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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Griechenland

Geschrieben am 13-03-2015

Bielefeld (ots) - Was richtet mehr Schaden für Europa an: Wenn
Griechenland im Euro bleibt oder die Drachme wieder einführt? Nur
noch 40 Prozent der Deutschen meinen, dass Griechenland den Euro
behalten sollte. Vor drei Wochen waren noch 52 Prozent der Befragten
dieser Ansicht. Das Vertrauen in die ernsten Sparabsichten der
Regierung Tsipras geht gegen Null: 14 Prozent halten die
Ankündigungen für glaubhaft. Nach Wochen der Drohungen und
Erpressungsversuche sind nicht nur die Leute in Deutschland
mehrheitlich der Meinung, dass es jetzt mal reicht. Der Geduldsfaden
ist auch in den Ländern gerissen, die sparsam sind und deren
Lebensstandard unter dem der Griechen liegt. Das gilt für Litauen,
Lettland und Slowenien. Doch nicht nur in diesen kleinen EU- und
Euro-Staaten wären die Auswirkungen problematisch, wenn Brüssel
gegenüber Athen immer weiter nachgäbe. Längst schauen die nicht mehr
ganz so kriselnden Südländer Spanien und Portugal besorgt nach
Brüssel. Wie sollen die Verantwortlichen den Menschen weiterhin einen
schmerzhaften Sparkurs abverlangen, wenn die Europäische Zentralbank
(EZB) de facto die Finanzierung eines Schuldenstaates übernimmt? Was
Syriza in Griechenland ist, könnte Podemos (»Wir können«) in Spanien
werden. Die linke Bewegung lehnt Sparmaßnahmen ab und liegt in
Umfragen stabil zwischen 25 und 30 Prozent. Spanien wählt im
Spätherbst ein neues Parlament. Der spanische Alexis Tsipras heißt
Pablo Iglesias und strebt die Regierungsübernahme an. Und seine
Chancen steigen mit jeder Woche, in der Griechenland die EU und ihre
Institutionen vorführt. Daher senden Schwüre wie der von
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ein falsches Signal. Auch
sein Währungskommissar, der umstrittene Franzose Pierre Moscovici,
nennt das »Grexit«-Szenario eine Katastrophe. Seine Sorge: Nach einem
Ausstieg Griechenlands aus dem Euro könnten die Finanzmärkte
spekulieren, welches Land es als nächstes trifft. Was Moscovici
verschweigt: Genau das tun die Finanzmärkte längst. Wer der Regierung
in Athen einen Persilschein ausstellt, handelt unverantwortlich. Denn
wenn die andauernden Regelverstöße der Griechen weiterhin belohnt
werden, darf sich niemand wundern, dass in anderen Euro-Staaten
Regierungen an die Macht gewählt werden könnten, die das nachzumachen
versuchen. Was ist für Europa gefährlicher: ein Ausstieg
Griechenlands aus dem Euro oder finanzpolitische Amokläufe in weiten
Teilen Südeuropas - mit unabsehbaren Folgen für die bislang
einigermaßen geschonten großen Volkswirtschaften Frankreich und
Italien? Es geht nicht nur ums Geld. Es steht viel mehr auf dem Spiel
als die Währung der 19 Euro-Staaten. Es geht ums Ganze, um die Idee
von Europa, um das Zusammenleben auf unserem Kontinent. Es wäre
irrsinnig, wenn die linkspopulistische Regierung eines
Elf-Millionen-Landes das Haus Europa zum Einsturz brächte.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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