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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur SPD: Die Qual vor der Wahl von Reinhard Zweigler

Geschrieben am 29-11-2016

Regensburg (ots) - Die Sozialdemokraten haben noch vor der
Bundestagswahl im September 2017 die Qual der Wahl. Sie müssen
nämlich einen geeigneten Kanzlerkandidaten bestimmen, der die
Kanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel auch wirklich
herausfordert. Bei den vergangenen drei Bundestagswahlen waren
SPD-Kanzlerkandidaten doch eher Statisten. Vor allem Steinmeier und
Steinbrück hatten im Grunde nur die Aufgabe, halbwegs ehrenvoll gegen
die CDU-Chefin zu verlieren. Das Kandidatenamt, oder vielleicht
richtiger die Kandidatenbürde, wurden seinerzeit auch ziemlich
würdelos ausgekungelt. Über die Kandidatur von Frank-Walter
Steinmeier strauchelte sogar der damalige Parteivorsitzende Kurt
Beck. Und der ebenfalls glücklose Ex-Finanzminister und Schachspieler
Peer Steinbrück durfte nur ran, weil Parteichef Sigmar Gabriel
keinerlei Chancen sah, Merkel zu besiegen. Die SPD-Wahlergebnisse
waren entsprechend enttäuschend. Sie wurden von Merkel mattgesetzt.
Nun allerdings stehen die Dinge anders. Das liegt vor allem daran,
dass die Langzeit-Kanzlerin nicht mehr unangreifbar scheint. Die
Flüchtlingskrise, der Dauerstreit mit der bayerischen Schwesterpartei
über Obergrenzen, der schleichende Machtverlust in Europa etc. haben
Merkel zugesetzt. Zum anderen hat die SPD mittlerweile zwei
Kandidaten, die für die Spitzenkandidatur infrage kommen. Dennoch,
egal ob am Ende Sigmar Gabriel oder Martin Schulz das Rennen machen
wird, gegen Merkel wird es jeder SPD-Herausforderer schwer haben. Die
Kanzlerin ist zwar angeschlagen, aber noch lange nicht geschlagen.
Und sie hat mit ihrer - keineswegs überraschenden - vierten Bewerbung
ums höchste Regierungsamt deutlich gemacht, dass sie kämpfen will.
Die Sozialdemokraten haben nun die Wahl zwischen zwei verschiedenen
Charakteren. Einig sind beide jedoch in ihrem Willen zur Macht.
Martin Schulz liebt es deftig. Zum Frühstück darf es Ei mit Schinken
sein. In politischen Auseinandersetzungen redet der Chef des
Europaparlaments schon mal, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Mit
dem früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi
führte er ein hitziges Wortgefecht vor dem EU-Parlament. Das machte
Schulz schlagartig international bekannt. Klartext spricht der
gelernte Buchhändler auch in Bezug auf den türkischen Präsidenten.
Und in Israel ist er schon mal ins diplomatische Fettnäpfchen
getreten. Dennoch ist der SPD-Mann derzeit fast so etwas wie der
Bernie Sanders der SPD. Schulz gilt, trotz vieler Jahrzehnte im
politischen Geschäft, als einer der scheinbar nicht zum
"Establishment", zur politischen Klasse, gehören würde. Er ist zudem
vielen Wählern und Wählerinnen in Deutschland kaum bekannt. Das muss
allerdings kein Nachteil sein, wenn er wirklich Merkels
Herausforderer würde. Die Union müsste sich etwas einfallen lassen,
womit sie den in unzähligen Debatten gestählten Europapolitiker
Paroli bieten, ihn stellen kann. Bei Sigmar Gabriel, der als
Parteichef den "ersten Zugriff" auf die Kanzlerkandidatur hat, wäre
das für die Union vermutlich einfacher. Sie könnte ihn mit seiner
Sprunghaftigkeit, mit seinem Schielen nach Links, mit seiner Option
auf eine rot-rot-grüne Koalition, mit seiner angebliche Nähe zu Putin
und anderem mehr piesacken. Andererseits ist Gabriel auch kein
Leichtmatrose, der sich von Merkel von Decken pusten ließe. Der
SPD-Chef könnte immerhin auf SPD-Projekte verweisen, die in dieser
Periode umgesetzt worden sind, vom Mindestlohn bis zur Rente mit 63.
Noch allerdings gilt für Schulz wie für Gabriels Pläne das Prinzip
Überraschungsei: man weiß nicht, was drin steckt.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


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