000 Menschen
unterstützt. Bundesweit gibt es über 2.000 ehrenamtliche
BUND-Gruppen, die direkt in ihrer Region die Themen anpacken, die
dort wichtig sind. Pflege von Naturschutzflächen, Mobilisierung gegen
Massentierhaltungsanlagen oder Aufklärungsarbeit mit Kampagnen sind
dabei nur ein Teil. Er engagiert sich - zum Beispiel - für eine
ökologische Landwirtschaft und gesunde Lebensmittel, für den
Klimaschutz und den Ausbau regenerativer Energien, für den Schutz
bedrohter Arten, des Waldes und des Wassers. Er ist einer der großen
Umweltverbände in Deutschland.

Die Klima-Allianz Deutschland ist das breite gesellschaftliche
Bündnis für den Klimaschutz. Mit ihren 123 Mitgliedsorganisationen
aus den Bereichen Umwelt, Kirche, Entwicklung, Bildung, Kultur,
Verbraucherschutz, Jugend und Gewerkschaften setzt sie sich für eine
ambitionierte Klimapolitik und eine erfolgreiche Energiewende auf
lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene ein. Ihre
Mitgliedsorganisationen repräsentieren zusammen rund 25 Millionen
Menschen.

Gemeinsame Pressemitteilung von BUND und Klima-Allianz Deutschland



Pressekontakt:
BUND: Tina Löffelsend, BUND-Energie-Expertin, Tel.: 030-27586-433,
E-Mail: tina.loeffelsend@bund.net, bzw. Katrin Matthes,
BUND-Pressereferentin, Tel.: 030-27586-531; E-Mail: presse@bund.net,
www.bund.net

Klima-Allianz Deutschland: Fabian Hübner, Referent Kohle- und
Energiepolitik, Tel.: 030-780 899-515,
fabian.huebner@klima-allianz.de, bzw. Julia Dittmann, Referentin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 030-780 899-514,
julia.dittmann@klima-allianz.de, www.klima-allianz.de

Original-Content von: BUND, übermittelt durch news aktuell


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