(Registrieren)

Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zu den Iran-Sanktionen

Geschrieben am 11-05-2018

Bielefeld (ots) - Donald Trumps Entscheidung, die US-Sanktionen
gegen den Iran wieder in Kraft zu setzen, haben politisch schon jetzt
verheerende Konsequenzen. Wirtschaftlich werden die Folgen zwar nur
wenige Unternehmen hierzulande ganz unmittelbar treffen, langfristig
aber sehr viele mehr. Begründet hat der US-Präsident seine
Entscheidung außer mit der äußeren Bedrohung auch mit
Menschenrechtsverletzungen im Iran. Würden alle das Argument ernst
nehmen, müssten die Wirtschaftsbeziehungen zu vielen Staaten von
China bis Saudi-Arabien sofort abgebrochen werden. Gegner von
Sanktionen bauen stattdessen darauf, dass wachsender Wohlstand
automatisch politische Freiheiten fördert. Jede Sanktion löst im
Übrigen Phantasien aus, wie sie umgangen werden kann. Das war im Iran
bisher nicht anders. Und das wird auch nach 2018 so sein. Trotzdem
haben Sanktionen Folgen. Sie verlängern Exportwege und erhöhen die
Kosten. Das freut die Wettbewerber aus China, Indien, Russland und
der Türkei, die diese Probleme aus verschiedenen Gründen nicht haben.
Größer ist auch in Deutschland die Zahl der Firmen, die mittel- und
langfristig unter den Sanktionen und den Einschränkungen der
Handelsfreiheit im Allgemeinen leiden werden. Schon werden die ersten
Prognosen nach unten korrigiert. Mit jeder neuen fragwürdigen
Trump-Aktion wird es wahrscheinlicher, dass aus ihnen Realität wird.
Unmittelbar betroffen sind europäische Banken und Versicherer, die in
den USA Geschäfte machen. Das Risiko, dort bestraft zu werden, hielt
schon bislang die meisten ab, Geschäfte im Iran zu finanzieren oder
abzusichern. Die Aufforderung des neuen US-Botschafters in Berlin,
Richard Grenell, deutsche Firmen sollten sich schnellstmöglich aus
dem Iran zurückziehen, ist eine Drohung - und nicht die Art, wie man
mit Bündnispartnern umgeht. Trump treibt nicht nur einen weiteren
Keil ins westliche Bündnis. Er missachtet den Grundsatz, dass
geschlossene Verträge einzuhalten sind. So schwächt er die Rolle der
USA für lange Zeit. Schon fragt man sich: Was ist ein »Deal« wert,
wenn die Einhaltung von Personen abhängt? Angela Merkels Antwort
fällt deutlich aus: »Trump verletzt das Vertrauen in die
internationale Ordnung«, sagte die Kanzlerin auf dem Katholikentag.
Recht hat sie - auch in der Deutlichkeit. Vielleicht stärkt der
US-Präsident auf die Weise immerhin ungewollt den EU-Einigungsprozess
und speziell Emmanuel Macron. Denn Trump kann überhaupt nur so
agieren, weil die USA so groß und weitgehend autark sind - viel
größer und stärker als jeder europäische Staat für sich allein. Was
die direkten Folgen für deutsche Betriebe betrifft, die schon im Iran
investiert haben, hält die Politik keinen schnellen Ausweg bereit.
Die Regierung kann den Schaden, der durch Sanktionen eines anderen
Staates entsteht, nicht einfach übernehmen - rechtlich nicht und
finanziell auch nicht. Kein Zweifel besteht, dass das Regime in
Teheran und insbesondere die Hardliner im Hintergrund gefährlich sind
- wie gefährlich, das zeigten erneut die 20 Raketen, die in der Nacht
auf Donnerstag von iranischen Stellungen in Syrien auf israelisches
Militär abgefeuert wurden. Hinzu kommt Teherans Rolle als Sponsor von
Hisbollah und Hamas. Nicht zuletzt kollidiert der Anspruch,
Schutzmacht aller Schiiten zu sein, in der Region mit den Ansprüchen
Saudi-Arabiens. Gerade deshalb: Ein Iran ohne Atomwaffen ist weniger
gefährlich als ein Iran mit Atomwaffen. Und ein nicht idealer Vertrag
kann besser sein als gar keiner. Über die Themen, die der Atompakt
nicht regelt, muss verhandelt werden. Das ist mit dem Iran nicht
leicht, aber möglich. Und es ist besser als Krieg - noch mehr Krieg.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

637674

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Spitzensport-Reform Bielefeld (ots) - Wer hat wem, was und wann zugesagt? Und in welcher Reihenfolge sollten denn nun die besprochenen Dinge abgearbeitet werden? Um diese Fragen geht es im aktuellen Gerangel in Sachen Finanzierung der Spitzensport-Reform. Und natürlich ums Geld. Der Deutsche Olympische Sportbund bekommt acht Millionen Euro in diesem Jahr mehr als bisher, hoffte aber auf 20 bis 40. Perspektivisch klafft bis 2021 die Lücke dann weiter (30 anstatt 100). Um diese acht Millionen mehr zu kassieren, hat der Sport so ziemlich alles in Frage mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Wirklichkeit überholt Bischöfe - Kommentar zum Katholikentag Ravensburg (ots) - Katholikentage sind wie Familientreffen: Mitunter wird heftig gestritten. Warum soll das beim Christentreffen, das morgen in Münster endet, anders sein? Konflikte, die sonst nicht ausgetragen werden können, finden ihren Platz, ihren Raum und ihre Zeit. Wenn der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erwartet, dass die Christentreffen sich mit Forderungen zu Glaubensfragen zurückhalten, hat er vieles nichts verstanden. Es sei nicht Aufgabe der Laien, laute Forderungen in Fragen der Sakramentenlehre zu erheben, mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Alles andere als stabil - Leitartikel zu Grün-Schwarz Ravensburg (ots) - Basta-Politik ist nicht der Stil von Thomas Strobl. Dass er innerhalb weniger Tage zwei Mal auf den Tisch gehauen hat, lässt zum zweiten grün-schwarzen Hochzeitstag tief blicken. Der CDU-Landesvorsitzende und Innenminister hat beim Parteitag vergangenen Samstag mit scharfen Worten seine Gegner in der Landtagsfraktion aufgefordert: "Hört auf mit diesen Spielchen!" Klartext redete er auch am Mittwoch im Landtag und griff FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke scharf an. Strobl hat verstanden, was die Stunde geschlagen mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: DGB macht Druck für existenzsichernden Mindestlohn Saarbrücken (ots) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) will einen existenzsichernden Mindestlohn durchsetzen. "Im Juni steht die nächste Sitzung der Kommission an. Und da werden wir uns für eine spürbare Erhöhung des Mindestlohns stark machen", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der "Saarbrücker Zeitung" (Samstag-Ausgabe). "Wir sehen das als ersten Schritt, um zu einem existenzsichernden Mindestlohn zu kommen", so der Chefgewerkschafter, der sich auf dem am Sonntag beginnenden DGB-Kongress in Berlin zur Wiederwahl als Vorsitzender mehr...

  • Rheinische Post: Bundesregierung: 12,63 Euro Mindestlohn für Rente oberhalb der Grundsicherung Düsseldorf (ots) - Berechnungen der Bundesregierung zufolge wäre ein deutlich höherer Mindestlohn nötig, damit Betroffene im Alter eine Rente oberhalb der Grundsicherung bekommen. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Anfrage der Linksfraktion hervor, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe) vorliegt. Demnach müsste der Mindestlohn 12,63 Euro betragen - derzeit liegt er bei 8,84 Euro. Dem Ministerium zufolge liegt der durchschnittliche Bruttobedarf von Empfängern mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht