(Registrieren)

Westfalen-Blatt: zum Erdbeben in Haiti vor fünf Jahren

Geschrieben am 14-01-2015

Bielefeld (ots) - Mehr als 200 000 Menschen mussten vor fünf
Jahren bei dem Erdbeben der Stärke 7,0 auf Haiti sterben, weil sie
arm waren. Weit stärkere Beben danach in Chile (Wert 8,8) und 2011 in
Japan (9,0) forderten deutlich weniger Todesopfer, weil dort besser
gebaut und Vorsorge getroffen wird. Das Schlimme: Sollte es in Haiti
wieder ein Beben von »nur« 7,0 Punkten geben, dürfte die Opferzahl
kaum geringer sein. Und das, obwohl Hilfsorganisationen Gigantisches
geleistet haben. Haiti war vor dem Beben bitterarm, die Masse der
knapp zehn Millionen Bürger lebt fünf Jahre später immer noch in
extrem prekären Verhältnissen. Dennoch kommen Experten zu dem Fazit,
dass es vielen heute vergleichsweise besser geht. Die Hilfe im
Kleinen vor Ort ist gelungen, die notwendige Entwicklung im Großen
dagegen gescheitert. Wo Straßen repariert, Häuser erdbeben- und
tornadofest gebaut und lokale Märkte wieder in Gang gesetzt wurden,
ist alles gut. Aber die überregionalen Strukturen, die Verwaltung und
die politische Führung sind und bleiben eine Riesenenttäuschung. Bis
heute fehlen richtungsweisende Entscheidungen und deren Durchsetzung.
Der Neuanfang wurde nicht genutzt, um ein staatliches Schulwesen
unter Einbeziehung tausender Angebote von außen aufzubauen. Es gibt
keine Energienetze, sondern nur Insellösungen mit teuren
Dieselaggregaten statt Solar- und Windnutzung. Armut, Analphabetentum
und Wut auf Korruption und Ungleichheit, wohin der kleine Mann auch
schaut, verhindern die Entwicklung einer Zivilgesellschaft. Ganz
praktisch: Es gibt weder eine Freiwillige Feuerwehr noch soziale
Selbsthilfestrukturen oder geordnete Müllentsorgung. Hungerrevolten,
Kriminalität, mangelnde Rechtsstaatlichkeit und das Raubrittertum der
schmalen Oberschicht verhindern den nationalen Neuaufbau eines
Landes, das unter französischer Kolonialherrschaft das reichste ganz
Amerikas gewesen ist. Ohne das Wirken der internationalen
Hilfsorganisationen, die den haitianischen Staat mit dem Entzug der
Katastrophenhilfe zum Handeln drängen, gäbe es gar keine Hoffnung.
Weil fällige Parlaments- und Regionalwahlen vier Jahre verschleppt
wurden, wird Präsident Michel Martelly von heute an mit einer
Einheitsregierung und Dekreten arbeiten. Eine neue Diktatur zum
fünften Jahrestag der Katastrophe droht. Die Vereinten Nationen haben
bis heute keine Lösung für Fälle von Führungsversagen einzelner
Staaten gefunden. Deutschland weiß ebenfalls keine Antwort und
verhängte stattdessen 2013 ein Wirtschaftsembargo, um den Reformdruck
zu erhöhen. Nur vier von zwölf Milliarden Dollar an weltweit
zugesagter staatlicher Hilfe sind ausgezahlt. Neben anderen Ursachen
liegt das an der extremen Korruption auf höchster Ebene. Aus Sicht
der Steuerzahler in den Geberländern ist das richtig, aber für Haiti
Ausdruck einer anhaltenden Katastrophe.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

559039

weitere Artikel:
  • Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zum Ausweis-Entzug Frankfurt/Oder (ots) - Wer den Ausweisentzug kritisiert, müsste auch gegen den Entzug des Reisepasses sein. Aber wer will schon alle Kriminellen ziehen lassen? Menschen das Verlassen ihres Landes zu verbieten, noch dazu präventiv und auf Verdacht, ist kein geringer Eingriff in ihr Leben. Reisefreiheit ist ein hohes Gut. Wer wüsste das besser als die etwas älteren Ostdeutschen. Aber wer auszieht, um andere Länder mit Krieg zu überziehen oder um das Morden in einem Terrorcamp zu erlernen, soll natürlich daran gehindert werden. Doch mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Berliner Betulichkeit - Kabinett billigt Ausweisentzug für Islamisten Cottbus (ots) - Die Sicherheitsbehörden sprechen von etwa 550 deutschen Dschihadisten, die bislang dem "Islamischen Staat" in Syrien und dem Irak zu Diensten waren oder sind. Welches Terrorpotenzial in ihnen stecken könnte, haben ein paar ihrer Gesinnungsgenossen gerade erst wieder in Frankreich auf erschreckende Weise gezeigt. So betrachtet muss Deutschland alles tun, um seine Extremisten am Auszug in den vermeintlich heiligen Krieg zu hindern. Der Entzug des Personalausweises ist sicher eines der Mittel, um die Reisetätigkeit einzudämmen, mehr...

  • Weser-Kurier: Zum Thema Landflucht schreibt Alexander Pitz: Bremen (ots) - Neu ist das Phänomen Landflucht nicht. Es beschäftigt die Politik seit Jahren. Dennoch ist es nicht gelungen, die besorgniserregenden Auflösungstendenzen in vielen ländlichen Gemeinden wenigstens zu bremsen. Umso beschämender sind nun die Ergebnisse der neuen Studie des Berlin-Instituts. Einerseits zeigt die Untersuchung, dass es genug Bürgermeister, Behörden, Ärzte, engagierte Bürger, Vereine, Unternehmen und Organisationen gibt, die Ideen entwickeln, um das Leben im ländlichen Raum attraktiver zu machen. Andererseits mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Rücktritt des italienischen Staatspräsidenten Napolitano Risiko Blamage Julius Müller-Meiningen, Rom Bielefeld (ots) - Die Wahl des Nachfolgers von Giorgio Napolitano ist nicht nur für Italien, sondern auch für die Partner in der Europäischen Union von Bedeutung. Bei stets wechselnden Mehrheiten in Rom garantierte der gestern aus Altersgründen zurückgetretene Staatspräsident eine Stabilität, die die Regierungsmehrheiten nie gewährleisten konnten. Auch deswegen ist in Italien die Rolle des Staatspräsidenten so wichtig. Bei insgesamt 63 Regierungen in der Nachkriegszeit kommt es ganz besonders auf die Weitsicht und das Verantwortungsbewusstsein mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Ernährung und Verbraucherschutz Mogellobby Wolfgang MUlke, Berlin Bielefeld (ots) - In bisher ungekannter Größe präsentiert ab Freitag die Grüne Woche in Berlin Produkte aus Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Die Ernährungsbranche wirbt um Vertrauen. Vertrauen, das häufig enttäuscht wurde, wie Verbraucherschützer im Vorfeld kritisierten. Die Ernährungsindustrie hat es leicht mit dem Verbraucher. Wenn das Image stimmt, fallen viele Kunden im Supermarkt auf Werbeaussagen herein, die bei genauer Betrachtung in die Irre führen. Das mag man in vielen Fällen durchgehen lassen. Jeder weiß, dass mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht