(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zum 8. Mai 1945

Geschrieben am 07-05-2015

Bielefeld (ots) - »70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges: Das ist
doch alles schon eine Ewigkeit her.«

»Irgendwann muss aber auch mal Schluss sein mit der
Vergangenheitsbewältigung.«

»Was haben wir denn heute überhaupt noch mit Hitler und den Nazis
zu tun?«

Denken Sie manchmal so oder ähnlich? Dann denken Sie nach - denken
Sie neu nach! Heute ist ein guter, heute ist ein passender Tag dafür.
Heute vor 70 Jahre kapitulierte Nazi-Deutschland. Heute vor 70 Jahren
haben Russen und Amerikaner, haben Franzosen und Briten unser Land
nicht nur besiegt, sondern sie haben es vor allem befreit. Und
allein damit das Glück unserer Zeit begründet! Es hat lange
gedauert, bis dieser 8. Mai 1945 in Deutschland als ein Tag der
Befreiung gesehen wurde. In der »Stunde Null«, die es vielerorts so
gar nicht gab, folgte das Leben lange anderen Gesetzmäßigkeiten. Als
die Waffen endlich schwiegen, ging es für viele nämlich erst einmal
nur um eines: zu überleben. Und später? Verdrängen, verleugnen,
verschweigen, vergessen wollen. All das mag man verachten. Aber nur,
wer sich sicher ist, selbst über jede Schwäche, über jeden Fehler -
ja, über jeden moralischen Zweifel erhaben zu sein, hat das Recht,
über die Kriegsgeneration, über ihre Taten und ihr Unterlassen zu
urteilen. Und damit zu verurteilen! Es ist leicht, als Angehöriger
einer Generation, die in Frieden und Freiheit und - ja, auch -
vergleichweise großem Wohlstand aufgewachsen ist, von Moral und
Anstand zu reden. Dabei frage ich mich: Was hätte ich wohl damals
getan? Wie mutig wäre ich gewesen? Und was bedeutet das für mein
Leben, für unsere Gegenwart und unsere Zukunft? Diese Fragen immer
neu zu stellen, ist unsere Pflicht - auch und gerade 70 Jahre nach
dem monströsesten Verbrechen, das je von Deutschland seinen Ausgang
genommen hat, das je von Deutschen verübt worden ist. Ein Massenmord
beispiellosen Ausmaßes, kühl geplant und industriell ausgeführt.
Jahre unvorstellbarer Grausamkeiten - Entbehrung, Entwürdigung,
Entmenschlichung allerorten. All das ist geschehen, all das war
menschengemacht. Je nach eigenem Alter: von uns, von unseren Eltern,
Großeltern oder Urgroßeltern. Und all das kann wieder passieren. Kann
passieren, wenn wir die Geschichte vergessen. Wenn unsere Lehre wäre,
dass wir nichts mehr zu lernen hätten. Nein, die Aufarbeitung des
Zweiten Weltkrieges und der Shoa ist nicht zu Ende - sie kann an kein
Ende kommen. Wir tun gut daran, den letzten Zeitzeugen zuzuhören,
solange sie noch mit uns sprechen können. Sie haben uns viel zu
sagen. Mitunter unerträglich viel! Und wir tun gut daran, auch in
unseren Kindern und Kindeskindern wachzurufen und wachzuhalten, was
geschehen ist. Wir Deutsche haben allen Grund dazu.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

566637

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Christian Kucznierz zur Geheimdienst-Affäre Regensburg (ots) - Geheimdienste machen geheime Dinge. Das ist ihre Aufgabe. Ein Recht auf Information der Öffentlichkeit gibt es nicht. So gerne wir wissen möchten, was da eigentlich genau gemacht wird in Bad Aibling, wo der Bundesnachrichtendienst zusammen mit NSA-Agenten Internetkommunikation und Telefongespräche abfängt: Niemand hat die Pflicht, die Bürger zu informieren. Aber zumindest irgendjemand sollte wissen, was dort läuft. Vor allem sollte dieser irgendjemand auch reagieren, wann Grenzen überschritten und Rechte verletzt mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar US-Sicht auf Spionage-Affäre Ohne Aufregung Dirk Hautkapp, Washington Bielefeld (ots) - Washington schätzt Steherqualitäten. Darum beobachtet die US-Regierung in diesen Tagen fast schon genüsslich jeden Auftritt der deutschen Kanzlerin und ihrer Regierung in der neuen Episode des schier unerschöpflichen Geheimdienstskandals zwischen BND und NSA. Aber das geschieht - ganz anders als in Berlin - ohne Aufregung und Haltet-den-Dieb-Stimmung. Amerika betrachtet das Ringen der Regierung Merkel um Glaubwürdigkeit gegenüber Parlament und Volk mit einer ironisch-süffisanten Distanz. Nicht wenige Meinungsführer mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Schäuble hat verstanden Regierung will Bürger entlasten Cottbus (ots) - Wolfgang Schäuble ist immer für eine Überraschung gut. Bei der letzten Steuerschätzung im vergangenen November hatte der Kassenwart scheinbar wie aus dem Nichts ein milliardenschweres Konjunkturprogramm angekündigt. Und nun, da die Experten ihre Einnahmeprognosen für die öffentliche Hand deutlich nach oben korrigiert haben, sagt Schäuble sogar noch eine steuerliche Entlastung der Bürger zu. Das ist wahrlich ein Paukenschlag. Schließlich wollte der Finanzminister davon lange Zeit überhaupt nichts wissen. Konkret geht mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): TV-Koch Lichter sieht Ende der Kochshow-Welle Bielefeld (ots) - TV-Koch Horst Lichter glaubt, dass Kochshows im Fernsehen ihren Zenit überschritten haben. "Mit TV-Kochshows ist es wie mit allem im Leben: Wenn einer Erfolg hat, gibt es immer viele, die auf den Dampfer aufspringen", sagte der 53-Jähriger der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Samstagausgabe). Dies sei zwar legitm, führe aber auch dazu, dass es irgendwann nur noch wenige, dafür sehr gute Kochshows geben werde. Sollte seine Karriere im Fernsehen einmal enden, hat der Oldtimerfan Lichter völlig andere mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Migration Städtetags-Präsident Maly ist zufrieden mit dem Flüchtlingsgipfel Halle (ots) - Der Präsident des Deutschen Städtetages, Ulrich Maly, hat das Ergebnis des jüngsten Flüchtlingsgipfels gewürdigt. "Die Absicht von Bund und Ländern, ein Maßnahmenpaket zu den Asylverfahren und zur Integration von Flüchtlingen zu verabreden, ist ein sichtbarer Schritt in die richtige Richtung", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) nach der Ankündigung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), das Personal im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge massiv aufzustocken, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht