(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zum Thema "Deutsche Sorgen"

Geschrieben am 08-09-2016

Bielefeld (ots) - Es ist überhaupt kein Widerspruch, den die
Allensbach-Umfrage aufzeigt: Wer ein zufriedenes Leben in Wohlstand
führt, kann sich sehr wohl Sorgen um die gesellschaftliche
Entwicklung machen. Vielleicht sind die Befürchtungen ja gerade bei
denen groß, die es gut haben. Und wer sagt eigentlich, dass
persönliches Wohlergehen den Blick für das trübt, was in diesem Land
geschieht? Wenn Meinungsforscher der »Generation Mitte« den Puls
fühlen, sehen sich Politiker die Ergebnisse ganz genau an. Die 30-
bis 59-Jährigen sind das Gerüst der Gesellschaft. Sie sind
berufstätig, zahlen Steuern und Sozialbeiträge, bauen Häuser und
gründen Familien - oder haben dies schon hinter sich. Sie sind die,
die das Land am Laufen halten. Was aber die Menschen der »Generation
Mitte« vor allem sind: Eltern und Großeltern, die sich um die Zukunft
ihrer Kinder und Enkel sorgen. Ihnen geht es nicht ums Geld. Der
Staat und seine Regierung haben in den vergangenen zwölf Monaten mehr
als deutlich gemacht, dass ausreichend finanzielle Mittel vorhanden
sind. Ganz plötzlich sind die Milliarden da, die vor dem 4. September
2015 nicht da waren: nicht für Brücken und Straßen und nicht für
Kita-Ausbau und Schulsozialarbeiter. Für die Flüchtlinge nimmt der
Staat Geld in die Hand, ohne neue Schulden zu machen - dank der guten
Konjunktur, die nicht auf ewig anhalten wird. Das hat bei manchen
Leuten ein gefährliches Grundgefühl erzeugt: dass die Flüchtlinge der
Regierung womöglich mehr wert sein könnten als die einheimische
Bevölkerung. Im vergangenen Jahr haben viele Deutsche ihren bislang
beinahe pathologischen Glauben an die Bürokratie und ihre Abläufe
verloren - und sie sind von der Wirtschaft, die im Zustrom von mehr
als einer Million Menschen ein »zweites Wirtschaftswunder« erkennen
wollte, enttäuscht worden. Bis Anfang Juni haben die 30 Dax-Konzerne
54 Flüchtlinge eingestellt - ein Witz. Die Sorgen vor dem Hintergrund
der Flüchtlingskrise sind alles andere als diffus und alles andere
als unberechtigt. Das scheint man mittlerweile auch im Kanzleramt
begriffen zu haben. »Deutschland wird Deutschland bleiben«,
verspricht Angela Merkel. Mit diesem Satz zeigt die Kanzlerin, dass
ihr die Ängste in der Bevölkerung bekannt und bewusst sind. Sonst
hätte sie diesen Satz nicht gesagt. Vielleicht wissen ihre Berater,
dass ein Teil der Deutschen den Verlust ihrer Identität im eigenen
Land befürchtet - ob zurecht oder nicht. Und das müssen eben nicht
nur AfD-Anhänger sein. Die Ergebnisse der Allensbach-Umfrage geben
ein ziemlich genaues Stimmungsbild ab. Die Resultate scheinen
paradox, sind es aber nicht. Es geht eben nicht immer allen nur ums
Geld. Es gibt Dinge, die viel wichtiger sind.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

598534

weitere Artikel:
  • Allg. Zeitung Mainz: Chedredakteur Friedrich Roeingh zum Ausbau der Geheimdienste Mainz (ots) - Geheime Haushaltspläne für Geheimdienste: Das Vorhaben umweht schon sprachlich der Geruch des Skandalons. Dabei ist es ein völlig normaler Vorgang, dass die Ressourcen für BND und Verfassungsschutz und das, was mit dem Geld gemacht wird, nicht auf dem offenen Markt verhandelt werden. Grundsätzlich unterliegt die parlamentarische Überwachung der Geheimdienste aus guten Gründen auch selbst der Geheimhaltung. Und dass die Geheimdienste in einer so konkreten terroristischen Bedrohungslage aufgerüstet werden, ist dringend mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Die Jugendlichen nicht warten lassen = Von Kirsten Bialdiga Düsseldorf (ots) - Kein Abschluss ohne Anschluss - die Initiative von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihrer rot-grünen Landesregierung klingt vielversprechend. Arbeitgeber, Gewerkschaften, Verbände, Kammern, Schulen und viele andere arbeiten in NRW seit 2012 daran, dass dieses Versprechen wahr wird. Knapp 60 Millionen Euro Steuergelder jährlich fließen in das Projekt, das Jugendliche nach dem Schulabschluss von der Straße holen soll. Ein sehr sinnvolles Vorhaben. Gemessen an dem hohen Einsatz sind die Erfolge bisher aber mehr...

  • Das Erste, Freitag, 9. September 2016, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.05 Uhr, Andreas Scheuer, CSU-Generalsekretär, Thema: CDU/CSU Streit Pressekontakt: WDR Presse und Information, Annette Metzinger, Tel. 0221-220-7120 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Schlagabtausch zwischen Clinton und Trump Sicherheitsrisiko Dirk Hautkapp, Washington Bielefeld (ots) - Donald Trump hat Glück gehabt. Es gab in dieser Woche einen noch größeren politischen Neandertaler im US-Präsidentschaftswahlkampf. Der unabhängige Kandidat Gary Johnson zeigte vor laufender Kamera seine Unwissenheit über den schlimmsten aktuellen Krieg: Syrien. Auf die Frage, was er zu Aleppo zu sagen habe, entgegnete er: "Aleppo? Was ist Aleppo?" Trumps Irrläufer in einer TV-Debatte mit Rivalin Hillary Clinton über die heikelste Aufgabe eines US-Präsidenten - Oberbefehlshaber der stärksten konventionellen und mehr...

  • Westfalenpost: Kommentar zur Studie über Sorgen der Generation Mitte Hagen (ots) - Eigentlich ist alles gut. Eine gute Ausbildung, ein gut bezahlter Job, eine gute Lebensituation. Alles quasi in (guter) Butter. Den meisten Menschen zwischen 30 und 59 Jahren geht es hervorragend. Und dennoch sind da diese Ängste. Die Angst vor der Zukunft. Wie soll das nur alles weitergehen? Wie schlimm alles ist. Woher also kommen diese Ängste, diese Skepsis? Zum einen durchleben wir seit der Finanzkrise 2008 eine Krise nach der nächsten. Bis hin zur heutigen Flüchtlingskrise. Das macht etwas mit den Deutschen, die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht