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Mitteldeutsche Zeitung: Zeitgeschehen/70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges

Geschrieben am 08-05-2015

Halle (ots) - Russischer und amerikanischer Botschafter erinnern
in Gastbeiträgen für die "Mitteldeutsche Zeitung" (Freitag-Ausgabe)
an das Kriegsende (nachfolgend die Wortlaute)

"Sieg der Menschlichkeit über die Barbarei" Von Wladimir M. Grinin

In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai feiern wir den 70. Jahrestag
des Lebens ohne Weltkriege. 54 Millionen ins Verderben gezogene Opfer
kostete der 2. Weltkrieg die Menschheit. Unser Land war von diesem
Vernichtungskrieg besonders betroffen. Enorme Verwüstungen, enormes
Leid und 27 Millionen Menschenleben. Verschiedene Nationen haben sich
damals zusammengetan, um der Nazi-Maschinerie ein Ende zu setzten und
ihren Nachkommen das Möglichsein einer Zukunft überhaupt sichern zu
können. Doch dieser Sieg war nicht der einer militärischen Koalition
über die andere. Das war auch nicht der Sieg über das deutsche Volk.
Das war der Sieg der Menschlichkeit über die Barbarei. Der Freiheit
über die Sklaverei. Des Lebens über den Tod. Zwischen damals und
heute liegen sieben Jahrzehnte. Doch dieser lange Zeitabschnitt ist
machtlos gegenüber dem Geist der Brüderschaft und des Friedens, der
damals den ganzen Globus zu erfassen schien. Aus diesem Geist
entstanden die Vereinten Nationen, die Organisation, der im Rückblick
auf Schrecken und Leiden des Zweiten Weltkriegs die große Vision vom
gegenseitigen Respekt, Verständnis und Vertrauen zugrunde gelegt
wurde. Nicht immer hat diese im späteren Verlauf der Geschichte
angemessene Umsetzung gefunden. Die einen Konfrontationslinien wurden
verwischt, die anderen neu gezogen. Der große Traum vom
internationalen Einvernehmen lebt aber weiter. Dessen Erfüllung
anzustreben ist unsere Pflicht. Nicht nur der Kriegstoten willen,
sondern auch und vor allem um der lebenden und nachkommenden
Generationen willen. Es ist nicht zu übersehen, wie kompliziert die
heutigen Zeiten sind. Darüber hinaus sieht sich die ganze Welt
derzeit gemeinsamen Herausforderungen gegenüber. Dennoch hoffe ich,
dass wir imstande sind, diese Turbulenzen zu überwinden, wenn wir die
Ursachen und Folgen der damaligen Katastrophe nicht vergessen. Wir
alle von dem Krieg Betroffenen leben in einem euroatlantischen Raum.
Und in unserem Land, das entsprechende Lehre aus dem 2. Weltkrieg
gezogen hat, wünschen sich die Menschen, dass in diesem Raum sich
eine nachhaltige, gleiche und unteilbare Sicherheitsordnung etabliert
und ein normales partnerschaftliches Verhältnis praktiziert wird. Wir
müssen an das Vermächtnis der Soldaten der Anti-Hitler-Koalition
halten: "Nie wieder Krieg". Denn dann waren ihre Opfer nicht umsonst.

"Aus Feinden wurden Freunde" Von John B. Emerson

60 Millionen Menschen hatten bis zum Tag des Sieges der Alliierten
in Europa in einem der grausamsten Zeitabschnitte der Geschichte ihr
Leben gelassen, an den Stränden der Normandie, in den
Konzentrationslagern der Nazis, vor den Toren Moskaus und an
zahllosen anderen Orten. Hinter diesen gewaltigen Zahlen verbergen
sich Millionen unbeschreibliche Tragödien. Für die Überlebenden würde
das Leben nie wieder so sein wie zuvor. Ich habe ihre Geschichten in
Buchenwald und Dachau, in Berlin und Torgau gehört. In der bisherigen
Geschichte gibt es nichts, das mit der Unmenschlichkeit und Tragik
des 2. Weltkriegs vergleichbar wäre. Als sich heute vor 70 Jahren die
Nachricht von der Kapitulation Nazi-Deutschlands verbreitete, ging
eine Welle der Erleichterung und Freude durch Europa und die
Vereinigten Staaten. Doch die Freude wurde durch den Schmerz über die
ungeheuerlichen Verluste getrübt. In der Sowjetunion war jeder achte
Staatsbürger ums Leben gekommen. Wenn wir heute derer gedenken, die
im 2. Weltkrieg gelitten und gekämpft haben, müssen wir uns auch zu
Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit bekennen. Aus den Trümmern des 2.
Weltkriegs wurde eine transatlantische Gemeinschaft geschmiedet, die
in gemeinsamen Institutionen verankert ist. Sie haben Europa eine Ära
des Friedens, des Wohlstands und der Stabilität gebracht. Aus Feinden
wurden Freunde, die lernten, zusammenzuarbeiten. Das Bedürfnis nach
Einigkeit und Entschlossenheit besteht nach wie vor. Denn wir stehen
auch heute noch vor Herausforderungen, die eine globale
Zusammenarbeit und globale Lösungen erfordern: Konflikte,
Terrorismus, Intoleranz, Fanatismus, Krankheiten, Dürren, Hungersnöte
und Armut. Zwei Ereignisse, die sich nicht nur maßgeblich auf die
transatlantischen Beziehungen, sondern auch auf die Weltordnung
ausgewirkt haben, waren die friedliche Revolution, die zum Fall der
Berliner Mauer führte, und die deutsche Wiedervereinigung. Sie haben
der Vorstellung von einem geeinten, freien und friedvollen Europa im
21. Jahrhundert und einer umfassenderen Vision der Grundrechte, die
Menschen auf der ganzen Welt inspiriert, Gestalt gegeben. Es ist die
Vision von einer Welt, in der die Menschen ihre Meinung frei äußern
und ihre Regierung kritisieren, sich versammeln, wählen und selbst
über ihr Schicksal bestimmen dürfen. Diese Rechte bringen Pflichten
und die Verantwortung mit sich, das Gemeinwohl zu verteidigen. Dieser
Prozess war und ist weder einfach noch unausweichlich, das hat die
Geschichte unserer beiden Länder gezeigt. Wir Amerikaner haben im
eigenen Land und in unseren Beziehungen zu anderen Fehler gemacht,
und manchmal sind wir an unseren eigenen Idealen gescheitert. Aber es
liegt in der Natur unserer Demokratie, dass sie sich selbst
korrigiert, und in unserem Streben nach diesen Idealen bleiben wir
unnachgiebig. An diesem 70. Jahrestag des Endes des 2. Weltkriegs
sollten wir uns erinnern, dass wir gemeinsam in der Lage sind, den
Verlauf der Geschichte positiv zu beeinflussen.



Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200


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