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Rheinische Post: Kommentar / Auf NRW kommt es an! = Von Michael Bröcker

Geschrieben am 23-08-2016

Düsseldorf (ots) - Wer einen runden Geburtstag feiert, dem
gratuliert man. Also, Glückwunsch NRW! Kritisches spart man sich. So
war der Festakt zum 70. Geburtstag des Landes die erwartete
Lobhudelei. Hannelore Kraft schwärmte vom starken Land. Die Kanzlerin
nickte höflich. Nur: Wann, wenn nicht an dem Tag, an dem die Republik
auf das Land und seine stolze Vergangenheit schaut, sollte man den
Vorhang beiseiteziehen und die schmuddeligen Ecken ausleuchten? NRW
warf in den 50ern den Motor für das Wirtschaftswunder an. Ein Drittel
der deutschen Wirtschaftsleistung wurde an Rhein und Ruhr erbracht.
Karl Arnold, der erste frei gewählte Ministerpräsident, nannte
Nordrhein-Westfalen Kernland der jungen Bundesrepublik. Heute bringt
dieser Kern nur ein Fünftel des BIP auf die Waage. Die Misere im
Westen zieht Rest-Deutschland herunter. Das reale Pro-Kopf-Einkommen
ist 2015 gesunken. Wohlstandsverlust. Erste Prognosen sehen nun
wieder zartes Wachstum. Aber von einem Motor spricht wirklich
niemand.

Mehr Arbeitslose, weniger Geld für Grundschulen. Mehr Einbrüche,
weniger Polizisten. Mehr Schulden, weniger Kita-Plätze. Hohe
Kinderarmut, niedrige Forschungsausgaben. Alles pro Kopf. Im
Vergleich zu westdeutschen Flächenländern. So bitter liest sich die
Wahrheit. Es gibt auch gute Zahlen: Die Bildungsinvestitionen sind
insgesamt unter Rot-Grün gestiegen. Die hohen Auslandsinvestitionen
schmücken den Standort. Die Exzellenz forscht auch hier.

Aber Avantgarde? Klassenprimus? Kernregion? Nordrhein-Westfalen
ist schnödes Mittelmaß.

Man dürfe nicht alles schlechtreden, entgegnet Frau Kraft und
merkt dabei nicht, dass sie das Gesundbeten zur reinen Lehre ernennt.
Kraft blendet Kritisches aus, lässt ihre Getreuen mit Argusaugen über
ihr Bild in der Öffentlichkeit wachen und erklärt, dass sie im
direkten Gespräch mit den Bürgern alles anders erlebe. Diese
rhetorische Allianz mit dem Bürger gegen die Kritiker kennt man aus
einer anderen, noch sehr jungen Partei. Dabei wüsste man doch nur
gerne: Wohin will Frau Kraft mit NRW? Wo kommen Innovationen her?
Kennt jemand die Wissenschaftsministerin? Wie sollen Millionen
Migranten mit Bildung und Jobs versorgt werden, wie sollen Wirtschaft
und Wissenschaft vernetzt werden, wenn kaum Geld für eine
Autobahnbrücke da ist? Welche Regionen werden gefördert, wenn schon
bei einer mickrigen Digitalförderung der schlechtesten Bewerbung
(Köln) aus Proporzgründen Geld gegeben wird? Der 70. Geburtstag wäre
ein schöner Anlass für eine Vision für den Wiederaufstieg des Landes.
Wäre.

www.rp-online.de



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621


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