(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Eine Chance für den Fußball - Leitartikel zu Blatters Rücktritt

Geschrieben am 02-06-2015

Ravensburg (ots) - Unglaubliches hat sich in Zürich ereignet. Dass
Fifa-Präsident Sepp Blatter zurücktreten könnte, war bis zu diesem
Dienstag ungefähr so wahrscheinlich wie der Beitritt seines
Heimatlandes Schweiz zur Eurozone bei gleichzeitiger Aufgabe der
Neutralität. Und doch ist es Tatsache: Die endlos erscheinende Ära
Blatter beim Fußball-Weltverband geht zu Ende - nach 17 Jahren, in
denen Korruptions- und Betrugsvorwürfe beim Fußball-Weltverband zur
Tagesordnung zählten wie Elfmeter und Freistöße auf den
Fußballfeldern dieser Welt.

Illegale Machenschaften, zuvor durchaus hin und wieder bei der
Fifa und nationalen Verbänden zu beobachten, wurden während Blatters
Regentschaft zum Teil des Systems. Die seltsamen WM-Vergaben nach
Russland und Katar sind die aktuellsten Belege dafür. Doch warum
tritt Blatter jetzt zurück? Zuvor saß er die Bestechungsaffäre um den
Sportrechtevermarkter ISL aus. Oder auch die seltsamen Abläufe um den
Sponsor Visa/Mastercard, welche die Fifa 100 Millionen Dollar
kosteten.

Selbst im Rücktritt blieb er so unnahbar und wenig greifbar, wie
er es bislang für die Justiz ist. Weiter hält er daran fest, dass er
sich nichts hat zuschulden kommen lassen. Blatter wirkte gefasst und
behauptete, er gehe, weil er nicht mehr die ganze Welt des Fußballs
hinter sich wisse. Dennoch hatte sich der sture Walliser, mit seinen
79 Jahren längst im Pensionsalter, vier Tage zuvor nochmals wählen
lassen. Auch da wusste er längst um die Zahl seiner Gegner.

Da nun mit Generalsekretär Jérôme Valcke einer seiner engsten
Vertrauten ins Visier der Ermittler geraten ist, hat er gemerkt, dass
sich die Schlinge zuzieht. Der Präsident geht, bevor er selbst von
der Kantonspolizei abgeführt werden könnte. Eine überfällige
Entscheidung.

Natürlich ist dies eine gute Nachricht für den Fußball. Doch
Blatters Nachfolger steht vor einer riesigen Aufgabe. Im Idealfall
muss er steinreich sein, resistent gegen jede Form der Bestechung -
und von außen kommen. Denn der künftige Fifa-Chef muss den Kampf
gegen ein gut geschmiertes System aufnehmen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

568476

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Mit dem Diktator reden - Kommentar zum Besuch von Ägyptens Präsidenten in Berlin Ravensburg (ots) - Wie geht man mit einem Mann um, der ein Diktator ist, aber eben ein wichtiger? Mit einem, der seinen gestürzten Vorgänger Mohammed Mursi gerade hat zum Tode verurteilen lassen? Und in dessen Land Dutzende Oppositionelle in den Gefängnissen zu Tode kamen, seitdem er regiert? Der aber andererseits in einer instabilen Region noch für etwas Sicherheit sorgen kann? Das politische Berlin macht das in Arbeitsteilung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) redet mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der sich in mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Blatter Stuttgart (ots) - Jetzt wird sich zeigen, ob der Fußball die selbstreinigenden Kräfte aktivieren kann, die es braucht, um die Fifa wieder zu einer vertrauenswürdigen Organisation zu entwickeln. Die Gräben zwischen den Konföderationen sind nach Blatters Rücktritt tiefer denn je. Versöhnen statt spalten ist die neue Taktik. Dafür sind neue, unverbrauchte Persönlichkeiten nötig. Davon wird es womöglich nicht mehr viele geben, wenn die weltweiten Aufräumarbeiten abgeschlossen sind. Pressekontakt: Stuttgarter Nachrichten Chef vom mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Wettlauf mit der Zeit / Kommentar von Stefanie Widmann zu multiresistenten Keimen Mainz (ots) - Es gibt Probleme, die sind hausgemacht. Dazu gehören eindeutig die multiresistenten Keime (MRSA), die eine stetig wachsende Gefahr in Kliniken darstellen - vor allem für Patienten, die bereits geschwächt sind und ihre ganze Kraft brauchen, gegen ihre eigentliche Erkrankung zu kämpfen. Die Prognosen, dass bis 2050 multiresistente Keime mehr Menschen dahinraffen könnten als Krebs, klingen erschreckend, unrealistisch allerdings nicht. Bei allen Lebewesen steht die Erhaltung der Art als wichtigste Aufgabe ganz oben, Anpassung mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Guter Kompromiss - Kommentar zur Erbschaftssteuer Ravensburg (ots) - Es war eine seltene Allianz der SPD in Baden-Württemberg und der CSU in Bayern, zusammen mit Familienunternehmen und Handwerksverbänden, die Schäuble zu Nachbesserungen bei der Erbschaftssteuer aufforderte. Die hat er jetzt geliefert. Natürlich kann sich Baden-Württembergs SPD-Finanzminister Nils Schmid einer gewissen Beteiligung am Erfolg rühmen. Aber nur einer gewissen. Denn als er sogar Betriebsvermögen bis 100 Millionen freistellen wollte, hatte er weder die Grünen noch seine eigenen SPD-Länderkollegen hinter mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Gut so / Kommentar von Friedrich Roeingh zu Blatters Abgang Mainz (ots) - Danke, Joseph Blatter. Man kann diesem Mann nur danken, dass er nicht gleich nach der Reihenfestnahme seiner hochrangigen Fifa-Kollegen zurückgetreten ist. Ja, man muss Sepp Blatter dafür danken, dass er sich noch einmal hat wiederwählen lassen, dass er wie Pech auf seinem Stuhl kleben bleiben wollte. Es ist gut, dass diese durch und durch korrupte Organisation vor ein paar Tagen nicht im Hauruckverfahren einen Nachfolger bestimmen musste. Eine Organisation, deren Exekutivmitglieder sich in ihrer Verlogenheit nur graduell mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht