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Reporter ohne Grenzen: Bulgarische Regierung muss Mord aufklären und Investigativjournalisten schützen

Geschrieben am 08-10-2018

Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die Behörden in
Bulgarien auf, den Mord an der Fernsehjournalistin Viktoria Marinova
unverzüglich aufzuklären und Journalisten besser zu schützen, die zum
Missbrauch von EU-Geldern in dem südosteuropäischen Land
recherchieren. Die brutal zugerichtete Leiche der 30-jährigen
Moderatorin war am Samstag in einem Park in der nordbulgarischen
Stadt Russe entdeckt worden. Seit Anfang 2017 wurden innerhalb der
Europäischen Union bereits vier Journalistinnen und Journalisten
wegen ihrer Arbeit ermordet.

"Der Mord an Viktoria Marinova steht für einen erschreckenden
Trend: Immer häufiger werden auch in der Europäischen Union
Journalistinnen und Journalisten ermordet, weil sie unangenehme
Themen ansprechen", sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Die EU
darf nicht wegschauen, wenn die Regierungen in den entsprechenden
Ländern unfähig oder unwillig sind, investigative Reporter zu
schützen."

GEFÄHRLICHES THEMA: MISSBRAUCH VON EU-GELDERN

Marinova arbeitete beim privaten Lokalsender TVN, einem der
meistgesehenen Fernsehsender im Nordwesten Bulgariens, für den sie
die politische Talkshow "Detektor" moderierte. In ihrer letzten
Sendung am 30. September interviewte Marinova den Journalisten
Dimitar Stojanow von der investigativen Nachrichtenseite Bivol und
seinen Kollegen Attila Biro vom Rise Project aus Rumänien. Dabei ging
es vor allem um deren Recherchen zur mutmaßlichen Veruntreuung von
EU-Geldern in Millionenhöhe durch Geschäftsleute und Politiker.
(http://ogy.de/iys3)

Bivol hatte am 11. September einen Bericht veröffentlicht, der
große bulgarische Unternehmen des Missbrauchs von EU-Geldern
bezichtigt. Unmittelbar darauf begann das Bauunternehmen GP Group mit
der Vernichtung von Dokumenten in großem Stil. Als Stojanow und Biro
- die beiden von Marinova interviewten Journalisten - dies
dokumentieren wollten, wurden sie von der Polizei festgehalten.
(http://ogy.de/ldd1). Reporter ohne Grenzen kritisierte dies scharf
und forderte die bulgarischen Behörden auf, investigative
Journalisten, die zu Korruption recherchieren, und deren Quellen
unter besonderen Schutz zu stellen (http://ogy.de/t1kj). Marinovas
Sender TVN war eines der wenigen reichweitenstärkeren Medien in
Bulgarien, die über die politisch brisanten Recherchen des
Investigativteams von Bivol berichteten.

MEHR ERMORDETE JOURNALISTEN ALS IM VORJAHR

Seit Anfang 2017 wurden innerhalb der Europäischen Union bereits
vier Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet. Im
August 2017 wurde die schwedische Journalistin Kim Wall bei
Recherchen auf dem U-Boot eines dänischen Erfinders auf brutale Weise
ermordet (http://ogy.de/bjx7). Am 16. Oktober 2017 starb die
maltesische Investigativjournalistin und Bloggerin Daphne Caruana
Galizia durch eine Autobombe (http://ogy.de/9h4e). Im Februar 2018
wurden der slowakische Investigativjournalist Ján Kuciak und seine
Verlobte Martina Kusnírová in ihrem Privathaus erschossen
(http://ogy.de/c4wr).

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Zahl der ermordeten
Journalistinnen und Journalisten weltweit 2018 größer sein wird als
im Vorjahr. Seit Beginn dieses Jahres wurden bereits 71 Journalisten,
Blogger oder Medienmitarbeiter in Zusammenhang mit ihrer Arbeit
getötet. 2017 lag diese Zahl für das gesamte Jahr bei 65
(http://ogy.de/qs8r). Besonders Frauen geraten zunehmend in das
Blickfeld der Täter: 2017 wurden doppelt so viele Journalistinnen
ermordet (10) wie im Jahr zuvor (5).

Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen
steht Bulgarien auf Rang 111 von 180 Staaten und ist damit das am
schlechtesten platzierte EU-Land.



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer / Anne Renzenbrink / Juliane Matthey
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de/presse
T: +49 (0)30 609 895 33-55
F: +49 (0)30 202 15 10-29

Original-Content von: Reporter ohne Grenzen e.V., übermittelt durch news aktuell


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