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"Wir haben es satt!"-Großdemonstration am 20.1.18: Negative Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft alarmierend

Geschrieben am 15-01-2018

Berlin (ots) - Wenige Tage vor der "Wir haben es
satt!"-Demonstration am 20. Januar zeichnen Bauern, Experten und
Unternehmer ein fatales Bild der deutschen Agrarpolitik. Die
Konsequenzen des Einsatzes von Glyphosat für Menschen, Tiere und
Umwelt sind verhängnisvoll: Artenschwund in unbekanntem Ausmaß und
Krebsgefahr in unberechenbaren Dimensionen. Bauern fehlt die
Unterstützung der bisherigen Bundesregierung beim Pestizid-Ausstieg
und dem Umbau der Ställe hin zu artgerechter Tierhaltung. Überdüngung
verschmutzt das Grundwasser und ruinöse Agrar-Exporte beschleunigen
das weltweite Höfesterben. Angesichts dieser Zustände fordert das
breite gesellschaftliche "Wir haben es satt!"-Bündnis, dem mehr als
50 Organisationen aus Landwirtschaft und Zivilgesellschaft angehören,
mehr Mut für eine ambitionierte Agrarwende.

Das am Freitag veröffentlichte Sondierungspapier von CDU, SPD und
der CSU zeigt, dass der gesellschaftliche Protest der letzten Jahre
endlich Wirkung zeigt. Die Bündnis-Vertreter äußern allerdings große
Zweifel an der Eignung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian
Schmidt. Messbare Ziele sowie Finanzierungspläne fehlen in dem
Dokument der Unterhändler vollkommen. Eine glaubwürdige Politik
braucht klare Zeitvorgaben und darf die Bauern bei dem
gesellschaftlich gewollten Umbau der Landwirtschaft nicht alleine
lassen.

"Wir haben es satt!"-Sprecher Jochen Fritz fordert von der
Neuauflage der GroKo klare Vorgaben in der Landwirtschaftspolitik und
einen Personalwechsel: "Agrarminister Schmidt ist der
Ankündigungsminister, das hat er vier Jahre lang bewiesen. Immer
wieder vor der Grünen Woche das gleiche Déjà-vu: wohlklingende
Vorschläge aus dem Hause Schmidt. Das Glyphosat-Fiasko zeigt, dass
Herrn Schmidt Konzerninteressen wichtiger sind als der Wille der
Bevölkerung. Wir fordern verbindliche Zeitpläne für
Glyphosat-Ausstieg und Lebensmittel-Kennzeichnung und wir brauchen
echte Unterstützung für Tiere, Umwelt und Bauernhöfe. Mit leeren
Versprechungen kommen wir nicht weiter, daher muss die nächste
Regierung das Ministeramt neu besetzen."

Die französische Investigativ-Journalistin Marie-Monique Robin ist
eine der Hauptorganisatorinnen des "Monsanto-Tribunals". In ihrem
kürzlich veröffentlichten Film "Roundup - der Prozess" zeigt sie,
welche Schäden das Totalherbizid Glyphosat auf der ganzen Welt
anrichtet. Sie sagt: "Glyphosat greift Böden, Pflanzen, Tiere und
Menschen an. Auf vielfältige Art und Weise wirkt es zerstörerisch. Es
wurde 1964 zuerst zur Wasserrohrreinigung benutzt und 2010 als
Antibiotikum von Monsanto patentiert. Rückstände dieses Gifts sind in
der kompletten Nahrungskette zu finden. Im menschlichen Urin und
sogar in deutschen Bieren wurde es nachgewiesen. Es ist eines der
giftigsten Produkte, das die Menschheit je erfunden hat, und muss
konsequent verboten werden. Glyphosat ist das Asbest des 21.
Jahrhunderts."

Jan Wittenberg, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft,
wirtschaftet als Ackerbauer seit 2010 ohne Glyphosat und berät
landwirtschaftliche Betriebe beim Pestizid-Ausstieg. Er sagt: "Wir
Ackerbauern wissen längst, wie wir Lebensmittel ohne Glyphosat
erzeugen können. Wir brauchen eine größere Vielfalt auf dem Acker.
Wechselnde Fruchtfolgen sind unser Geheimrezept, mit dem wir uns von
der Chemie der Industrie unabhängig machen. Mit einer Übergangszeit
von zwei Jahren schaffen wir Bauern es auch ohne Glyphosat. Daher
fordern wir: Glyphosat-Verbot in der Landwirtschaft bis 2020. Dafür
brauchen wir eine zuverlässige Politik, ein faires Umschichten der
Agrarsubventionen und den Willen zur Veränderung in der
Agrarpolitik."

Martin Weyand, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft,
wird als Redner auf der Demonstration sprechen. Er kennt die
Probleme, mit denen die Wasserwerke durch die zunehmende Überdüngung
konfrontiert sind, und sagt: "Wasser ist unser Lebensmittel Nummer 1
und nicht ersetzbar. Doch die Überdüngung der Felder gefährdet unser
Grundwasser. In einigen Regionen sind die Nitratwerte alarmierend und
die Trinkwasser-Aufbereitung extrem aufwendig. Damit auch die
nächsten Generationen unsere Wasserressourcen nutzen können, brauchen
wir ein Düngerecht, das einen nachhaltigen Gewässerschutz sichert und
wir müssen weg von der industriellen Landwirtschaft. Ausdruck der
verfehlten Landwirtschaftspolitik ist auch der Gülle-Notstand in
Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern."

Sofía Monsalve Suárez von FIAN International weist auf die
folgenschweren Auswirkungen von Agrarexporten für Bauern auf der
ganzen Welt hin und kündigt den Kochtopf-Protest bei der
internationalen Agrarministerkonferenz an: "Die ruinöse
Exportorientierung und Freihandel fördern Landraub, Umweltzerstörung
und Klimawandel in Deutschland und weltweit. Die aktuelle Politik
drückt Erzeugerpreise hierzulande und zerstört in vielen
Exportländern die lokalen Märkte. Wir fordern von der internationalen
Agrarministerkonferenz, diese fatale Export-Politik muss aufhören.
Bäuerinnen und Bauern auf der ganzen Welt brauchen sicheren Zugang zu
Land, Saatgut, Wasser und Nahrung. Deswegen brauchen wir weltweite
Bauernrechte und eine globale Agrarwende. Dafür schlagen wir am
Samstag mit unseren Kochtöpfen Alarm."

Hintergrund:

Die "Wir haben Agrarindustrie satt!"-Demonstration wird von
Tausenden Bäuerinnen und Bauern - konventionell und bio - getragen,
von denen viele mit Traktoren aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen.
Zusammen mit rund 100 Organisationen aus der Zivilgesellschaft treten
sie für eine Landwirtschaft und Lebensmittelpolitik ein, in der
Bauern und Lebensmittelhandwerker fair entlohnt werden und sich alle
Menschen gesund ernähren können. Die Demonstration zieht in diesem
Jahr zur internationalen Agrarministerkonferenz. Dort fordern die
Teilnehmer die versammelten Agrarminister der Welt auf, mehr Tempo
bei der Agrarwende zuzulegen. Alle Menschen, die sich für gute
Landwirtschaft und gesundes Essen einsetzen, sind herzlich willkommen
teilzunehmen.

Weitere Informationen: www.wir-haben-es-satt.de

Terminübersicht:

Mittwoch, 17.01., ab 10 Uhr: Auftakt-Aktion (Presse- und Fototermin):
"Nie wieder Schmidt!" - Abgesang und Kochtopf-Konzert-Probe.
Ort: Bundeskanzleramt, Willy-Brandt-Str. 1, 10557 Berlin.

Freitag, 19.01., ab 18 Uhr: "Schnippeldisko - Topf, Tanz, Talk", rund
1000 Food-Aktivisten kochen bei Vorträgen und Musik ein leckeres
Essen für die Demonstration.
Ort: Z/KU, Siemensstr. 27, 10551 Berlin.

Samstag 20.01.
Ab 8.30 Uhr: Traktoren-Demonstration zur int. Agrarministerkonferenz,
Die aus der gesamten Republik angereisten Bauern fahren mit ihren
Traktoren ins die Stadt. Gerne vermitteln wir schon im Vorfeld
Kontakte zu Bauern, die mit dem Traktor anreisen.
Ort: Stadtgut Blankenfelde, Hauptstr. 24-30, 13159 Berlin-Pankow.

9:45 Uhr: Übergabe einer bäuerlichen Protestnote an die Agrarminister
der Welt. Die Traktor-Fahrer übergeben eine Protestnote und ein
bäuerliches Gastgeschenk an die versammelten Agrarminister.
Ort: Bundeswirtschaftsministerium, Invalidenstr. 48, 10115 Berlin.

Ab 11:00 Uhr Auftaktkundgebung der Großdemonstration "Wir haben
Agrarindustrie satt!"
Ort: Hauptbahnhof Berlin, Washington-Platz, 10557 Berlin.

Ab ca. 11:45 Uhr: Start des Demonstrationszuges (angeführt durch den
Traktor-Konvoi)

Um ca. 12:15 Uhr: Kochtopf-Konzert anlässlich der internationalen
Agrarministerkonferenz
Ort: Bundeswirtschaftsministerium, Invalidenstr. 48, 10115 Berlin.

Ab ca. 13.30 Uhr: Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor mit Reden,
Musik und Essen.



Pressekontakt:
Christian Rollmann, "Wir haben es satt!"-Presseansprechpartner,
Mobil: 0151-51245795, E-Mail: rollmann@meine-landwirtschaft.de

Jochen Fritz, "Wir haben es satt!"-Sprecher, Mobil: 0171-8229719,
E-Mail: fritz@meine-landwirtschaft.de

Marie-Monique Robin, Journalistin und Filmemacherin, Mobil:
0033-662127607, E-Mail: m2rbox@gmail.com

Jan Wittenberg, Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL), Mobil: 0172-43038911, E-Mail: napus@t-online.de

Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser und Abwasser des
Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Tel:
030-3001991162, E-Mail: manuela.wolter@bdew.de

Sofía Monsalve Suárez, Generalsekretärin FIAN International, 0172 606
7523, E-Mail: monsalve@fian.org

Original-Content von: BUND, übermittelt durch news aktuell


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