Rheinische Post: Sechs Lehren aus der Silvesternacht
Geschrieben am 10-01-2016 |   
 
 Düsseldorf (ots) - von Michael Bröcker 
 
   Die Nation ist in Aufruhr. Die massiven Übergriffe auf Frauen in  
Köln, begangen mehrheitlich von jungen Männern aus dem Ausland,  
heizen die Debatte über Flüchtlinge und Fremde an. Alles wird mit  
allem vermischt. Vorurteile verstärkt. Was nun? Erstens: Maß halten.  
Der heißen Wut mit dem kühlen Verstand begegnen. Differenzieren.  
Reflektieren. Das waren schreckliche Taten von schrecklichen Männern. 
Sie gehören bestraft. Aber das Fundament einer freiheitlichen  
Gesellschaft ist nicht bedroht. Zweitens müssen Politik, Polizei,  
Medien künftig verstärkt darüber reden, was ist, anstatt zu  
überlegen, was nicht sein darf. Täterprofile und Motivforschung  
müssen öffentlich gemacht werden, auch wenn es politisch heikel  
erscheint und die Wahrheit von einem bestimmten politischen Lager  
instrumentalisiert werden könnte. Nur was wir kennen, können wir  
bekämpfen. Libanesische Clans, Klau-Banden vom Balkan, kriminelle  
Flüchtlinge aus Nordafrika, deutsche Hooligans. Wenn der Hintergrund  
der Täter für die Erklärung, Einordnung und vor allem für mögliche  
Präventionsmaßnahmen und Strafverfolgung relevant sein kann, muss er  
benannt werden. Ohne Schaum vor dem Mund. Ohne plumpe  
Pauschalisierung. Nicht jeder Flüchtling ist ein Vergewaltiger. Nicht 
jeder Muslim ein Frauenhasser. Natürlich nicht. Die Tat begeht eine  
Person, keine Nationalität. Justitia ist schließlich farbenblind.  
Genauso gilt aber: Nicht jeder, der die offenherzige  
Flüchtlingspolitik kritisiert, ist ein dumpfer Rechter. Maß halten  
gilt auch in der Diskussion. Drittens muss sich diese Nation ehrlich  
machen, was ihren Umgang mit Zuwanderern betrifft. In der  
Integrationspolitik wurden gravierende Fehler gemacht. Die rosarote  
Multikulti-Welt von SPD und Grünen hat ihr Ende in den grauen  
Vorstadt-Ghettos gefunden. Parallelwelten, auch Angsträume sind real. 
Das muss wirksam bekämpft werden. Integration ist Fördern und  
Fordern. Das kann auch der Maßstab in der Flüchtlingspolitik sein.  
Ein Konsens ist nach Köln bereits gefunden: Wer straffällig wird,  
muss das Land verlassen. Das ist nicht inhuman, sondern konsequent.  
Mittelfristig braucht es aber auch ein Einwanderungsgesetz, einem  
Gesellschaftsvertrag, in dem steht, wen wir wollen und wen nicht.  
Viertens muss die Mehrheitsgesellschaft die Werte, für die sie  
einsteht, leidenschaftlicher, öffentlicher und verbindlicher  
einfordern. Es bringt nichts, wenn am heimischen Küchentisch über den 
frauenverachtenden, patriarchalen Islam hergezogen wird, aber der  
Dialog mit dem Muslim im Sportverein oder in der Kantine verweigert  
wird. Kopf runter, wegducken, einigeln, verschärft die Spannung  
zwischen Inländern und Ausländern. Dialog aber baut Vorurteile ab.  
Immer. Wer sich beispielsweise die Schicksale von Flüchtlingen  
anhört, wer mit ihnen spricht, weiß, dass viele Schutzsuchende in  
guter Absicht kommen. Sie wollen Frieden und Freiheit, nicht deutsche 
Frauen begrapschen. Diese Fremden sind im Kampf gegen jene, die unser 
Gastrecht missbrauchen, die unsere Autoritäten verhöhnen und ihre  
Steinzeit-Vorstellungen von Mann und Frau hier ausleben wollen,  
unsere besten Verbündeten. Fünftens müssen wir wissen, dass der Weg  
der Integration mühsam ist. Abschottung wäre leichter. Zäune werden  
schneller auf- als Vorurteile abgebaut. Langfristig profitiert  
Deutschland aber von einer klugen Einwanderungspolitik. Historiker  
können belegen, dass Zuwanderung Wohlstand fördert. Es dauert nur, es 
ist anstrengend. Die USA beweisen dies. Sechstens muss diese  
Gesellschaft wieder den Respekt vor dem Andersdenkenden, die  
Gelassenheit im Diskurs und das Zutrauen in den Zusammenhalt finden.  
Man darf auch in der digitalen Welt zuhören, überlegen, bevor man  
sich äußert. Man darf sogar mal schweigen. Das Merkel'sche "Wir  
schaffen das" hat der heilige Franz von Assisi viel besser  
formuliert. "Ein Mensch mit gütigem, hoffenden Herz fliegt, läuft und 
freut sich. Er ist frei." 
 
 
 
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