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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Neues Schul- und Kita-Jahr Es wird schwer Carsten Heil

Geschrieben am 14-08-2015

Bielefeld (ots) - Die Sommerferien sind vorbei. Die kleinen Kinder
besuchen wieder ihre Kitas, die etwas älteren sitzen als Schülerinnen
und Schüler wie die Lehrerinnen und Lehrer wieder in der Schule. Für
manche war es ein harter Aufprall im Alltag. Und es gehört keine
prophetische Gabe dazu, vorherzusagen, dass es für die meisten in den
kommenden Wochen nicht einfacher werden wird. Denn zu den schon vor
den Ferien vorhandenen alltäglichen Problemen sind weitere gekommen.
Erst zu Wochenbeginn hat der Landesrechnungshof (LRH) den
weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen bescheinigt, dass sie
deutlich zu wenig Unterricht anbieten. Wohlgemerkt, er hat nicht
Unterrichtsausfall beklagt. Das wäre nicht neu. Der LRH hat
bemängelt, dass von vornherein zu wenig Unterricht angeboten wird.
Der Ausfall von Zigtausenden Stunden kommt noch hinzu. Die Schulen
kommen hier ihrer Schulpflicht nicht nach - die schließlich nicht nur
die Schüler trifft. Der Rechnungshof ist kein Interessenverband wie
eine Gewerkschaft oder eine Lehrervertretung. Das Schulministerium
sollte die Hinweise deshalb ernst nehmen und nicht mit angeblich
unsauberen Vergleichszahlen abwiegeln, wie es so oft im Haus von
Ministerin Sylvia Löhrmann versucht wird. Ausstattung, Organisation
und Kontrolle scheinen in den Schulen im Argen zu liegen. Zusätzlich
belastet werden sie von Bürokratie. Demotivation ganzer Lehrkörper
ist die Folge. Auf dieses schon im Normalbetrieb am Rande der
Erschöpfung arbeitende System kommt nun vielerorts die Aufgabe zu,
neben der noch nicht bewältigten Inklusion von Schülern mit Handicap
auch Flüchtlingskinder zu beschulen. Vorbereitung: Fehlanzeige.
Hilfestellung: null. Information: mangelhaft. Wie sollen Lehrer mit
eventuell traumatisierten Kindern aus Syrien oder dem Irak umgehen,
deren Sprache sie nicht verstehen, von denen sie nicht viel mehr
wissen, als dass sie da sind? Man habe das nicht vorhersehen und
planen können, so die Entschuldigung von Schulministerin Löhrmann.
Stimmt auf der einen Seite, ist auf der anderen für die Schulen aber
zu wenig. Nicht viel besser ist es in den Kitas des Landes. Auch dort
können demnächst Flüchtlingskinder vor der Tür stehen. Da sorgt die
gescheiterte Tarifverhandlung mit neuen Streiks nicht für
Entspannung. Schon planen Kommunen wie Bielefeld, nur noch
Räumlichkeiten bereitzustellen. Die Betreuung der Kleinen könnten
dann ja die Eltern übernehmen, so der Plan. Kita-Gebühren sollen sie
dafür bestimmt auch noch entrichten. Das führt zu viel Frust auf
allen Seiten. Bei Lehrern und Erzieherinnen, bei Eltern und
schließlich auch den Kindern. Daraus entsteht schnell eine Spirale
nach unten. Mangelverwaltung herrscht ausgerechnet dort, wo es um die
Zukunft des Landes geht. Wenn eine Landesregierung nicht mehr tut als
unbedingt notwendig und sogar noch weniger, wie der LRH nachgewiesen
hat, besteht die Gefahr einer Krise, wenn Sonderlagen entstehen wie
derzeit. Ohne eine Offensive von Bund, Ländern und Kommunen wird sich
der Notstand festfressen. Es ist nicht zu verstehen, dass ein reiches
Land für Bildung, Ausbildung und Betreuung der künftigen Generation
kein Geld hat. Das neue Schul- und Kita-Jahr beginnt sehr schwierig.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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