(Registrieren)

Westfalenpost: Knut Pries zum EU/Türkei-Gipfel

Geschrieben am 06-03-2016

Hagen (ots) - Als atmosphärische Störung hätte es ungelegener
nicht kommen können: Ausgerechnet zum Zeitpunkt, da die
Bundeskanzlerin demonstrieren muss, dass sie zurecht bei der
Bewältigung der Flüchtlingskrise auf den Partner Türkei baut, zeigt
die immer autoritärer gelenkte Demokratie des Präsidenten Erdogan ihr
hässlichstes Gesicht. Die rabiate Aktion gegen die
regierungskritische Zeitung Zaman zeigt: Der EU-Kandidat driftet
immer weiter weg von europäischen Vorstellungen zu Demokratie und
Rechtsstaatlichkeit. Dass der Zeitpunkt zufällig ist, mag man kaum
glauben. Heute wird der türkische Ministerpräsident Davutoglu in
Brüssel erwartet, um die Ende November verabredete
Migrationspartnerschaft mit konkreten Vereinbarungen zu unterfüttern.
Was das Management der Flüchtlingskrise anlangt, waren von beiden
Seiten zuletzt vorsichtig optimistische Signale zu vernehmen. Mit
einer Zusage Ankaras, nunmehr alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um
die Schlepper schon vor dem Ablegen an der türkischen Küste zu
stoppen, hätte sich die Zusammenkunft mit Davutoglu in der Serie
frustrierend fruchtloser Krisengipfel als positive Ausnahme verkaufen
lassen. Die putineske Razzia gegen die unbotmäßige Zeitung hat diese
Hoffnung zerstört. Die samtpfötige Reaktion der EU-Chefdiplomatin
Mogherini zeigt: Dieser Gipfel wird zur Übung in praktischer
Schizophrenie - Schulterschluss mit einem Partner, zu dem man
zugleich möglichst weit auf Distanz gehen muss. Da hilft kein
politisches Geschick: Es bleibt eine zutiefst unappetitliche Übung,
die beiden Dimensionen des Umgangs mit dem Ex- und Halb-Demokraten
Erdogan in eine Balance zu bringen. Es führt leider kein Weg daran
vorbei - die Alternativen wären schlimmer.



Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

586582

weitere Artikel:
  • Badische Zeitung: Flüchtlingsgipfel mit der Türkei / Ein hoher Preis Kommentar von Annemarie Rösch Freiburg (ots) - Die türkische Regierung strotzt vor Selbstbewusstsein: Nur wenige Tage vor Beginn des EU-Türkei-Gipfels zur Flüchtlingsfrage ließ sie die regierungskritische Zeitung Zaman unter Kuratel stellen. Eine so gravierende Verletzung der demokratischen Rechte durch eine Regierung, die sich um einen EU-Beitritt bemüht, ist eine Provokation. Ankara scheint auskosten zu wollen, dass die EU-Staats- und Regierungschef zur Lösung der Flüchtlingsproblematik auf die Türkei angewiesen sind und sich aus diesem Grund kaum mehr...

  • Das Erste, Montag, 7. März 2016, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.10 Uhr, Eva Högl, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Thema: Flüchtlingspolitik 8.10 Uhr, Sevim Dagdelen, Die Linke, Thema: EU-Gipfel Pressekontakt: WDR Presse und Information, Annette Metzinger, Tel. 0221-220-7120 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: zu EU-Türkei-Gipfel Kommentar von Susanne Güsten Karlsruhe (ots) - Auch die Flüchtlingskrise wird nicht ewig dauern. Irgendwann wird die Türkei wieder in die Lage geraten, von den Partnern in der EU etwas Wichtiges wie politischen Beistand oder den Beitritt zu wollen. Dann werden sich die Europäer an die harte Tour des heutigen Präsidenten erinnern - und daran, dass er türkische Reformverpflichtungen im Rahmen des Beitrittsprozesses kalt lächelnd über den Haufen warf, als es ihm gerade in den Kram passte. Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Chance für die Integration - Kommentar von Ulrich Kraetzer Berlin (ots) - Die Berliner Senatsverwaltung für Justiz will nun Kurse etablieren, in denen Flüchtlingen Grundprinzipien unserer Rechtsordnung und grundlegende Wertmaßstäbe unserer Gesellschaft nahe gebracht werden. Der Ansatz klingt gut. Denn die Initiatoren wollen die Geflohenen nicht als Menschen zweiter Klasse behandeln. Nein, sie sollen verstehen, was den Kitt ausmacht, der unsere Gesellschaft zusammenhält, und diese dadurch akzeptieren. Flüchtlinge könnten nichts dafür, wenn sie zu wenig über unsere Rechtsordnung wüssten. mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gabriels Solidarpakt Bielefeld (ots) - Die SPD ist eine stolze Partei, wenn sie auf ihre Geschichte schaut. Zu Recht! Im Hier und Jetzt aber wirken die Genossen oft verzagt. Und nächsten Montag wird ihre Sinnkrise noch größer werden. Die Solidaritätsadressen, die Heiko Maas und Stephan Weil Parteichef Sigmar Gabriel nun vorsorglich zukommen ließen, ändern daran nichts. Alles hängt an Rheinland-Pfalz. Verliert die beliebte Malu Dreyer das Amt der Ministerpräsidentin an die forsche CDU-Spitzenfrau Julia Klöckner, ist mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht