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Repräsentative Umfrage zum Weltkindertag 2018: Armutszeugnis für Kinderfreundlichkeit in Deutschland

Geschrieben am 19-09-2018

Berlin (ots) - Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des
Deutschen Kinderhilfswerkes anlässlich des morgigen Weltkindertages
zeigt einen deutlichen Handlungsauftrag für die Politik, mehr als
bisher für eine kinderfreundliche Gesellschaft in Deutschland zu tun.
Dabei wurden verschiedene Aspekte abgefragt: 85 Prozent der Befragten
sehen es als sehr wichtig oder wichtig an, dass sich Politikerinnen
und Politiker genügend um die Bekämpfung der Kinderarmut in
Deutschland kümmern. Dass sie dies tatsächlich machen, meinen nur 16
Prozent. Sehr große Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit
gibt es auch bei der Unterstützung von Familien, beim Schutz von
Kindern vor Gewalt, bei Fragen hinsichtlich selbstbestimmter Zeit
sowie ausreichender Erholung und Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für
Kinder. Außerdem sehen mehr als ein Drittel der Befragten Probleme
bei der Umsetzung des Anspruchs, dass man sich in Deutschland gut um
Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert.

Gleichzeitig ist eine knappe Mehrheit der Befragten von 56 Prozent
der Meinung, dass Deutschland alles in allem ein kinderfreundliches
Land ist. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als noch vor drei
Jahren. Nach dem Urteil von 39 Prozent der Befragten ist Deutschland
dagegen kein kinderfreundliches Land.

"Die Ergebnisse der Umfrage zum Weltkindertag 2018 sind ein
Armutszeugnis für unser Land. Die Diskrepanz zwischen den Ansprüchen
der Menschen an eine kinderfreundliche Gesellschaft und deren
Verwirklichung ist teilweise erschreckend. Das gilt insbesondere für
die Bekämpfung der Kinderarmut und den Schutz von Kindern vor Gewalt.
Wir schaffen es aber auch nicht, unseren Kindern genug
selbstbestimmte Zeit und Erholung sowie ausreichend Spiel- und
Freizeitmöglichkeiten zu ermöglichen. Die Zahlen sind ein klarer
Auftrag für die Politik zu handeln, damit wir uns endlich auf den Weg
zu einer kinderfreundlichen Gesellschaft für alle Kinder machen, und
es egal ist, woher ein Kind kommt oder ob seine Familie arm ist",
betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

"Für Kinderfreundlichkeit ist neben der Politik auch die soziale
Gemeinschaft verantwortlich. Denn sie beginnt im Alltag, beim
direkten und respektvollen Umgang mit Kindern. Dieser Respekt ist in
unserer Gesellschaft leider an vielen Stellen nur unzureichend
vorhanden. Schließung von Spielstraßen, Verwahrlosung von
Kinderspielplätzen, Klagen gegen Kinderlärm oder Restaurants und
Hotels, in denen Kinder keinen Zutritt haben, sind Anzeichen einer
kinderentwöhnten und an manchen Stellen sogar kinderfeindlichen
Gesellschaft", so Krüger weiter.

Die Umfrageergebnisse im Einzelnen

1. Wichtigkeit verschiedener Aspekte für eine kinderfreundliche
Gesellschaft

Fast alle Befragten (98 Prozent) sind der Meinung, dass der Schutz
von Kindern vor Gewalt für eine kinderfreundliche Gesellschaft sehr
wichtig oder wichtig ist. Jeweils 93 Prozent betrachten die
Unterstützung von Familien mit Kindern (z.B. finanziell oder durch
eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie) sowie ausreichende
Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder als sehr wichtig oder
wichtig für eine kinderfreundliche Gesellschaft. Für 87 Prozent ist
selbstbestimmte Zeit und ausreichend Erholung für Kinder sehr wichtig
oder wichtig und für 85 Prozent, dass sich Politikerinnen und
Politiker genügend um die Bekämpfung von Kinderarmut kümmern.

Jeweils etwas mehr als drei Viertel der Befragten halten es für
eine kinderfreundliche Gesellschaft für sehr wichtig oder wichtig,
dass die Bedürfnisse von Kindern im Alltag (z.B. in der
Öffentlichkeit, im Restaurant, in der Nachbarschaft, etc.)
berücksichtigt werden (79 Prozent) und dass man sich in Deutschland
gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert (77 Prozent). Dass
Kinder bei Angelegenheiten, die sie selbst betreffen, mitbestimmen
dürfen, finden 60 Prozent der Befragten sehr wichtig oder wichtig.

In der Bewertung der verschiedenen Aspekte zeigen sich kaum
Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Ost- und Westdeutschen oder
den verschiedenen Altersgruppen. Jüngere, unter 30-jährige Befragte
halten es etwas häufiger als ältere Befragte für sehr wichtig oder
wichtig, dass sich Politikerinnen und Politiker genügend um die
Bekämpfung von Kinderarmut kümmern und dass man sich in Deutschland
gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert.

Die Einschätzungen darüber, was für eine kinderfreundliche
Gesellschaft wichtig ist, unterscheiden sich auch nach
Parteianhängerschaft nicht wesentlich. Dass man sich in Deutschland
gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert, ist - im Gegensatz zu
den Anhängerinnen und Anhänger aller anderen Parteien - nur einer
Minderheit der AfD-Anhängerinnen und -Anhänger wichtig.

2. Umsetzungsgrad verschiedener Aspekte für eine kinderfreundliche
Gesellschaft

Eine Mehrheit der Befragten sieht die Berücksichtigung der
Bedürfnisse von Kindern im Alltag (56 Prozent) sowie ausreichende
Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (55 Prozent) in
Deutschland als sehr gut oder gut erfüllt an. Weniger als die Hälfte
der Befragten hält die Punkte selbstbestimmte Zeit und ausreichend
Erholung für Kinder (46 Prozent), Schutz der Kinder vor Gewalt (42
Prozent) und Kümmern um Kinder aus Flüchtlingsfamilien (42 Prozent)
für sehr gut oder gut erfüllt.

Nur jeweils etwa ein Drittel meint, dass die Punkte Unterstützung
von Familien mit Kindern (35 Prozent) sowie Mitbestimmung von Kindern
(32 Prozent) sehr gut oder gut erfüllt sind. Dass Politikerinnen und
Politiker sich genügend um die Bekämpfung von Kinderarmut kümmern,
meinen nur 16 Prozent der Befragten.

Jüngere sehen es deutlich häufiger als ältere Befragte als gegeben
an, dass Kinderbedürfnisse im Alltag berücksichtigt werden, dass es
ausreichend Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder gibt, dass
Kinder ausreichend selbstbestimmte Zeit und Erholung haben und dass
Kinder vor Gewalt geschützt sind. Männer meinen häufiger als Frauen,
dass Kinder in Deutschland vor Gewalt geschützt sind.

Die Anhängerinnen und Anhänger der Unionsparteien meinen häufiger
als die der anderen Parteien, dass in Deutschland Kinderbedürfnisse
im Alltag berücksichtigt werden, dass es ausreichend Spiel- und
Freizeitmöglichkeiten für Kinder gibt, dass Kinder ausreichend
selbstbestimmte Zeit und Erholung haben, dass Familien mit Kindern
finanziell und auch durch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
unterstützt werden, dass Kinder mitbestimmen können und dass
Politikerinnen und Politiker sich genügend um die Bekämpfung von
Kinderarmut kümmern. Die Anhängerinnen und Anhänger der AfD meinen
seltener als die der anderen Parteien, dass Kinder in Deutschland vor
Gewalt geschützt werden, glauben aber deutlich häufiger, dass man
sich in Deutschland gut um Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmert.

3. Diskrepanzen zwischen "Soll"- und "Ist"-Zustand

Alle abgefragten Aspekte werden von der großen Mehrheit der
Befragten als sehr wichtig oder wichtig für eine kinderfreundliche
Gesellschaft erachtet - dass sie gegenwärtig in Deutschland auch sehr
gut oder gut erfüllt sind, meint jeweils ein deutlich geringerer
Anteil der Befragten.

Die größten Diskrepanzen zwischen der Bedeutung der Aspekte für
ein kinderfreundliches Land und ihrem wahrgenommenen Erfüllungsgrad
zeigen sich bei den Punkten Bekämpfung von Kinderarmut (Diskrepanz
von 69 Prozentpunkten), Unterstützung von Familien (Diskrepanz von 58
Prozentpunkten) sowie beim Schutz der Kinder vor Gewalt (Diskrepanz
von 56 Prozentpunkten). Aber auch bei den Fragen hinsichtlich
selbstbestimmter Zeit und ausreichender Erholung für Kinder
(Diskrepanz von 41 Prozentpunkten) sowie nach ausreichenden Spiel-
und Freizeitmöglichkeiten für Kinder (Diskrepanz von 38
Prozentpunkten) sehen die Befragten große Defizite. Das gilt auch bei
der Frage, ob man sich in Deutschland gut um Kinder aus
Flüchtlingsfamilien kümmert (Diskrepanz von 35 Prozentpunkten).

4. Ist Deutschland ein kinderfreundliches Land?

Nur eine knappe Mehrheit der Befragten (56 Prozent) ist der
Meinung, dass Deutschland alles in allem ein kinderfreundliches Land
ist. Nach dem Urteil von 39 Prozent ist Deutschland kein
kinderfreundliches Land.

Jüngere meinen häufiger als Ältere (80 zu 47 Prozent) und
Westdeutsche häufiger als Ostdeutsche (58 zu 43 Prozent), dass
Deutschland alles in allem ein kinderfreundliches Land ist.

Während die Anhängerinnen und Anhänger der Union
überdurchschnittlich häufig (68 Prozent) der Meinung sind, dass
Deutschland ein kinderfreundliches Land ist, meinen die der
Linkspartei und der AfD mehrheitlich, dass Deutschland kein
kinderfreundliches Land ist (51 Prozent bzw. 64 Prozent).

Für die repräsentative Umfrage zum Weltkindertag 2018 wurden vom
Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Deutschen
Kinderhilfswerkes deutschlandweit 1.007 wahlberechtigte Personen ab
18 Jahren befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt zwischen bei
+/- drei Prozentpunkten.

Weitere Ergebnisse der Umfrage können unter
www.dkhw.de/umfrage-weltkindertag-2018 heruntergeladen werden.



Weitere Informationen und Rückfragen:

Uwe Kamp, Pressesprecher
Telefon: 030-308693-11
Mobil: 0160-6373155
Fax: 030-308693-93
Mail: presse@dkhw.de
Internet: www.dkhw.de und www.facebook.com/dkhw.de
Twitter: @DKHW_de

Original-Content von: Deutsches Kinderhilfswerk e.V., übermittelt durch news aktuell


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