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Weser-Kurier: Über die Bremer Bürgerschaft schreibt Moritz Döbler:

Geschrieben am 03-02-2015

Bremen (ots) - Es geht um 130 Stühle und damit weder um viel Geld
noch um politisch Bedeutsames. Das könnte man jedenfalls meinen. Die
Volksvertreter sollen ordentlich sitzen, ganz einfach ist ihre
Aufgabe schließlich nicht. Zur politischen Herausforderung muss nicht
auch noch eine ergonomische kommen. Und was ist eine viertel Million
Euro im Vergleich zu den mehr als 20 Milliarden Euro, mit denen das
Land Bremen verschuldet ist? Wenn die roten Eames-Stühle Jahre, gar
Jahrzehnte überstünden, könnten sie sich sogar unterm Strich rechnen.
Aber so funktioniert Politik eben nicht, und das hätten die
Abgeordneten eigentlich wissen müssen. Nicht nur im gerade startenden
Wahlkampf geht es doch so oft um überzeugende Bilder, Symbole,
Gesten. Was sich die Parlamentarier mit ihrem Wunsch nach neuen,
schicken Stühlen erlaubt haben, ist sicher kein Skandal. Aber wie sie
mit der Kritik daran umgehen, lässt tief blicken: eiligst vertagen
und delegieren. Selbst wenn die alten Stühle am Ende nicht ersetzt,
sondern aufgepolstert werden sollten, bliebe etwas hängen. Denn es
fehlte am Anfang an Demut gegenüber den Wählern, denen die teuren
Alusessel wie ein Beleg für die Dekadenz des politischen Betriebs
vorkommen müssen. Das gibt es immer wieder, man denke nur an Gerhard
Schröders Brioni-Anzüge. Jetzt, und das ist fast noch schlimmer,
gesellte sich in Bremen Angst vor den Wählern dazu, die in drei
Monaten ihre Kreuze machen. Wie sonst lässt sich erklären, dass
niemand die geplante Anschaffung erklärt, begründet, verteidigt? Die
Abgeordneten lassen so den Eindruck zu, man habe sie ertappt. Das
allerdings lässt für den Bremer Wahlkampf wenig Gutes erwarten. Wenn
schon bei diesem eigentlich doch nachrangigen Thema nicht einmal der
Versuch unternommen wird, ordentlich und gewissenhaft zu
argumentieren, wie soll das bei wirklich drängenden Fragen werden?



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Produzierender Chefredakteur
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