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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Folgen der WM-Affäre

Geschrieben am 03-11-2015

Bielefeld (ots) - Nein, ein Erdbeben ist es nicht, das der
Deutsche Fußball-Bund am Dienstag erlebte. Die Durchsuchungen der
DFB-Zentrale und der Privatwohnungen des aktuellen und des ehemaligen
DFB-Chefs sind nur die normalen juristischen Folgen, die aus der
»Spiegel«-Geschichte über die Unregelmäßigkeiten rund um das
Sommermärchen 2006 resultieren. Sie werden durch die nachfolgende
und immer noch andauernde Schlammschlacht vor allem zwischen dem
Ex-Pressesprecher Wolfgang Niersbach und dem Ex-Richter Dr. Theo
Zwanziger weiter befeuert. Vermutlich ist die Schadenfreude in dem
einen oder anderen Fußballverband auf der Welt riesig, dass
ausgerechnet Wolfgang Niersbach, einer der selbsternannten
Chefankläger gegen Joseph Blatter, jetzt tief in eben jenem Sumpf
steckt, den, wenn er ihn vielleicht auch nicht angelegt, so doch wohl
toleriert hat. Oder von ihm nichts wusste, was es aber auch nicht
besser macht. Jener Niersbach also, der von einflussreichen
deutschen Medien, nachdem sich Michel Platini als eigentlich auch
nicht mehr Fifa-präsidiabel erwies, als heißer Kandidat für die
Blatter-Nachfolge auserkoren worden war. Aber natürlich klaffen
nicht nur beim weltgrößten Sportverband das kreierte Image und die
Realität weit auseinander. So sauber, wie sich der deutsche Sport
selber so gerne darstellt, war er nie, ist er nicht. Das immer noch
schlimmste Beispiel für das große Versagen, für die Diskrepanz
zwischen sich selbst zugeschriebener Vorreiterrolle und Realität, ist
der Umgang mit dem Thema Doping. Die nationale Antidopingagentur ist
unterfinanziert, der Prozentsatz der überführten Athleten steht in
einem extremen Gegensatz zu den Zahlen, die in anonymen Umfragen
unter Spitzenathleten erhoben werden. Muss jetzt die Politik
eingreifen oder die Justiz? Nun ja, beiden Bereichen wird in der
öffentlichen Wahrnehmung auch nicht gerade Unfehlbarkeit
zugeschrieben. Denn auch politische Entscheidungsträger waren
vor und während der Fußball-WM 2006 in die Entscheidungsprozesse
eingebunden. Bundeskanzlerin Angela Merkel überreichte 2006 Joseph
Blatter sogar das Bundesverdienstkreuz für seine besonderen
Leistungen bei der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft an
Deutschland. Was bitte kann die besondere Leistung eines
Fifa-Präsidenten bei der Vergabe eines großen Turniers sein? Theo
Zwanziger ist beim DFB schon länger eine persona non grata. Will der
deutsche Sport nicht ein ähnliches Schicksal erleiden und mit seinen
Bewerbungen um die Fußball-EM und Olympia 2024 scheitern, sollten die
in der Sommermärchen-Affäre Handelnden nicht nur an ihr Ego denken
und schnellstens für Aufklärung sorgen. Und für die Zukunft sei allen
Sportfunktionären gesagt: Wenn man die Moralkeule schwingt, sollte
man darauf achten, dass an ihr nicht zu viel eigener Dreck klebt.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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