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Studie "Atomkraft 2018": große Risiken bei deutschen Atomkraftwerken / BUND fordert Atomgesetznovelle für schnelleren Atomausstieg zu nutzen

Geschrieben am 24-04-2018

Berlin (ots) - Kurz vor dem 32. Jahrestag des Atomunglücks von
Tschernobyl hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) heute in Berlin die neue Studie "Atomkraft 2018 - sicher,
sauber, alles im Griff?" veröffentlicht. Die Atomsicherheitsexpertin,
Oda Becker, untersuchte darin die Risiken der sieben noch in
Deutschland laufenden Atomkraftwerke (AKW). Mit dem Ergebnis: auch in
Deutschland ist jederzeit ein größerer Störfall oder ein Super-Gau
möglich, ausreichende Katastrophenschutzpläne liegen nicht vor. "Die
Risiken der Atomkraft sind zu groß und der Bevölkerung nicht länger
zumutbar", kommentierte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Wir
brauchen einen Paradigmenwechsel in der Atompolitik, weg vom Schutz
der AKW-Betreiber, hin zum Schutz der Bevölkerung. Die in Deutschland
noch laufenden Atomkraftwerke müssen möglichst sofort abgeschaltet
werden."

Die Studie zeigt große Probleme wie mangelnde Schutzstandards für
Hochwasser, Erdbeben und Terrorgefahren. Hinzu kommt eine Häufung von
Schäden in Reaktorkernen. Beispiele hierfür sind Verformungen von
Brennelementen und unzulässige Oxidationen an den Brennstäben des
Reaktorkerns im AKW Brokdorf. Trotz ungeklärter Ursache für die
Probleme dürfe beispielsweise das AKW Brokdorf weiter laufen. Hinzu
kommt, dass dringend nötige Nachrüstungen und
Sicherheitsüberprüfungen mit Blick auf die verbleibenden
Restlaufzeiten von den Betreibern nicht mehr durchgeführt werden. "In
keinem der noch laufenden Atomkraftwerke wird es in den nächsten fünf
Jahren noch eine periodische Sicherheitsüberprüfung geben, das halte
ich für unverantwortlich", so Studienautorin Oda Becker.

Die Studie kritisiert einen weitgehenden Verzicht auf
sicherheitstechnisch gebotene Nachrüstungen. Es sei zu vermuten, so
Becker, dass die AKW-Betreiber ihre Anlagen aus wirtschaftlichen
Gründen endgültig abschalten würden, sollten die Aufsichtsbehörden
die zu einem ausreichenden Schutz der Bevölkerung erforderlichen
technischen Nachrüstungen einfordern. Dies betreffe insbesondere
Nachrüstungen zum Schutz vor Terrorangriffen und Flugzeugabstürzen.
Weder die staatlichen noch die betreiberseitigen Schutzmaßnahmen sind
ausreichend, um einen Flugzeugabsturz auf Atomkraftwerke zu
verhindern. Schutzbauwerke wurden bisher nicht errichtet.

Mit Blick auf die ausstehende Novellierung des Atomgesetzes, die
laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts bis zum 30. Juni 2018 durch
die Bundesregierung erfolgen muss, fordert der BUND, die eklatanten
Sicherheitsmängel endlich ernst zu nehmen. "Die Überarbeitung des
Atomgesetzes muss für einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie
genutzt werden", so Weiger. Mindestens müssten aber weitere
Strommengenübertragungen gesetzlich verboten werden. Damit würden die
AKW insgesamt 10 Jahre weniger laufen und die Produktion von 300
Tonnen hochradioaktivem Atommüll vermieden werden. "Die
Bundesregierung muss jetzt handeln. Wir erwarten ein neues
Atomgesetz, das den Interessen der Bevölkerung und dem Ausbau der
Erneuerbaren Energien Vorrang vor dem Weiterbetrieb der riskanten
Atomkraftwerke einräumt", sagte Weiger.

Der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke ist ein erhebliches Hindernis
für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Windenergieanlagen
werden wegen angeblicher Netzengpässe immer wieder abgeregelt,
während die AKW gleichzeitig nahezu ungedrosselt weiterlaufen. Um den
für den Klimaschutz zentralen Ausbau kostengünstiger erneuerbarer
Energien zu ermöglichen, müssen die unflexiblen Atomkraftwerke vom
Netz genommen werden.

Weitere Informationen
Die Atomstudie 2018 finden sie unter www.bund.net/atomstudie und
die Forderungen zur Novelle des Atomgesetzes unter
www.bund.net/atomnovelle_hintergrund



Pressekontakt:
Thorben Becker, BUND-Atomexperte, Tel. 030-27586-421,
E-Mail: thorben.becker@bund.net bzw. Sigrid Wolff,
BUND-Pressesprecherin und Ansgar Lahmann,
BUND-Pressestelle,
Tel. 030-27586-425 / -497,
E-Mail: presse@bund.net, www.bund.net

Original-Content von: BUND, übermittelt durch news aktuell


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