(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu US-Präsident Trump

Geschrieben am 05-05-2017

Regensburg (ots) - Ginge es nach den Wünschen vieler Europäer, vor
allem vieler Deutscher, dann wäre der Spuk bald vorbei. Donald Trump
scheitert krachend, verlässt beleidigt das Weiße Haus und versinkt in
der Geschichte der USA als Anekdote, die allenfalls für
Satiresendungen und wissenschaftliche Studien mannigfaltiger
Fachrichtungen taugt. Das Blöde daran: Das ist Wunschdenken. Mit der
Gesundheitsreform, oder besser: den trumpschen Versuchen, die
Gesundheitsreform seines Amtsvorgängers Obama zu revidieren, meinen
die Beobachter ein neues Ende Trumps zu erahnen. Es ist richtig: Die
Fakten sprechen dafür, dass ein Gelingen dieser neuen Reform in den
Sternen steht. Das Repräsentantenhaus hat das Gesetz knapp
abgesegnet, obwohl Trump dort eine relativ sichere Mehrheit hat. Und
dennoch sind viele von seiner Seite gewichen. Nun geht es aber in den
Senat, und dort ist die Mehrheit des Präsidenten geringer. Würde dort
das Gesetz verändert, müsste es wieder ins Repräsentantenhaus.
Ausgang ungewiss. Und wenn es das Haus verlässt, könnte von der jetzt
schon abgespeckten Version am Ende nicht viel übrig bleiben, was
Trump als echte Reform verkaufen kann. Dazu kommt erschwerend, dass
in eineinhalb Jahren das Repräsentantenhaus und ein Drittel des
Senats neu gewählt werden. Viele Republikaner werden Probleme haben,
ihren Wählern eine Reform zu verkaufen, die ihre Krankenversicherung
verteuern wird. Und die Demokraten dürften viele Unzufriedene
zurückgewinnen. Die Karten werden neu gemischt für Trump und seine
Politik, die bisher ohnehin nur aus Ankündigungen und gescheiterten
Vorhaben besteht. Trump braucht einen Erfolg, um sein Image zu
verbessern. Aber er braucht keinen Erfolg, um im Amt zu bleiben.
Dieser Präsident interessiert sich nicht für Ideale. Er interessiert
sich für gute Geschäfte. Er hat gute Deals für die Amerikaner
versprochen. Das sagt einer, der mehrfach die Erfahrung gemacht hat,
dass Deals auch scheitern können und am Ende die Pleite steht. Nur
ist Trump deswegen nicht in Sack und Asche gewandert und nicht
obdachlos geworden. Ähnlich dürfte er auch agieren, wenn es mit
seiner Politik nicht klappt. Abgesehen davon ist ein vielleicht eines
Tages gescheitertes Gesundheitspaket kein Grund für einen
US-Präsidenten, sein Amt zur Disposition zu stellen. Siehe Obama: Der
Widerstand gegen seine Reform war ungeheuerlich. Am Ende wurde sie
Realität und er zum zweiten Mal Präsident. Und einen Ethos für das
Amt wie Obama lässt Trump völlig vermissen. Wo sein Vorgänger
vielleicht persönliche Konsequenzen gezogen hätte, wird Trump seinen
Frust bei einer Runde Golf ablassen. Dieser Präsident wird seinem
Land und der Welt noch eine Weile erhalten bleiben. Zumal es einen
nicht geringen Teil der Amerikaner gibt, die ihm trotz (oder wegen)
aller Wortblasenpolitik und Lenkraketen-Feuerwerksbildern die Stange
halten. Es ist gerade bei dem Angriff auf Syrien übrigens eine Frage
wert, warum Assads Verbündeter Russland nicht eingegriffen hat. Es
wäre ein Leichtes gewesen, die Raketen abzufangen. Ein Schelm, wer an
eine mit Putin abgesprochene Aktion denkt, mit der Trump sein Image
aufpolieren durfte. Trump wird bleiben. Ein Amtsenthebungsverfahren
ist langwierig, vielleicht dauert es länger als die erste Amtszeit.
Denn noch gibt es keinen, der es ernsthaft einleiten sollte. Mit
welchem Vorwurf auch? Es gäbe da zwar einen: Trumps ungeklärtes
Verhältnis zu Russland und dessen Einfluss auf seine Wahl. Doch auch
dieses ernsthaft besorgniserregende Thema ist von Trumps Gegnern noch
nicht mit der Härte verfolgt worden, die es für den Vorwurf des
Verrats bräuchte. Nichts anderes wäre es, wäre Trump mithilfe Putins
ins Amt gekommen. Wir werden Trump ertragen müssen - so schwer es
sein wird. Wir werden hinnehmen müssen, dass er versucht, sein Land
nachhaltig zum Schlechteren zu verändern. Den Abbau des Staates, für
den auch Trumps verkorkster Gesundheitsreformversuch steht, wird er
massiv weiter vorantreiben. Amerika wird danach lange brauchen, um
sich vom Desaster der Trump-Jahre zu erholen.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

612202

weitere Artikel:
  • Kurier am Sonntag: Über die Leitkultur-Debatte von Bundesinnenminister Thomas de Maizière schreibt Norbert Holst Bremen (ots) - Der Versuch, Identität auf zehn Gebote in banalem Deutsch einzudampfen, wirkt verunglückt - gar putzig. Kostprobe: "Wir sagen unseren Namen. Wir geben uns zur Begrüßung die Hand." Das wird in vielen, vielen Ländern dieser Welt so praktiziert. Was ist daran deutsch? "Wir sind nicht Burka" steht auch drin. Das sind 99 Prozent der zugewanderten Frauen auch nicht. De Maizières Regelkatalog erweist sich spätestens mit diesem Satz als Mogelpackung: ein muslim-kritischer Vorstoß, motiviert durch den nahenden Bundestagswahlkampf. mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): SPD-Bundestagsfraktion fordert Aufklärung von Finanzminister Schäuble zur Steuerspionage der Schweiz in NRW / Landesgruppenchef Achim Post: Was wusste der Minister wann? Bielefeld (ots) - Die SPD nimmt im Zusammenhang mit der Schweizer Steuer-Spionage im NRW-Finanzministerium Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ins Visier. Der Chef der NRW-Landesgruppe in der SPD-Bundestagsfraktion, Achim Post, fordert von Schäuble Auskunft darüber, "wann er was über diese Steueraffäre wusste". Es falle auf, so Post gegenüber der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Montagausgabe), dass der Bundesfinanzminister sich bislang zu diesem "unglaublichen Spionageangriff" auf unsere Steuerbehörden in NRW bedeckt mehr...

  • Studie: Christian Lindner dominiert den NRW-Wahlkampf im Social Web / Kandidat/innen schöpfen Möglichkeiten der Social Media nur teilweise aus (FOTO) Köln (ots) - Eine aktuelle Studie untersucht, wie stark Parteien und Spitzenkandidat/innen im NRW-Wahlkampf auf soziale Medien setzen. Dabei fällt auf: Facebook und Twitter nutzen alle, die neueren Kanäle dagegen kommen nur vereinzelt zum Einsatz. Alle Parteien in Nordrhein-Westfalen sind bei Facebook, Twitter, Instagram und YouTube vertreten. Snapchat nutzen nur die Linke und die Piraten. Von den Spitzenkandidat/innen nutzt überhaupt niemand Snapchat und auch bei Instagram und YouTube sind nur wenige präsent. "Die Kandidat/innen mehr...

  • Berliner LKA warnt vor Sperrmüll-Abzockern Berlin (ots) - Das Berliner Landeskriminalamt warnt vor privaten Sperrmüll-Abholern, die in Berlin offenbar als gewerbs- und bandenmäßige Tätergruppen ihr Unwesen treiben. Wie Oliver Klau vom Landeskriminalamt Berlin dem RBB sagte, ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin zurzeit in über 100 Fällen, die zur Anzeige gebracht wurden. Die Dunkelziffer sei weit höher, da längst nicht alle betrogenen Kunden zur Polizei gehen würden. Nach rbb-Recherchen legen es die Täter darauf an, mit der Berliner Stadtreinigung (BSR) mehr...

  • neues deutschland: Paraguays Ex-Präsident Lugo will an die Macht zurück Berlin (ots) - Paraguays Ex-Präsident Fernando Lugo hält an seinem umstrittenen Plan fest, 2018 erneut zu kandidieren, obwohl die Verfassung dies untersagt: "Persönlich bin ich davon überzeugt, dass ich uneingeschränkt das Recht habe, Präsidentschaftskandidat zu sein, denn ich bin aktiver Senator und habe meine Amtszeit wegen des parlamentarischen Staatsstreichs im Juni 2012 nicht beendet", sagte Lugo der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Montagausgabe). Im März hatten die Pläne von ParlamentarierInnen der Linkspartei mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht