BERLINER MORGENPOST: Pauker mit Pistolen / Leitartikel von Dirk Hautkapp zu Waffen in den USA
Geschrieben am 22-02-2018 |   
 
 Berlin (ots) - Kurzform: Wer wirklich mehr Sicherheit schaffen  
will, der muss flächendeckend gut ausgebildetes Wachpersonal  
einstellen, das - ähnlich wie an Flughäfen, Botschaften oder  
Ministerien - schwer bewaffnet Patrouille läuft. Aber dafür haben die 
vielfach hoffnungslos überschuldeten Bundesstaaten kein Geld. Allein  
bei den öffentlichen Schulen in Amerika käme man nach seriösen  
Schätzungen auf einen Bedarf von über einer Million Kräfte. Nur  
darum, und weil Washington unter Aufrüstung nur die Armee versteht  
und sich gern einen schlanken Fuß macht, ist die Idee mit den  
bewaffneten Lehrern überhaupt erst geboren worden. Zynisch. Ein  
Präsident mit Beinfreiheit könnte dies klar sagen und das Land vor  
die Wahl stellen: Was ist uns in Amerika der Schutz unserer Kinder  
wert? Donald Trump redet dagegen der NRA nach dem Mund. 
 
   Der vollständige Leitartikel: Bewaffnete Lehrer? Es dient der  
Klarheit, wenn man Donald Trumps Eintreten für  
Frieden-schaffen-durch-noch-mehr-Waffen an Amerikas Schulen nach dem  
Massaker von Parkland von einem radikalen, aber leider traurig wahren 
Standpunkt aus betrachtet: Reformvorschläge für die Waffengesetze in  
Amerika, die von der "National Rifle Association" (NRA) inspiriert  
und befürwortet werden, sind per Definition keine. Sie sind Kosmetik  
und laufen auf Status-quo-Erhalt hinaus. Sie wollen das Grundübel -  
mehr als 300 Millionen Waffen im Umlauf, kinderleichter Zugang zu  
Waffen mit verheerendem Zerstörungspotenzial und militärtauglichen  
Magazinen - nicht beheben, sondern zementieren. Die Idee ist unter  
dem Druck von Millionen Mitgliedern entstanden, die von einer kleinen 
Funktionärsclique instrumentalisiert werden; ein von der  
Waffenindustrie erzeugter Erpressungsversuch von Volksvertretern, die 
gegen das Volk entscheiden, um es nach Tragödien wie Parkland zu  
trösten. Indem Donald Trump abgesehen vom Drehen an altbekannten  
Stellschrauben, die allesamt unter Kongress-Vorbehalt stehen, die  
Forderung nach bewaffneten Klassenzimmern besonders laut propagiert,  
beweist der Präsident neben seiner NRA-Nähe auch seine  
Schmalspurigkeit in der Sache. Praktiker bei der Polizei und in der  
Lehrerschaft wissen seit Langem, dass es den lizenzierten  
Freizeitschützen, der mitten im größten Chaos geistesgegenwärtig und  
mit ruhiger Hand einen Amokläufer und dessen Sturmgewehr ohne  
Kollateralschaden neutralisiert, allenfalls in schlechten  
Hollywoodfilmen gibt. Nicht aber in realen Ausnahmesituationen, in  
denen selbst vom Krieg gestählten Soldaten das Blut gefriert. Noch  
grotesker wird die Idee vom Pauker mit Pistole, wenn man sich  
vergegenwärtigt, wie kinderleicht es in den meisten Bundesstaaten  
ist, an einen Waffenschein zu gelangen. In Texas etwa reichen ab dem  
Alter von 21 Jahren sechs Stunden Theorie, Prüfung plus Schießstand.  
Qualifiziert das, um in Bruchteilen einer Sekunde über Leben und Tod  
zu entscheiden? Und auch das Argument der Abschreckung, auf das in  
den USA gerade Schulen in weit von der nächsten Polizeiwache  
abgelegenen Gegenden mit Hinweisschildern setzen (Achtung: Lehrer  
bewaffnet!), zieht bei genauer Betrachtung nicht. Viele Amokläufer,  
die seit der Tragödie an der Columbine High School 1999 in Colorado  
Leid und Elend über Tausende Menschen gebracht haben, nahmen den  
eigenen Tod billigend in Kauf. Nein, wer Schulen als beschützte,  
intakte Räume erhalten will, an denen ohne Magenschmerzen gelernt,  
debattiert und gedacht werden soll, darf Lehrer nicht im Nebenberuf  
zu Freizeitcops machen. Klassenzimmer stehen für Diskussion, Pistolen 
bedeuten deren Ende. Wer wirklich mehr Sicherheit schaffen will, der  
muss flächendeckend gut ausgebildetes Wachpersonal einstellen, das -  
ähnlich wie an Flughäfen, Botschaften oder Ministerien - schwer  
bewaffnet Patrouille läuft. Aber dafür haben die vielfach  
hoffnungslos überschuldeten Bundesstaaten kein Geld. Allein bei den  
öffentlichen Schulen in Amerika käme man nach seriösen Schätzungen  
auf einen Bedarf von über einer Million Kräfte. Nur darum, und weil  
Washington unter Aufrüstung nur die Armee versteht und sich gern  
einen schlanken Fuß macht, ist die Idee mit den bewaffneten Lehrern  
überhaupt erst geboren worden. Zynisch. Ein Präsident mit  
Beinfreiheit könnte dies klar sagen und das Land vor die Wahl  
stellen: Was ist uns in Amerika der Schutz unserer Kinder wert?  
Donald Trump redet dagegen der NRA nach dem Mund. 
 
 
 
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