(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Fall von Steve Bannon, Autor: Thomas Spang

Geschrieben am 10-01-2018

Regensburg (ots) - Das Jahr fing nicht gut an für Donald Trump.
Statt Lorbeeren für seinen Coup mit der Steuerreform zu ernten,
zerriss sich Washington das Maul über einen debilen Politclown, der
schon zur Kinderstunde Cheeseburger im Bett mampft. Michael Wolff
hatte in "Fire and Fury" den Vorhang zurückgezogen und den Blick
freigelegt auf das, was jeder wissen konnte, der die vergangenen zwei
Jahren nicht auf einem anderen Planeten lebte. Die Supermacht USA
wird von einem überforderten Präsidenten regiert, der von einer Schar
aus Speichelleckern, Hofnarren und Ehrgeizlingen umgeben ist. Die
müssen das Hohelied auf den geliebten Führer singen, der Loyalität zu
seiner Person zum wichtigsten Kriterium für höhere Weihen gemacht
hat. Steve Bannon verdankte seinen rasanten Aufstieg vom
Chefredakteur einer rechten Agitations-Plattform zum
"zweitmächtigsten Mann" der Welt dieser Tugend. Trump hatte ihn mit
dem Job des gleichberechtigten Chefstrategen belohnt, weil Bannon ihn
zum Wahlsieg verhalf und ihn glauben ließ, der von Amerika ersehnte
Retter zu sein. Es war wie eine Hochzeit im Chauvinisten-Himmel.
Bannon artikulierte in geschliffenen Worten, was Trump selber nur
herauspoltern konnte. Der rechte Polit-Provokateur Kampfjacke
lieferte den ideologischen Kontext zu dem Macher, der weder liest,
noch Interesse daran hat zu erklären, was er tut. Gemeinsam würde das
Paar den Sumpf trocken legen, Amerika über alles stellen und die USA
und ihren Führer in neuem Glanz erstrahlen lassen. Der brutale
Absturz Bannons speist sich aus derselben Quelle. Den ersten Schuss
vor den Bug erhielt er, als Time-Magazin nicht Trump, sondern ihn zur
Titelgeschichte machte. Warum er das Weiße Haus im August verließ,
bleibt Gegenstand von Spekulationen. Der tief gekränkte Präsident
behauptet heute, Bannon habe Tränen in den Augen gehabt, als er ihn
feuerte. Der zu Breitbart zurückgekehrte Chefredakteur verkaufte den
Abgang dagegen als Befreiung, die ihm erlaubte, die Republikaner von
den letzten Trump-Blockierern im Kongress zu säubern. Bei den
Senats-Wahlen in Alabama verkalkulierte er sich und blamierte Trump,
der sich einmal mehr auf seinen Vordenker verlassen hatte. Selbst das
hätte der Narzisst im Weißen Haus seinem politischen Alter Ego noch
verziehen. Unverzeihlich war die Illoyalität gegenüber ihm und seiner
Familie. Ikarus war in seinem Übermut der Sonne zu nahe gekommen, als
er gegenüber Wolff in "Fire and Fury" auspackte. Den Sohn mit dem
Namen des Präsidenten einen "Verräter" zu nennen, die
Lieblingstochter als "dumm wie ein Backstein" zu bezeichnen und Trump
selber als einen darzustellen, "der den Verstand verliert" - das wäre
schon für stabilere Charaktere ziemlich starker Tobak gewesen. Mit
der als Abschreckung gedachten politischen Hinrichtung des zum
"Sloppy Steve" degradierten Bannon schadet sich Trump am meisten
selber. Sein Problem besteht darin, bald niemanden mehr zu haben, der
für ihn tätig sein will. Bis auf Jared und Ivanka, Sprecherin Sarah
Sanders, seine langjährige Gehilfin Hope Hicks und Redenschreiber
Steve Miller bleibt nach einem Jahr kaum jemand mehr aus der
Kern-Mannschaft des Weißen Hauses übrig. Laut CNN haben auch
Sicherheitsberater H.R.McMaster und der Justiziar im Weißen Haus, Don
McGhan, die Nase voll. All das sollte nicht als Reifungsprozess
Trumps missverstanden werden. Der nackte Kaiser duldet bloß nicht,
wenn ihm jemand den Spiegel vorhält. Bannon mag bis auf Weiteres
erledigt sein, aber der Trumpismus lebt.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

621279

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Gesetz gegen Hass im Internet Stuttgart (ots) - Bei Twitter und Facebook müssen überforderte und juristisch allenfalls angelernte Mitarbeiter nun zum Teil innerhalb von Sekunden entscheiden, ob ein veröffentlichter Beitrag strafbar ist oder nicht. Damit geht der Schutz eines der wichtigsten Grundrechte der Bundesrepublik in private Hände über. "Eine Zensur findet nicht statt", heißt es in Artikel 5 des Grundgesetzes. Seit Anfang des Jahres gilt nun wieder: Eine Zensur findet statt. Angeblich fühlen sich autoritäre Staaten wie Russland durch das deutsche mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Steve Bannon Halle (ots) - Keine Frage: Bannon hat maßgeblich die nationalistische Anti-Establishment-Ideologie entwickelt, die Donald Trump an die Macht katapultiert hat. Er hat den Hass gegen Einwanderer geschürt und den Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen vorangetrieben. Insofern ist das Zerwürfnis zwischen Trump und seinem einstigen Chef-Strategen eine gute Nachricht. Doch hat der Eklat ausschließlich persönliche Gründe: Trump wollte die Familienehre und letztlich auch sich vor der Russland-Ermittlung schützen. Für Spekulationen, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Elterngeld Plus Halle (ots) - Das eingeführte Elterngeld Plus kann man daher als konsequenten und wichtigen Baustein in der Familienpolitik anerkennen, der den Wünschen von Familien gerecht wird. 24 Monate Elterngeld können Mutter und Vater beziehen, wenn sie gemeinsam nach der Geburt ihres Kindes in Teilzeit arbeiten. Dass es ein Viertel der Eltern annimmt, zeigt, welcher Bedarf besteht. Denn das Elterngeld Plus hilft Frauen, den Anschluss ans Berufsleben nicht zu verlieren. Und es ermöglicht Männern, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen und mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Fleischatlas Halle (ots) - Bisher begünstigen Steuern und Subventionen die Massentierhaltung. Dieser Wahnsinn gehört abgeschafft. Sollte es zu einer Großen Koalition kommen, so ruhen dahingehende Hoffnungen allein auf der SPD: Sie tritt für ein verbindliches staatliches Fleischlabel ein, das über Auslauf, Futtermittel, Antibiotikaeinsatz und Gentechnik im Stall Auskunft geben kann. Die Sozialdemokraten suchen nach einem populären Thema, mit dem sie punkten können? Hier ist eins. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Kims gekonntes Spiel Düsseldorf (ots) - Nach Monaten der frostigen Konfrontation weht ein laues Lüftchen der Entspannung über die koreanische Halbinsel. Neben der Teilnahme nordkoreanischer Sportler bei den im Süden stattfindenden olympischen Winterspielen ist jetzt sogar die Rede davon, Südkoreas Präsident Moon Jae könnte schon bald den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un treffen. Kaum vorstellbar, dass Korea noch unlängst an der Stelle zu einem Atomkrieg zu stehen schien. Und in Wirklichkeit hat sich in der Sache ja auch nicht viel geändert. Das mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht