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Keinen gezuckerten Kakao mehr im NRW-Schulmilchprogramm: Ärzte, Wissenschaftler, Lehrer- und Elternvertreter appellieren an Landesregierung

Geschrieben am 14-09-2018

Berlin (ots) -

- Experten für ausgewogene Mittagsverpflegung, Obst und Gemüse
statt Zuckermilch
- Kinderärzteverband, Adipositas-Gesellschaft,
Bundeszahnärztekammer werben für Änderungen am
Schulmilchprogramm in NRW
- Auch Vorsitzende von GEW, Jungen Lehrern und Elternkonferenz
zeichnen Appell

Renommierte Ärzte, Ernährungsexperten und Wissenschaftler sowie
Vertreter von Lehrern und Eltern appellieren an die Landesregierung
in Nordrhein-Westfalen, die steuerfinanzierte Förderung von
gezuckertem Kakao im Schulmilchprogramm zu beenden. In einem von der
Verbraucherorganisation foodwatch initiierten und am Freitag
veröffentlichten Empfehlungsschreiben sprechen sie sich dafür aus,
statt auf Subventionen für Milchprodukte mit zugesetztem Zucker auf
eine ausgewogene Mittagsverpflegung und ausreichend Obst und Gemüse
an Schulen und Kindertagesstätten zu setzen.

Führende Diabetologen, Ernährungswissenschaftler, Zahnmediziner
und Kinderärzte argumentieren in dem Schreiben, weshalb aus ihrer
Sicht die Förderung von Milchprodukten mit Zuckerzusatz nachteilig
ist. Auch die NRW-Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW), der Landeselternkonferenz sowie der Jungen Lehrer
zeichneten den Appell.

"Die Verteilung gezuckerter Schulmilchen ist antiquiert und
schädlich für die Gesundheit der Kinder - sie sollte nicht mehr
gefördert werden", erklärte zum Beispiel Prof. Dr. Matthias Blüher,
Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

Der frühere Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
(DGE), Prof. Dr. Helmut Heseker vom Institut für Ernährung der
Universität Paderborn sagte: "In den 60er Jahren hat es sicherlich
Sinn gemacht, den damals 'schmächtigen' Kindern eine preisreduzierte,
energie- und nährstoffreiche Pausennahrung zukommen zu lassen. Aber
heute benötigen Kinder und Jugendliche kein energiehaltiges
Pausengetränk. Leider ist es inzwischen eine reine Marketingmaßnahme,
um den Milchabsatz zu erhöhen."

"Wir als Eltern wünschen uns im Lebensraum Schule, dass unseren
Kindern ein gesundes und vollwertiges Nahrungsangebot für den
Schultag unterbreitet wird", formulierte Dr. Christina Herold,
Vorsitzende der Landeselternkonferenz.

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der
Bundeszahnärztekammer, argumentierte: "Wissenschaftliche Forschungen
belegen, dass das Kariesrisiko deutlich mit der Frequenz der
Zuckeraufnahme zusammenhängt. Deshalb sollte auf zuckerhaltige
Zwischenmahlzeiten oder Getränke verzichtet werden."

Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende der GEW: "Das Land NRW wäre
gut beraten, das Schulmilchprogramm auf nicht gezuckerte Milch zu
reduzieren, so wie es bereits 13 andere Bundesländer gemacht haben.
Von dem eingesparten Geld könnte zum Beispiel der Programmteil
'Schulobst- und Gemüse' erweitert werden."

Das Empfehlungsschreiben unterstützen zudem Dr. Roswitha
Dickerhoff (Kinderärztin, ehemals Universitätsklinikum Düsseldorf),
Dr. Thomas Fischbach (Kinderarzt in Solingen und Präsident des
Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte), Dr. Marcus Heidemann
(Sprecher der Bielefelder Kinder- und Jugendärzte), Dr. Jens Kröger
(Vorstandsvorsitzender von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe),
Prof. Dr. med Alfred Längler (Leitender Arzt der Abteilung für Kinder
und Jugendmedizin und Ärztlicher Direktor am Gemeinschaftskrankenhaus
Herdecke), Prof. Dr. Volker Peinelt (Mönchengladbach; ehemaliger
Hochschullehrer an der Hochschule Niederrhein, Fachbereich
Oecotrophologie, zuständig für den Bereich Catering-Services mit dem
Schwerpunkt Schulverpflegung), Univ. Prof. Dr. med. Andreas Pfeiffer
(Direktor der Abteilung Endokrinologie, Diabetes und
Ernährungsmedizin der Charité und der Abt. Klinische Ernährung am
Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke), Prof.
Dr. Thomas Reinehr (Chefarzt der Abteilung für Pädiatrische
Endokrinologie, Diabetologie und Ernährungsmedizin, Vestische Kinder-
und Jugendklinik der Universität Witten/Herdecke) sowie Sarah Wanders
(Vorsitzende junge lehrer nrw).

foodwatch forderte die nordrhein-westfälische Umweltministerin
Ursula Heinen-Esser auf, den Argumenten der Experten zu folgen und im
Sinne der Kindergesundheit die Kakao-Förderung mit Steuergeldern zu
stoppen. Nordrhein-Westfalen ist neben Berlin und Brandenburg das
einzige Bundesland, das an der Förderung gezuckerter Milchprodukte
festhält. Nach Kritik von foodwatch hatte zuletzt Hessen ein Ende der
Kakao-Förderung verkündet. In NRW kündigte Ministerin Heinen-Esser
eine Evaluation des Schulmilchprogramms bis zu den Herbstferien an.

15 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten als übergewichtig -
ein wesentlicher Grund dafür ist eine unausgewogene Ernährung.
Besonders der zu hohe Konsum gezuckerter Lebensmittel wird von
Ernährungswissenschaftlern, der Ärzteschaft und der
Weltgesundheitsorganisation gleichermaßen bemängelt. Die
Bundesregierung hat Zuckerreduktion zum politischen Ziel erklärt. Aus
Sicht von foodwatch ist die Zucker-Förderung über das
Schulmilchprogramm daher verfehlt. Stattdessen müsse das Land eine
ausgewogene Mittagsverpflegung mit verpflichtenden Qualitätsstandards
durchsetzen, über die auch die Kalziumversorgung gewährleistet werden
kann. Zudem könne ein Schulobst- und Gemüse-Programm für alle Schulen
statt nur für einige in NRW angeboten werden. Nicht zuletzt sind die
Schulmilchprodukte in NRW alles andere als günstig - wollen Eltern
oder Schulen den Kindern regelmäßig Milch anbieten, können sie dies
über Produkte aus dem Handel deutlich preisgünstiger umsetzen.

Link: E-Mail-Aktion von foodwatch:
www.aktion-schulmilch.foodwatch.de

Quellen und weiterführende Informationen:

- Empfehlungsschreiben inklusive Zitaten von Ärzten,
Wissenschaftlern und Experten für Änderungen am
NRW-Schulmilchprogramm: www.t1p.de/w07x
- Zusammenfassung der foodwatch-Recherchen zu Schulmilch (Stand:
14. August 2018): www.t1p.de/tgu4



Pressekontakt:
Andreas Winkler
E-Mail: presse@foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 290

Original-Content von: foodwatch e.V., übermittelt durch news aktuell


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