Fremdenhass: Aufklärungsquote bei Brandanschlägen gering
Geschrieben am 17-09-2015 |   
 
 Hamburg (ots) - Während die Zahl der Anschläge auf  
Flüchtlingsunterkünfte dramatisch gestiegen ist, ist die  
Aufklärungsquote bei diesen Taten bislang gering. Nach Recherchen von 
NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung hat es in diesem Jahr bereits mehr  
als 60 Brandstiftungen mit einem möglichen fremdenfeindlichen  
Hintergrund gegeben, allein 37 seit Mitte Juli. Nur in zehn Fällen  
konnten Verdächtige ermittelt werden. 
 
   NDR, WDR und SZ haben die zuständigen Ermittlungsbehörden  
abgefragt und alle Fälle erfasst, in denen Polizei und  
Staatsanwaltschaft von einer Brandstiftung ausgehen und zu möglichen  
fremdenfeindlichen Motiven ermitteln. In 40 Fällen handelt es sich um 
Anschläge auf bewohnte Häuser, 21 Anschläge richteten sich gegen  
geplante Unterkünfte. Die meisten Brandstiftungen hat es in Sachsen  
gegeben. 15-mal versuchten dort Täter, Flüchtlingsunterkünfte in  
Brand zu stecken. In bislang drei Fällen konnten die sächsischen  
Behörden Verdächtige ermitteln. 
 
   Der Leiter des zuständigen Operativen Abwehrzentrums (OAZ) in  
Leipzig, Bernd Merbitz, spricht im ARD-Magazin Panorama von  
schwierigen Ermittlungen, weil der Kreis möglicher Täter sehr groß  
sei. "Wir haben es mit der ganzen Breite der Bevölkerung zu tun. Es  
ist nicht immer der klassische Rechtsextremist, der schon viele  
Vorstrafen hat." Es passiere nicht selten, "dass wir feststellen, dem 
hätte man es nicht zugetraut, der war weder polizeilich bekannt, noch 
irgendwie anders bekannt." 
 
   Zu derselben Erkenntnis kommen auch Verfassungsschützer. Die  
Leiterin des Landesamts für Verfassungsschutz in Niedersachsen, Maren 
Brandenburger, sagt: "Diejenigen, die die Taten verüben, gehören zu  
einem großen Teil noch nicht einmal dem Rechtsextremismus an." Es  
gebe ein Klima, "das durch Internet-Beiträge, durch  
gesellschaftliches Anerkanntsein offensichtlich geschürt wird."  
Fremdenfeindliches, rassistisches Denken scheine als Bodensatz  
vorhanden zu sein. "Und diejenigen, die diese Taten verüben, glauben  
möglicherweise Vollstrecker eines solchen Willens der Gemeinschaft,  
des so genannten Volkswillens zu sein." 
 
   Der Historiker Wolfgang Benz, der sich in seiner Forschung mit  
Anti-Semitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus befasst,  
beschreibt dies als eine "Selbstradikalisierung". Sie erfolge über  
soziale Netzwerke, in denen sich die Täter mit Gleichgesinnten  
verständigten. Das könne zu einem "Größenwahn" führen, nämlich der  
Annahme, man sei in der Mehrheit. "Und wenn man in der Mehrheit ist,  
kann einem auch weniger geschehen, wenn man zur Selbstjustiz greift", 
erklärt Benz die mögliche Motivation der Täter. 
 
   Auch das Bundeskriminalamt (BKA) kommt in einer bislang noch  
internen Analyse von Anschlägen auf Asylunterkünfte zu einem  
ähnlichen Ergebnis. Straftaten "emotionalisierter Einzeltäter, die  
keinerlei ideologische Anbindung an rechte Strukturen haben", seien  
einzukalkulieren. "Konkrete Hinweise auf organisationsgesteuerte  
Gewaltstraftaten" lägen nicht vor. Allerdings schlachtet die rechte  
Szene die Anschläge propagandistisch aus. Das BKA spricht von einer  
"hetzerischen Aufbereitung" und schreibt: "Inhaltlich scheint dieses  
Agitationsfeld geeignet, innerhalb des ansonsten sehr heterogenen  
rechtsextremistischen Spektrums einen inhaltlich-ideologischen  
Konsens zu generieren." Die Ermittler befürchten deshalb eine weitere 
Zunahme von Straftaten. 
 
   Eine offizielle Statistik zu Brandanschlägen auf  
Flüchtlingsunterkünfte liegt bislang nicht vor. Das BKA wertet zwar  
die Angriffe aus und gibt auf Anfrage Daten heraus. Allerdings weist  
es Brandstiftungen nicht separat aus. Laut BKA hat es bis Ende August 
38 Gewaltdelikte gegen Asylunterkünfte gegeben. Hierbei handelt es  
sich aber um eine vorläufige Statistik, in die noch Nachmeldungen  
einfließen können. Daraus erklärt sich möglicherweise auch die  
Differenz zu den von NDR, WDR und SZ erfassten Daten. Denn fast die  
Hälfte aller Anschläge dieses Jahres ereignete sich seit Mitte  
August. Klar ist auf jeden Fall, dass die Gewaltbereitschaft deutlich 
gestiegen ist. Im gesamten Jahr 2014 verzeichnete das BKA 28  
rechtsmotivierte Gewaltdelikte gegen Asylunterkünfte. 
 
   Mehr zu dem Thema heute Abend im Ersten ab 21.45 Uhr in der  
Sendung "Panorama" vom NDR. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Norddeutscher Rundfunk 
Presse und Information 
Martin Gartzke 
Tel: 040-4156-2300
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          Check In: Istanbul 
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   _________________________ 
 
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