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NOZ: Interview mit Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland

Geschrieben am 16-09-2015

Osnabrück (ots) - Deutsche sind weiterhin in Kauflaune

Handel geht von gutem Weihnachtsgeschäft aus - 2,5 Prozent mehr
Umsatz im 1. Halbjahr - Verband erwartet starken Anstieg im
Lebensmittelhandel per Internet

Osnabrück. Der deutsche Konsum brummt weiterhin. In einem
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte der
Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan
Genth, nach einem starken Jahresbeginn "sehen wir keine Anzeichen
dafür, dass der Einzelhandel nicht auch im restlichen Jahr von
Kauflust und hoher Nachfrage profitiert".

Besonders gefragt seien Dinge der persönlichen Ausstattung: Uhren,
Schmuck, Parfümerieprodukte. Auch bei Möbeln gebe es Umsatzzuwächse
von 4 Prozent und mehr. "Die Menschen wollen sich etwas leisten, und
wegen der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt können sie es auch", sagte
Genth. Gleichwohl lasse der HDE seine Jahresprognose von plus 1,5
Prozent vorerst unverändert. "Am Ende wird das Weihnachtsgeschäft
darüber entscheiden, ob wir ein gutes Jahr hatten oder nicht", sagte
der HDE-Chef. Im ersten Halbjahr hätte das Wachstum quer über alle
Segmente bei 2,5 Prozent gelegen.

Genth geht davon aus, dass der Online-Handel mit Lebensmitteln in
naher Zukunft erhebliche Steigerungsraten erlebt. "Bedarf haben zum
einen Menschen in den Innenstädten, die beruflich stark eingespannt
sind, oder die ihre Wasserkästen nicht selbst in den dritten Stock
tragen wollen oder können." Ferner wirke hier der demografische
Wandel verstärkend: "In einem Dorf mit einigen Hundert Einwohnern
haben sie nicht einen Frischemarkt, ein Fischgeschäft und dann noch
einen Bio-Supermarkt. Dort wird die Internet-Bestellung eine
beträchtliche Rolle spielen", erläuterte der HDE-Chef, weshalb er
trotz bisher spärlicher Umsätze an eine stark wachsende Bedeutung des
Segments glaube. "Man darf sich nicht täuschen", sagte er. "Der
Wandel kann auch plötzlich kommen."

Den stationären Handel sieht der Verband trotz steigender Umsätze
weiter unter Druck. "Entwarnung kann ich nicht geben", sagte Genth.
"Wir sehen bereits seit längerer Zeit in vielen Städten sinkende
Kundenfrequenzen." Der Grund liege nicht nur im E-Commerce. "Wir
haben auch einen Qualitätswettbewerb zwischen Städten: Wer keinen
gelungenen Mix aus Freizeit, Wohnen und Kultur, Dienstleistungen,
Gastronomie und Einkauf bieten kann, hat das Nachsehen", erläuterte
der Hauptgeschäftsführer. "Drittens aber, und das ist der Hauptgrund,
haben wir einen unumkehrbaren demografischen Trend. Wo weniger
Menschen leben, wird weniger Einzelhandel sein."

________________________________________________________________

Handel investiert massiv in WLAN

HDE ruft Bundesregierung zur Abschaffung der Störer-Haftung auf -
Verband gibt Kunden-Initiativen zur Stärkung des örtlichen Handels
wenig Chancen

Osnabrück. Der deutsche Handel will seinen Kunden den weitgehenden
drahtlosen Zugang zum Internet ermöglichen. In einem Interview mit
der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte der
Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan
Genth, "der Handel investiert gerade massiv in WLAN - auch große
Ketten, in deren Filialen bisher kein normaler Netzempfang verfügbar
war". Ein Grund sei, dass das Smartphone sich nach Überzeugung des
Verbands als Gerät zum Bezahlen ohne Zweifel durchsetzen werde.
Parallel sei die Produktinformation auf mobilen Geräten von großer
Bedeutung für die Kunden. Der Zugang zum Einzelhandel müsse deshalb
"digital barrierefrei" sein, sagte der HDE-Chef.

Genth forderte die Bundesregierung vor diesem Hintergrund auf, die
"Störerhaftung" für kabellose Netze abzuschaffen. Diese macht den
Betreiber eines Netzes für eventuelle Rechtsbrüche von Surfern
verantwortlich. "WLAN trotz dieser gesetzlichen Regelung anzubieten,
führt zu unkalkulierbaren Risiken und verhindert den Einsatz vieler
Innovationen mit digitaler Technologie", sagte Genth.

Der HDE-Chef rief Einzelhändler dazu auf, der Nutzung des
Internets durch ihre Kunden positiv gegenüberzustehen. Kein Händler
sollte einen Kunden mehr des Geschäfts verweisen, wenn er Preise auf
dem Smartphone vergleiche. "Ich weiß, dass manche Fachhändler es
kritisch sehen, aber: Die digitale Welt kann man nicht aussperren",
sagte Genth. "Sie muss integriert werden."

Der Handelsverband gibt auch Kunden-Initiativen wenig Chancen, die
sich etwa gegen einen Kauf bei Amazon richten und dem örtlichen
Handel helfen sollen ("Support your local dealer"). "Ich glaube
nicht, dass das funktioniert", sagte Genth. "Der Kunde wird sich
immer für das attraktivste Angebot entscheiden. Wenn er eine Kamera
für 499 Euro im Internet kaufen kann und für 599 Euro im Geschäft in
der Fußgängerzone, wird er nicht 100 Euro mehr ausgeben, damit der
Einzelhändler in zwei Jahren auch noch da ist. Das tut kein Mensch."
Vielmehr müsse sich ein Händler schon selbst bemühen und sein Konzept
immer wieder nachschärfen.



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


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