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Neue Westfälische (Bielefeld): 25 Jahre deutsche Einheit Silberhochzeit Thomas Seim

Geschrieben am 02-10-2015

Bielefeld (ots) - Sie kennen sicher alle das Gefühl noch nach 25
Jahren: War's das? Oder kommt noch was? Wir feiern Silberhochzeit der
neuen Bundesländer - ehemals: DDR - mit der guten alten
Bundesrepublik. Was kommt noch? Was für eine rauschende Ballnacht
haben wir 1990 hingelegt. Sicher, es war damals nicht mehr so ein
nervöses, aufgeregtes Kribbeln wie bei der ersten Begegnung mit der
Geliebten in Freiheit im Jahr zuvor. Da tanzten wir noch auf der
Mauer - so lautete übrigens auch meine Schlagzeile auf der Titelseite
der Zeitung. Endlich schien alles erreicht. Es konnte nur aufwärts
gehen. Ein knappes Jahr später waren wir differenzierter unterwegs,
es kribbelte weniger. Der Vertrag 2+4 mit den Siegermächten war
verhandelt, auch der innerdeutsche Vertrag geschlossen; der Beitritt
ersetzte die Wiedervereinigung; dann wuchs der
100-DM-Begrüßungsschein für die neuen Mitbürger zu
Länderfinanzausgleich und Aufbau Ost an; die Treuhand vermarktete
DDR-Vermögen. Indes: Es brach viel westliches Kapital, ausgestattet
mit westdeutschen Betriebswirten, Beamten, Rechtsanwälten und
Richtern nach Osten auf - und viele junge Leute aus dem Osten zogen
nach Westen. Bundesbürger erhielten ihr - ihnen einst nach dem Krieg
genommenes - Eigentum zurück; viele Neubürger verloren ihr sicher
geglaubtes Umfeld. Da war's vorbei mit den Flitterwochen. Seither
sind viele neue Häuser und vor allem breite Straßen im Osten neu
gebaut worden, im Westen müssen inzwischen Brücken eilig saniert
werden, weil dafür jahrelang kein Geld da war und sie nun
einzustürzen drohen. Schließlich schaut man heute etwas ungläubig auf
den Pegida-Aufmarsch in Dresden gegen Flüchtlinge, obwohl es dort
doch kaum welche gibt, während uns die Bürger im Westen mit einer so
genannten Willkommenskultur überraschen - bislang. So sind Rosen-,
Petersilien-, Kristall- und Porzellanhochzeit an uns vorbeigezogen.
Wir haben wenig zerschlagen, aber vieles aufgebaut. Es war nicht
immer leicht und nicht alle haben ihr Glück finden können oder
dürfen. Insbesondere im Blick auf sozialen Ausgleich, junge Familien
und Verteilungsgerechtigkeit bleibt noch einiges zu tun. Nun also
Silberhochzeit. Ausgerechnet zu diesem Fest stehen an den Grenzen
viele Menschen, die mitmachen wollen. Wir haben das große Ganze nicht
für so viele geplant, aber wir wissen schon, dass wir uns öffnen
müssen - irgendwie. Es wäre ja auch ein Aberwitz der Geschichte, wenn
Deutschland, das erfolgreiche und vereinigte Land, plötzlich den
Geist der Freiheit hinter neuen Mauern einzusperren versuchte. Mauern
- die wollen wir Deutsche nie wieder. Mitten durch unser Land nicht.
Und nicht mitten durch Europa. Auf geht's also! Zur Goldhochzeit. Es
kommt noch was.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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