(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Die große Geldmaschine Die Europäische Zentralbank will Staatsanleihen kaufen

Geschrieben am 22-01-2015

Cottbus (ots) - Die EZB betreibt eine Politik des billigen Geldes,
angesichts des Volumens von mehr als einer Billion Euro bis September
2016 sogar einer regelrechten Geldschwemme. Eine solche Politik ist
in einer Rezession durchaus angebracht. Doch sind wir in einer
Rezession? Es gibt daran Zweifel. Es gibt auch Zweifel, ob eine
Deflation droht. Denn das Preisniveau sinkt nicht auf breiter Front,
sondern vor allem bei den Energiekosten. Sie kann die EZB nicht
beeinflussen. Die sinkenden Ölpreise sind bereits ein gigantisches
Konjunkturprogramm, sie entlasten Wirtschaft und Verbraucher. Die
Tatsache, dass sie dennoch nicht mehr Wachstum erzeugen, lässt den
Schluss zu, dass auch noch mehr Geld keine große Wirkung haben wird.
Und dass die Ursachen für die Wachstumsschwäche woanders liegen
müssen. Sie liegen im fehlenden Vertrauen in die Integrität und
Stabilität Europas. Die Investoren warten ab, wie Europa sich
politisch machen wird. Weiß man, ob Griechenland nach dem Wahlsonntag
noch im Euro sein wird? Ob Italien nicht schon bald in die nächste
Regierungskrise stürzt? Ob Frankreich nicht irgendwann ein
Sanierungsfall wird? Ob England die EU verlässt? Die wachsende
Geldmenge treibt nicht die Konjunktur, sondern sucht nur verzweifelt
nach halbwegs sicheren Anlageformen. Zuletzt, in Erwartung des
EZB-Beschlusses, in Gold. Selten waren die Märkte so volatil wie in
den Tagen vor dem EZB-Beschluss. Europa ist als Gemeinschaft nicht
stabil, sein Umfeld ist nicht stabil, seine Währung ist nicht stabil
und wichtige Mitgliedsländer sind in sich nicht stabil, nicht
politisch, nicht finanziell, nicht wirtschaftlich. Das ist die
ungeschminkte Beschreibung der Lage. Und das zu ändern, ist die
Aufgabe der europäischen Politik, jeder einzelnen Nationalregierung,
aber vor allem der europäischen Institutionen. Mehr Geld wird da
nicht helfen, im Gegenteil, es verschleppt den Reform- und
Entscheidungsdruck, es verlängert die in einzelnen Ländern
überbordende Verschuldung. Es ist im Übrigen ein weiterer
Negativpunkt für das Ansehen der politischen Handlungsfähigkeit
Europas, dass die EZB ihren Schritt gegen das wichtigste
Mitgliedsland der EU, gegen Deutschland, durchsetzt, ganz so als
könne man diesen Stabilitätsanker der Gemeinschaft inzwischen auch
schon entbehren. Die EZB sagt, ihr Beschluss diene der
Geldwertstabilität; die notwendigen Reformen müssten trotzdem
geschehen. Was, wenn das nicht passiert? Bestenfalls ist mit dem
gestrigen Beschluss dann nichts gewonnen. Schlimmstenfalls hat die
EZB das Pulver verschossen, das sie vielleicht noch braucht, wenn die
Politik endgültig bei ihren Aufgaben versagen sollte.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

559512

weitere Artikel:
  • NOZ: Gespräch mit John Milios, Chefökonom des linkssozialistischen Bündnisses Syriza Osnabrück (ots) - Syriza-Chefökonom fordert Umstrukturierung aller Staatsschulden in Euro-Zone Tsipras-Berater John Milios: "Die Europäische Zentralbank kann noch mehr tun." Osnabrück.- Kurz vor den griechischen Parlamentswahlen am Sonntag hat der Chefökonom des linkssozialistischen Bündnisses Syriza, John Milios, eine Umstrukturierung aller Staatsschulden in der Euro-Zone und eine aktivere Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) gefordert. Im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (Samstag) sagte Milios: "Die Entscheidung mehr...

  • NOZ: Interview mit Yves Mersch, EZB-Direktor Osnabrück (ots) - EZB ruft EU-Kommission und Euro-Staaten zur Einhaltung des Stabilitätspaktes auf Direktoriumsmitglied Mersch verteidigt Programm zum Ankauf von Anleihen - Reformerwartungen vor Griechen-Wahl Osnabrück.- Die Europäische Zentralbank (EZB) pocht nach dem Beschluss ihres Programms zum Kauf von Staatsanleihen auf die Einhaltung der Maastricht-Kriterien durch Euro-Staaten und EU-Kommission. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte EZB-Direktor Yves Mersch, um gegen die Vertrauensprobleme mehr...

  • LVZ: Gauck auf direkten Weg zum Altersrekord als Bundespräsident / Parteispitzen stellen sich auf zweite Amtszeit in festgefügter Bundesversammlung ein Leipzig (ots) - Bundespräsident Joachim Gauck ist auf dem Weg zum ältesten bundesdeutschen Bundespräsidenten. Gauck, der an diesem Sonnabend seinen 75. Geburtstag feiert, wird am 6. September 2015 den bisherigen Altersrekordler im höchsten Staatsamt, Theodor Heuss übertroffen haben. Nach einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) stellen sich die im Bundestag vertretenen großen Parteien auf Gaucks Bereitschaft für eine weitere Amtszeit ein. Mehrere Gesprächspartner des Bundespräsidenten aus jüngerer Zeit bestätigten mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Bundesregierung weitet Zugriff auf Anti-Terror-Datei aus Saarbrücken (ots) - Im Kampf gegen den Terrorismus weitet die Bundesregierung den Zugriff von Sicherheitsbehörden auf die umstrittene Anti-Terror-Datei aus. Wie die "Saarbrücker Zeitung" (Samstagausgabe) berichtet, sollen 16 Polizeivollzugsbehörden der Länder zusätzlich die Datenbank nutzen dürfen. Dies geht aus einer Verordnung des Bundesinnenministeriums hervor, die der Zeitung vorliegt. Demnach haben die Länder Bayern, Brandenburg und Rheinland-Pfalz das Ministerium ersucht, weitere Behörden zur Teilnahme zu berechtigen. mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Islamismus Hohe Nachfrage bei Beratungsstelle gegen Radikalisierung Halle (ots) - Die Beratungsstelle Radikalisierung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat im vorigen Jahr doppelt so viele Fälle bearbeitet wie 2013; seit den jüngsten islamistischen Anschlägen in Frankreich ist die Nachfrage noch einmal sprunghaft gestiegen. Das berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" (Samstag-Ausgabe). Die Beratungsstelle kümmert sich um radikale Muslime und deren Umfeld. Wie das Amt dem Blatt mitteilte, seien im vorigen Jahr seit Schaltung der Hotline 2012 mehr als 1 200 Anrufe eingegangen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht