| | | Geschrieben am 13-09-2016 Mittelbayerische Zeitung: EU vor der Zerreißprobe - In Brüssel wird Klartext geredet - auch weil es den Anschein hat, dass sich jeder selbst der Nächste ist. Von Daniela Weingärtner
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 Regensburg (ots) - Die Zeiten sind vorbei, wo die osteuropäischen
 Beitrittskandidaten möglichst widerspruchs- und reibungslos dem
 Leitbild entsprechen wollten, das die westlichen Gründerstaaten
 vorgegeben hatten. Nun fordern sie, die EU müsse sich ihren
 Vorstellungen entsprechend zu einem losen Staatenbund wandeln. Die
 meisten Alteuropäer und die EU-Kommission hingegen glauben, dass die
 Schrecken der Globalisierung nicht durch nationale Abschottung zu
 bannen sind. Luxemburgs Außenminister forderte gar, Ungarn aus der
 Union zu werfen - und das wenige Tage vor dem Sondergipfel in
 Bratislava, von dem ein Signal der Einheit Richtung Großbritannien
 gesendet werden soll. In der EU kommt die ganze schmutzige Wäsche auf
 den Tisch, nachdem ein Familienmitglied türenschlagend das Haus
 verlassen hat. Ob die EU aus dieser tiefgreifendsten Krise ihrer
 Geschichte gestärkt, geschwächt oder geschrumpft hervorgehen wird,
 vermag heute noch niemand zu prophezeien. Klar ist nur, dass die Tage
 säuselnder Diplomatie vorbei sind. Jetzt wird Klartext geredet.
 Polens Ministerpräsidentin Beata Szydlo will Reformen, die es künftig
 unmöglich machen, ihr Land an den EU-Pranger zu stellen, wie es
 derzeit geschieht. Die EU-Kommission verlangt nämlich von Polen,
 Bedenken gegen eine Entmachtung des Obersten Gerichts auszuräumen.
 Andernfalls drohen Sanktionen. Ungarns Premier Victor Orban wiederum
 versucht, seine Kritiker in Brüssel und den westlichen Hauptstädten
 mit Volkes Stimme zu beeindrucken. In einem Referendum wird er am 2.
 Oktober sein Volk fragen, ob es mit der von Brüssel verordneten
 Flüchtlingspolitik einverstanden ist. Die Antwort dürfte eindeutig
 ausfallen. Luxemburgs Außenminister meint deshalb, in seiner heutigen
 Form hätte das Land keine Chance auf Aufnahme in die EU. Ähnliches
 wird er vielleicht bald auch von Österreich sagen können, dessen
 Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer von der FPÖ die Reformpläne
 der Osteuropäer lautstark unterstützt - oder von Frankreich, dessen
 Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen mit dem Austritt ihres
 Landes aus der Eurozone liebäugelt. Hätten die westeuropäischen
 Politiker nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nur an den
 kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolg und die Stimmung im Wahlvolk
 gedacht, wären die meisten osteuropäischen Staaten noch heute keine
 EU-Mitglieder. Doch den Wählern wurde erklärt, dass ein
 prosperierendes Osteuropa mit einem sich dem EU-Durchschnitt
 nähernden Lebensniveau mittelfristig allen Europäern nützen werde.
 Das akzeptierten die Wähler der alten West-EU zwar nur
 zähneknirschend, doch sie hielten den pro-europäischen Parteien im
 Großen und Ganzen die Treue. Das Gefährliche an der jetzigen Lage
 ist, dass nicht nur in den relativ jungen Mitgliedsstaaten des
 Ostens, sondern auch in vielen Staaten der alten West-EU wie
 Österreich, Frankreich oder Deutschland antieuropäische Programme
 mehrheitsfähig sind. Die Grundsatzdebatte über die Zukunft Europas
 muss jetzt geführt werden - auch wenn die Gefahr besteht, dass sie
 die Union auseinanderreißt. Solange die grundsätzliche Frage nicht
 beantwortet ist, wo sich die Europäer gemeinsam stärker fühlen und wo
 sie künftig lieber wieder national entscheiden wollen, solange kann
 die EU die vor ihr liegenden Aufgaben nicht stemmen. Die Warnung des
 Luxemburger Außenministers ist berechtigt. Wer sich an der Wahlurne
 dafür ausspricht, die Frontstaaten mit ihrem Flüchtlingsproblem
 allein zu lassen, der soll wissen, dass er den Rauswurf aus der EU
 riskiert. Denn eine Gemeinschaft, in der sich jeder selbst der
 Nächste ist, nützt niemandem.
 
 
 
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