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Weser-Kurier: Kommentar von Michael Brandt über Hetze im Internet

Geschrieben am 28-09-2015

Bremen (ots) - Seit Monaten wird im äußersten Norden Bremens gegen
Flüchtlinge gestänkert und gehetzt. Genauer seit Oktober 2014, als
Pläne bekannt wurden, in Rekum ein Heim für straffällig gewordene
jugendliche Flüchtlinge einzurichten. Die Welle der Empörung hat
schließlich im Mai die populistische Wählervereinigung "Bürger in
Wut" mit mehr als 18 Prozent in den Beirat Blumenthal katapultiert.
Es überrascht nicht, dass es ausgerechnet hier zum Brandanschlag
gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft gekommen ist. Es existieren
in Blumenthal und Bremen-Nord zwar viele Initiativen, die den
Flüchtlingen helfen. Die Willkommenskultur ist vorbildlich und sie
ist getragen vom ehrenamtlichen Einsatz der Bürger. Es wird aber in
bestimmten Kreisen längst gezündelt. Nicht mit Feuerzeug und Benzin,
sondern mit Worten, in Facebook-Gruppen, die in der Regel geschlossen
sind. In diese Gruppen findet nur Einlass, wer den Betreibern ins
Gesinnungsbild passt. In diesen Foren findet derzeit eine
Verschiebung der Toleranzgrenzen statt. Was vor Jahren noch als
inakzeptable rechte Hetze galt, sickert heute über Facebook in die
reguläre politische Debatte ein. Flüchtlinge werden hier allgemein
als Kriminelle beschrieben, deren alleiniges Ziel es sei, sich zu
bereichern. Ohne Prüfung wird Flüchtlingen jedes erdenkliche
Verbrechen unterstellt. Facebook-Nutzer teilen im Internet offen mit,
dass sie Waffen besitzen, mit denen sie sich notfalls auch zur Wehr
setzen würden. Es entsteht ein Klima, das von pauschaler
Geringschätzung, Diffamierung und letztlich auch Angst geprägt ist.
Und das kann gefährlich sein. Die Internet-Debatten werden von den
Parteien in der Bürgerschaft und vom Rathaus seit Monaten
kommentarlos zur Kenntnis genommen. Es gibt offenbar niemanden, der
auf die Entwicklung ein Auge hat. Der Verdacht liegt nahe, dass bei
dieser Ignoranz auch die Randlage Blumenthals eine Rolle spielt. Das
Fast-Feuer ist ein Weckruf. Wenn Blumenthals Ortsamtsleiter dieser
Zeitung sagt: "Alles ist gut und es wird nicht zu weiteren solchen
Fällen kommen", dann ist das eine Beschwörungsformel. Gewiss ist das
nicht.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


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