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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Facebook und der Datenschutz Ins Netz gegangen Sigrun Müller-Gerbes

Geschrieben am 30-01-2015

Bielefeld (ots) - Jetzt wird wieder über Facebook geschimpft: Die
Datenkrake greife mit ihren Tentakeln in immer neue Bereiche unseres
Alltagslebens, sammele alles, was ihr an Informationen über unser
Einkaufsverhalten, unsere Freizeitvorlieben, unsere Freundeskreise
unterkommt. Skandal! Skandal? Nun ja. Es stimmt natürlich, das
Verdikt von der vielarmigen Datenkrake. Aber es ist nicht gerade eine
Neuigkeit, dass Facebook Daten sammelt. So, wie das eine Unzahl
anderer Unternehmen heute auch tun: Versicherungen, Banken,
Telefonanbieter, Payback, Google, Amazon und wie sie alle heißen. Das
Sammeln von Daten und der Handel damit gehören zum zentralen
Geschäftsmodell all dieser Firmen. Nutzer wissen das seit langem. Und
es stört sie zumindest nicht so sehr, dass sie deshalb auf die
Nutzung verzichten würden. Auch die neuerliche Debatte über
mangelnden Datenschutz bei Facebook wird kaum zu einer Welle von
Abmeldungen führen. Alles kein Problem also, wenn sich doch die große
Mehrheit der Menschen nicht daran stört, sondern unbeirrt an der
Überzeugung festhält, sie habe "eh nichts zu verbergen"? Keineswegs.
Denn die massenhafte Einwilligung (fast) aller in die Sammlung und
Speicherung (fast) aller persönlichen Daten nimmt inzwischen Ausmaße
an, die es dem Einzelnen fast unmöglich machen, sich zu entziehen.
Alle machen Onlinebanking? Da kann das Geldinstitut den paar
renitenten Kunden, die ihre Bankgeschäfte lieber nicht im Internet
abwickeln wollen, ruhig ein paar Euro extra für jede Überweisung
abknöpfen. Alle Kinder haben ein internetfähiges Handy? Da können
Vorbereitungen für den Wandertag und Hausaufgabendebatten ganz
einfach über Whats-App abgewickelt werden. Max wird seine
überkritischen Eltern sicher bald überzeugt haben, dass auch er ein
Handy braucht. Alle kaufen bei Amazon ein? Da müssen die
Traditionalisten, die noch immer den lokalen Einzelhandel bevorzugen,
eben etwas mehr bezahlen - oder ein paar Kilometer weiter fahren,
weil der Laden um die Ecke längst dichtgemacht hat. Und so gewöhnen
wir alle uns schrittweise immer mehr daran, dass doch nichts dabei
ist, wenn wir unsere Daten tauschen gegen ein bisschen Bequemlichkeit
und Geldersparnis. Insofern wird auch die jüngste Rabattidee einer
Krankenkasse reichlich Interessenten finden: Wer Fitness- und
Ernährungsdaten elektronisch an die Kasse übermittelt und so seine
gesunde Lebensweise dokumentiert, bekommt Gutscheine und günstigere
Prämien. Alles freiwillig, versteht sich. So lange, bis sich das
Modell in der Fläche durchgesetzt hat und es selbstverständlich sein
wird, regelmäßig die Leberwerte an die Kasse zu melden, um
zurückhaltenden Alkoholkonsum zu belegen. Und den Cholesterinspiegel.
Und die Blutwerte. Spätestens dann wird es nicht einfach billiger
sein für den gesunden Fitnessfreak, sondern verdammt teuer für jeden,
der nicht mittun will oder kann. Dass wir da noch die Wahl haben - so
wie es das schöne Wort von der "informationellen Selbstbestimmung"
behauptet -, ist eine Illusion. Im Grunde können wir längst nicht
mehr aussteigen aus der umfassenden Verwertung unserer persönlichen
Daten. Das ist der eigentliche Skandal.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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