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Der Kampf um die Datenhoheit ist noch nicht entschieden / Oliver Wyman-Studie zur digitalen Industrie

Geschrieben am 23-03-2016

München (ots) - Wie profitieren Industrieunternehmen nachhaltig
von der Digitalisierung? Eine globale Studie der Managementberatung
Oliver Wyman zur "Digitalen Industrie" zeigt Erfolgspfade und Risiken
auf - auch für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Klar wird:
Die bisherige Diskussion um Industrie 4.0 greift zu kurz, weil sie
auf die in Werkshallen genutzte Technologie fokussiert. Dabei liegen
die entscheidenden Werthebel nicht in der Technologie, sondern in der
klugen Interpretation der Daten, die entlang der Wertschöpfungskette
entstehen. Damit zeichnet sich ab: Wer strategische Kontrollpunkte
entlang der Datenerhebung und Auswertung etablieren kann, wird am
meisten von der nächsten industriellen Revolution profitieren.

Ein immenser Innovationsschub erfasst die Fertigungswirtschaft:
Die fortschreitende Digitalisierung in der Industrie, zusammengefasst
unter dem Schlagwort Industrie 4.0, führt zu Effizienzsteigerungen im
Produktionsprozess und zu mehr Wachstum. Wer die neuen Spielregeln
der Digitalisierung beherrscht, kann bessere Entscheidungen treffen,
Prozesse stärker integrieren und lukrative Geschäftsmodelle
entwickeln. "Bis zu 1,4 Billionen US-Dollar an zusätzlicher,
jährlicher Marge sind dank der 'Digitalen Industrie' weltweit im Jahr
2030 zu heben", sagt Thomas Kautzsch, Partner bei Oliver Wyman und
Leiter des globalen Beratungsbereichs Automotive und Manufacturing
Industries. Der prognostizierte Mehrwert entsteht zum einen durch
Kostensenkungen, zum anderen durch profitables Wachstum.

Die Oliver Wyman-Analysen bei über 60 international tätigen
Unternehmen haben ergeben: "Die größten digitalen Werthebel liegen
gar nicht wie vielfach unterstellt in der Technologie oder nur in
einer Flexibilisierung der Fertigung, sondern in teilweise
produktionsfernen, indirekten Bereichen wie Vertrieb, Preissetzung,
Planung, Controlling oder Einkauf", sagt Kautzsch.

Die Studie "Digitale Industrie - Der wahre Wert von Industrie 4.0"
gibt Aufschluss über die entscheidenden Stellschrauben und
Konfliktfelder der nächsten Jahre: "Spannend wird vor allem die
Frage, wer sich das zusätzliche Wertpotenzial einverleibt. Denn das
Phänomen Industrie 4.0 verändert potenziell in hohem Maße das
Machtgefüge zwischen den an der Wertschöpfung beteiligten
Unternehmen", sagt Kautzsch. Etablierte Fertigungsunternehmen haben
laut Studie zwar eine gute Ausgangsposition, müssen aber schnell und
strategisch klug handeln.

Gerangel um Datenhoheit

Zu den Gewinnern werden jene Marktteilnehmer zählen, die imstande
sind, datengetriebene Entscheidungen zu treffen. "Das Gerangel um die
Datenhoheit hat bereits begonnen, der Kampf ist aber noch keineswegs
entschieden", sagt Tobias Sitte, Co-Autor der Studie und ebenfalls
Partner bei Oliver Wyman. Damit kommen auf Unternehmen etwa im
Maschinen- und Anlagenbau in erster Linie strategische Fragen zu,
nicht technologische.

Die technischen Treiber hinter der rasanten Transformation sind
weitgehend identifiziert: Vernetzte Maschinen halten Einzug in die
Produktionsstätten, hinzukommen immer umfassendere 3D-Druckverfahren,
Simulationssoftware und die Möglichkeit, praktisch in Echtzeit große
Datenmengen zu erheben und zu analysieren (Big Data). Doch offen sind
Fragen des digitalen Leadership: Wer betreibt und optimiert in
Zukunft die Anlagen zum Beispiel in einem Automobilwerk? Etwa der
Lieferant der Roboter, der Automobilhersteller selbst oder aber ein
Schwergewicht aus der Softwarebranche? Und wem gelingt es, die
Betriebsdaten so zu analysieren, dass er konkret anwendbare
Handlungsempfehlungen und Prozessoptimierungen ableiten kann? "Diese
Fragen rund um das sogenannte Applikations-Know-how entpuppen sich
als wahre Kernthemen von Industrie 4.0", sagt Tobias Sitte. Sie
bilden künftig auch die zentrale Grundlage der individualisierten
Massenfertigung.

Gesamtlösungen aus einer Hand

Beispiel Möbelindustrie: Dank Digitalisierung kann der Kunde eines
Küchenherstellers heute über ein 3D-Modell beim Händler seine Wahl
treffen. Der liefert die Einbauschränke zentimetergenau. Die Basis
für solche maßgeschneiderte Serienproduktion in Losgröße 1 sind
Innovationen bei einem Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen.
Diese werden über eigene Softwarelösungen so am Kunden-Front-End
vorkonfiguriert, dass sie von der Bestellauslösung bis zur Logistik
einen durchgängig individualisierten Fertigungsprozess ermöglichen.
Vorteil für den Maschinenhersteller: Er befreit sich mit seiner
Digitalstrategie aus seiner einstigen Nischenposition. Denn indem es
ihm gelingt, den gesamten Wertschöpfungsprozess zu integrieren, kann
er als Dienstleister für Küchenhersteller branchenweit einen Mehrwert
schaffen.

Auch in anderen Branchen können die Maschinen- und Anlagenbauer
ihren Anteil an der Wertschöpfung erhöhen, indem sie die
Prozessintegration in die Hand nehmen. "Hier liegt eine Riesenchance
für Zulieferer, ihre Kontrolle über die Wertschöpfung auszuweiten",
sagt Tobias Sitte. Je nach Branche haben die Oliver Wyman-Experten
entlang der Wertschöpfungsschritte neun unterschiedliche Werthebel
identifiziert - von der Steigerung der F&E-Effizienz bis zur
Optimierung des Produktionsnetzwerks. "Als größter digitaler
Werthebel hat sich dabei ein besseres Verständnis der konkreten
Kunden-Nachfrage und eine intelligente Abschöpfung der
Zahlungsbereitschaft erwiesen", sagt Tobias Sitte. Auf weltweit 600
Mrd. US-Dollar Margenzuwachs beziffern die Experten dieses Potenzial
im Jahr 2030 - und dessen Abschöpfung hat zum Beispiel in der
Automobilindustrie bereits begonnen. Als zweitstärkster Effekt
schlägt die Flexibilisierung der Fertigung samt individualisierter
Massenfertigung mit 300 Mrd. US-Dollar Margenzuwachs zu Buche. Dieses
Thema bewegt insbesondere Klein- und Miniserienfertiger mit noch eher
niedrigem Automatisierungsgrad, etwa aus der Luftfahrt- oder der
Bahnindustrie.

Größte Schwachstelle ist mangelnde Kreativität

Die industrielle Digitalisierung wird alle Unternehmen der
Fertigungsindustrie tiefgreifend verändern. Von Führungskräften
werden zunehmend datenbasierte und transparente Entscheidungsprozesse
gefordert. Gut gerüstet sehen sich bisher offenbar die wenigsten
Manager. Im Rahmen der Oliver Wyman-Studie gaben alle Entscheider der
befragten Maschinen- und Anlagenbauer ausnahmslos an: Es fehle an
"Kreativität, um über bestehende Betriebs- und Geschäftsmodelle
hinauszudenken". 86 Prozent vermissten in ihren Unternehmen zudem
"interne Software- und Datenkompetenzen" und noch 84 Prozent räumten
selbstkritisch ein, es fehle an "Know-how bei der Analyse großer
Datenmengen" und der Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen.

Oliver Wyman-Experte Tobias Sitte unterstreicht den
Handlungsbedarf, die digitale Transformation aktiv anzugehen: "Alle
Fertigungsunternehmen sind gut beraten, jetzt ihre Aktivitäten zu
orchestrieren und den vielen Einzelprojekten einen Rahmen und eine
Richtung zu geben." Denn klar ist auch: Die Chancen von Industrie 4.0
werden neue Spieler auf den Plan rufen. Steht nun ein Siegeszug der
Onlinegiganten auch im Industrieumfeld bevor? Thomas Kautzsch hält
dieses Szenario für unwahrscheinlich: "Ähnlich wie es Microsoft in
den 2000er-Jahren nicht gelang, sich beim Thema 'Offene
Automatisierung' zu positionieren, werden es auch Google oder Amazon
in der nächsten Dekade nicht schaffen, die 'Digitale Industrie' im
B2B-Umfeld zu erobern", ist er überzeugt. Den etablierten
Industrieprofis kommt zugute, dass ihre Anwendungen meist zu speziell
sind. Ein Massenmarkt, auf den es die endkundenbezogenen
Onlinegiganten in der Regel absehen, ist in den vorgelagerten Feldern
noch nicht zu finden.

Über die Studie

Für die Studie "Digitale Industrie - Der wahre Wert von Industrie
4.0" haben die Experten von Oliver Wyman mehr als 50 Unternehmen der
Automobil-, Luftfahrt- und Bahnindustrie sowie des Maschinen- und
Anlagenbaus in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich,
Großbritannien und Nordamerika befragt.

Pressegrafiken finden sich unter http://ots.de/4JRnR

ÜBER OLIVER WYMAN

Oliver Wyman ist eine international führende Managementberatung
mit weltweit 4.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 26 Ländern.
Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit
hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign,
Risikomanagement und Organisationsberatung. Gemeinsam mit Kunden
entwirft und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien.
Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse,
IT, Risikostrukturen und Organisationen zu verbessern, Abläufe zu
beschleunigen und Marktchancen optimal zu nutzen. Oliver Wyman ist
eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies (NYSE:
MMC). Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de.
Folgen Sie Oliver Wyman auf Twitter @OliverWyman.



Pressekontakt:
Stefanie Hauck
Corporate Communications
Oliver Wyman GmbH
Tel. +49 89 939 49 560
Stefanie.Hauck@oliverwyman.com


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