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Griechenland: Immer mehr Kinder versuchen sich im Lager in Moria das Leben zu nehmen - Ärzte ohne Grenzen fordert Evakuierung in andere EU-Staaten

Geschrieben am 19-09-2018

Athen/Berlin (ots) - Alle Kinder und andere besonders verletzliche
Menschen müssen umgehend aus dem Flüchtlingslager in Moria auf Lesbos
in Sicherheit gebracht werden. Sie müssen in Unterkünfte auf dem
griechischen Festland und in andere Staaten der Europäischen Union
verlegt werden, fordert Ärzte ohne Grenzen. Das völlig überfüllte
Lager in Moria bietet den meist durch Krieg und Gewalt
Traumatisierten keinerlei Schutz und belastet diese im Gegenteil
psychisch und physisch noch mehr. Fast ein Viertel der Kinder und
Jugendlichen, mit denen Mitarbeiter der internationalen
Hilfsorganisation in diesem Frühjahr Therapiegespräche führten,
hatten daran gedacht oder versucht, sich umzubringen oder verletzten
sich selbst.

"Diese Kinder kommen aus Ländern, in denen Krieg herrscht, und wo
sie extreme Gewalt und Traumatisches erlebt haben. Anstatt dass sie
in Europa Schutz und Hilfe bekommen, werden sie Angstsituationen,
Stress und weiterer, auch sexueller Gewalt ausgesetzt", beschreibt
Declan Barry, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in
Griechenland. "Darüber hinaus ist die Umgebung gesundheitsschädlich.
Als Folge erleben wir viele Fälle von wiederkehrendem Durchfall und
Hautinfektionen bei Kindern aller Altersgruppen. Angesichts der
Überfüllung und der unhygienischen Zustände im Camp ist das Risiko
von Krankheitsausbrüchen sehr hoch."

In einer Gruppentherapie für Kinder und Jugendliche im Alter von
sechs bis 18 Jahren beobachteten die Teams von Ärzte ohne Grenzen
zwischen Februar und Juni dieses Jahres, dass 18 der 74 jungen
Patienten sich selbst verletzten, versucht hatten, sich umzubringen,
oder daran gedacht haben, Suizid zu begehen. Andere der Kinder und
Jugendlichen litten unter starker Beeinträchtigung der
Sprachfähigkeit, Panikattacken, Angstzuständen, aggressiven
Gewaltausbrüchen und ständigen Albträumen.

Die Strategie, Flüchtlinge und Migranten auf den griechischen
Inseln zu sammeln, hat dazu geführt, dass mehr als 9.000 Menschen auf
unbestimmte Zeit im Camp in Moria feststecken, das nur für 3.100
Menschen ausgelegt ist. Ein Drittel von ihnen sind Kinder. Allein in
den ersten beiden Septemberwochen kamen mehr als 1.500 neue Menschen
auf Lesbos an. Da es keinen Platz mehr für sie gab, leben sie nun
ohne Unterkunft, ohne ausreichend Essen und mit einem extrem
eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Teams von
Ärzte ohne Grenzen haben viele Kinder behandelt, die eigentlich
dringend in Athen medizinisch versorgt werden müssten. Weil es für
sie aber auf dem Festland keine Unterbringung gibt, müssen sie in
einem Umfeld weiterleben, in dem ihre körperliche und psychische
Verfassung sich noch verschlechtern.

"Seit drei Jahren fordert Ärzte ohne Grenzen von der griechischen
Regierung und der Europäischen Union, dass sie Verantwortung
übernehmen für ihr kollektives Versagen und nachhaltige Lösungen
schaffen, um diese katastrophale Situation zu beenden", sagt Louise
Roland-Gosselin, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in
Griechenland. "Es ist Zeit, die verletzlichsten Menschen unverzüglich
in Sicherheit zu bringen und diesen endlosen Kreislauf aus Notfall,
Entspannung und schrecklichen Bedingungen in Moria zu beenden. Es ist
Zeit, den EU-Türkei-Deal zu beenden."

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2017 in Moria mit den
Schwerpunkten Pädiatrie, psychologische Unterstützung für Kinder
sowie Beratung zur Familienplanung. Außerdem betreibt die
Organisation seit Oktober 2016 eine Klinik für psychische Gesundheit
in Mytilini.



Pressekontakt:
Kontakt: Daniela Zinser, Tel. 030 700 130 357,
daniela.zinser@berlin.msf.org, Twitter: @msf_de

Original-Content von: Ärzte ohne Grenzen, übermittelt durch news aktuell


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