(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zur Duma-Wahl in Russland Friedhofsruhe

Geschrieben am 18-09-2016

Cottbus (ots) - Die Mechaniker der Macht im Kreml haben vor der
Duma-Wahl am Sonntag im Getriebe der gelenkten Demokratie an einigen
zentralen Stellschrauben gedreht, auf dass der Herrschaftsapparat des
Wladimir Putin künftig noch runder laufen möge. Allzu plumpe
Fälschungen und Manipulationen sollte es nicht mehr geben. Sie sind
in einem von Putin-Propaganda durchtränkten Land auch kaum mehr
nötig. Vor allem aber wurde das Wahlrecht so geändert, dass der
Anschein der Transparenz erhöht wurde. Zugleich stiegen die Chancen
einzelner Oppositionskandidaten, in das Parlament einzuziehen.
Wohlgemerkt: einzelner Direktbewerber, die in der künftigen Duma
allerdings nichts zu sagen haben werden. Schon nach den ersten
Prognosen am Abend stand fest, dass die Putin-Partei Geeintes
Russland das künftige Parlament wieder dominieren wird. Faktisch sind
zudem auch die sogenannten Kommunisten und Liberaldemokraten (die
Schirinowski-Faschisten) sowie die kleineren Kremlparteien stramm auf
Putin-Kurs. Die Vorwahlen, die die Kremlpartei in peinlicher
Nachahmung der amerikanischen Primaries in den eigenen Reihen
abhalten ließ, hatten den einzigen Zweck, Demokratie zu simulieren.
Der Plan, der all dem zugrunde liegt, ist offensichtlich: Putins
Strategen versuchen, den Unmut der eigenen Bürger, der sich nach der
Duma-Wahl 2011 auf den Straßen Moskaus und Sankt Petersburgs Bahn
gebrochen hatte, sowie das Misstrauen im Ausland zu reduzieren.
Beides wird nicht gelingen. Mehr als die Hälfte der Russen ist davon
überzeugt, dass die Wahlergebnisse trotz allem gefälscht sind. Fast
jeder vierte Bürger erklärte sich sogar vor der Abstimmung
prinzipiell bereit, seine Stimme zu verkaufen. Das tut nur, wer
seinem eigenen Votum keinerlei ideellen Wert beimisst. Das Bitterste
für die Menschen in Russland ist allerdings, dass nach Putins Prinzip
einer von oben gesteuerten Machtvertikale nicht nur die Politik,
sondern die gesamte Gesellschaft funktioniert oder vielmehr nicht
funktioniert. Für den Kremlherrscher ist Ruhe im Land oberstes Gebot.
Ruhig ist es aber auch auf dem Friedhof. Erfolgreich sein kann nur
eine Gesellschaft, die sich ein gesundes Maß an produktiver Unruhe
erlaubt, die Ehrgeiz zulässt und den Gestaltungswillen der Menschen
fördert, statt jegliche Kreativität im Keim zu ersticken.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

599193

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Wahl in Berlin Bielefeld (ots) - Die SPD rauscht um mehr als fünf Prozentpunkte in den Keller, stellt aber erneut den Regierenden Bürgermeister. Die CDU regiert zwar nicht mehr mit, hält aber die AfD auf Distanz und bleibt zweitstärkste Kraft: Ist doch alles gar nicht so schlimm in Berlin, oder? Blendet man die Wahlabendrhetorik aus, so stellt sich die Lage für SPD und CDU sehr viel bedrohlicher dar. Beide haben massiv an Rückhalt verloren. Der Abstand der beiden Volksparteien, die sie bundesweit ja unbestritten sind, zu den vermeintlich mehr...

  • RNZ: Verfehlt Heidelberg (ots) - Benjamin Auber über den Angriff der USA auf syrische Regierungstruppen Katastrophal: Mitten in der sowieso schon brüchigen Waffenruhe in Syrien unterläuft der USA ein folgenschwerer Fehler. Ihre Bombardements treffen nicht etwa den IS, sondern Assads Regierungstruppen. Mindestens 90 Menschen sterben. Die amerikanische UN-Botschafterin Samantha Powers spricht nonchalant von einem "Versehen" und drückt ihr "Bedauern" aus. Für die Angehörigen mag das wie Hohn und Spott klingen, vor allem wenn sich Washington und mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Berlin Stuttgart (ots) - Die Schrumpfkur der Volksparteien CDU und SPD ist in Berlin an einem Punkt angelangt, der den Parteistrategen vor der Bundestagswahl in einem Jahr viel Kopfzerbrechen bereitet. Die klassische "große Koalition" ist nicht mehr automatisch groß genug, um zu regieren. Das war schon in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt so, in Berlin ist sie dazu aktiv abgewählt worden - auch ein Signal, dass die Wähler kein Bündnis mehr wollen, in dem sich die großen gesellschaftlichen Strömungen oft bis zur Unkenntlichkeit angleichen. mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Eher lästig / Kommentar von Markus Lachmann zu Ceta und TTIP Mainz (ots) - Die Genossen sind wieder einmal nicht zu beneiden. Denn die Teilnehmer des SPD-Parteikonvents können es nur verkehrt machen. Stimmen sie mehrheitlich gegen das Handelsabkommen Ceta, dürfen sie sich einen neuen Vorsitzenden suchen. Dieser würde dann nicht mehr Sigmar Gabriel heißen. Stimmen sie deutlich für Ceta, stimmen sie gegen die breite Mehrheit ihrer eigenen Wähler. Denn einer Umfrage zufolge lehnen zwei Drittel der befragten potenziellen SPD-Wähler ab, dass Ceta vorläufig in Kraft gesetzt wird. Eine Zwickmühle, mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Bomben-Explosion in New York Bielefeld (ots) - Es hätte schlimmer kommen können. So lassen sich die Ereignisse von Chelsea vielleicht am besten begreifen. An anderer Stelle hätte die Wucht des Sprengsatzes garantiert Menschenleben gekostet. So kamen 29 Menschen mit Verletzungen davon. Ein Segen auch, dass eine zweite Bombe nicht explodierte. Der glimpfliche Ausgang darf nicht dazu verleiten, den Vorfall auf die leichte Schulter zu nehmen. Zumal es sich ganz eindeutig um einen Akt des Terrors handelte. Egal, wer den Sprengsatz in einem beliebten Ausgehviertel mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht