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Mittelbayerische Zeitung: Einfach und doch so kompliziert / Die Leichtathletik-EM wird gut ankommen. Doch der Sport bräuchte mehr nur eine Woche Aufmerksamkeit - Formate wie Biathlon. Von Claus-Diete

Geschrieben am 05-08-2018

Regensburg (ots) - Leichtathletik ist einfach. Sehr einfach. Jeder
hat wenigstens eine grobe Ahnung. Denn jeder ist schon mal gelaufen
und weiß, wie sich das anfühlt. Jeder ist auch schon mal gesprungen,
auch wenn es in Weite und Höhe für Otto Normalverbraucher eher Hüpfer
sind. Jeder hat auch geworfen. Irgendwas, und sei es der Schlagball,
wie das früher mal üblich war in der Schule. Das ist zwar keine
olympische Disziplin, aber macht es nachvollziehbar. Wer es am
schnellsten oder weitesten kann, der ist der Beste. So weit, so gut.
Aber mit der Leichtathletik ist es irgendwie auch schrecklich
kompliziert. Es wird nicht allen gefallen: Aber vielleicht ist die
gute, alte Leichtathletik tatsächlich eine der sich selbst am
schlechtesten verkaufenden Sportarten. Gut, bei Olympia ist Laufen,
Werfen, Springen immer noch das Herzstück und Schwimmen das andere.
Und doch: Wo ist sie sonst die Wahrnehmung? Dieser Tage wird sie
sicher wieder nach oben schnellen. Die Heim-EM gut zur besten
Sendezeit. Das ist ja was. Vor neun Jahren bei der Weltmeisterschaft
musste man die öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten fast nötigen,
das zu tun, weil die Zweifel an manierlichen Einschaltquoten groß
waren. Diesmal war davon nichts zu hören. Im Gegenteil: Sport und
Fernsehen schnüren in Glasgow und Berlin ein Gemeinschaftspaket mit
sieben Sportarten und versuchen in Zeiten, in denen es im TV-Sport
vor allem um Fußball, aber auch um Fußball und dann noch um Fußball
geht, entgegenzusteuern. Klar ist: Das Projekt wird gelingen,
vornehmlich für die Leichtathletik. Zumindest vordergründig. Eine
Woche lang werden spektakuläre Bilder mit Zeitlupen und Emotionen in
alle Richtungen in die Wohnzimmer transportiert und im Stadion
goutiert. Aber was kommt danach? Leichtathletik ist eine der
ursprünglichsten Formen des Sports - und reduziert sich doch auf die
Momentaufnahmen von Olympia, Welt- und Europameisterschaften. Einmal
im Jahr eine Woche oder ein bisschen mehr, das war's. Wer hierzulande
verfolgt die Diamond League, die höchste Kategorie von dem, was
früher einmal Sportfest hieß? Wen juckt eine Team-EM, obwohl dort
nicht nur Siege, sondern jeder Platz und jeder Punkt zählt? Und wohin
strömen Zuschauer? Zu sehen auch in Regensburg: Die Sparkassen-Gala
bringt seit 2006 Sportler zuvor ungeahnter Qualität in die Stadt,
trotzdem lockt ein sechstklassiges Fußball-Relegationsspiel mehr
Fans. Leichtathletik ist auch in der Schule, wo so mancher Lehrer so
manches Talent entdeckte, nicht mehr so fester Bestandteil wie es das
einst war. Eltern schützen ihre Kinder vor Niederlagen, weil sie das
seelisch so schwer verkraften. Dabei ist der Lernfaktor so einfach
wie Leichtathletik wäre: Der eine kann schnell laufen, der andere
kann besser rechnen. Wo ist das Problem? So ist das bei Menschen.
Natürlich torpediert sich die Leichtathletik auch selbst. Natürlich
kann man gut nachhelfen - und tut es reichlich (übrigens nicht nur
bei den bösen Russen). Lange, viel zu lange, wurden derartige Taten
von den Leichathletik-Höchsten nicht nur gefördert, sondern daran
sogar verdient. Dazu schafft es die Leichtathletik nicht, ihr Plus zu
vermarkten: Wer weiß, ob 1:44 oder 1:54 Minuten über 800 Meter der
Männer schnell sind oder nicht? Wer schneller im Ziel ist, sieht
jeder. Biathlon zum Beispiel hat es mit weit weniger Potenzial zu
weit höherer Aufmerksamkeit geschafft, weil die Formate passen. Ein
nachvollziehbares Liga-System für Athleten auch international
oder/und Nationalmannschaften in der Leichtathletik wäre bestimmt
machbar. So wird der Effekt nach Berlin wohl flott wieder verpuffen.
2019 kommt eine WM in Katar mit einem Marathon um Mitternacht.
Leichtathletik ist eben verflucht kompliziert.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

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