Börsen-Zeitung: Der Ankündigungseffekt, Marktkommentar von Kai Johannsen
Geschrieben am 05-12-2014 |   
 
 Frankfurt (ots) - Einige wenige Marktakteure sind von der jüngsten 
Sitzung des geldpolitischen Rates der Europäischen Zentralbank (EZB)  
enttäuscht gewesen. Denn sie haben etwas mehr erwartet. Doch man muss 
auch festhalten, dass in den vergangenen Tagen immer mehr  
Marktteilnehmer zu der Erwartung übergegangen waren, dass der  
Präsident der EZB, Mario Draghi, so kurz vor Jahresschluss dann doch  
nicht mehr zu dem ganz großen Wurf in Sachen Quantitative Easing  
ausholt und mit einer entsprechenden Ankündigung daherkommt, sondern  
"nur" den Weg dafür bereitet. Insofern hat Draghi dann doch  
geliefert. Und so liegen die Analysten der BayernLB doch richtig mit  
ihrer Einschätzung. Ihren Kommentar zur EZB-Sitzung betitelten sie  
mit: "EZB - Vorbereitung auf den großen Schritt." 
 
   Darin heißt es: "Der EZB-Rat hat keine Änderung der Geldpolitik  
beschlossen. Nach den Äußerungen von EZB-Präsident Draghi scheint  
eine deutliche Ausweitung der Kaufprogramme Anfang 2015 aber sehr  
wahrscheinlich. Die Hürde für die Einbeziehung von Staatsanleihen ist 
dabei deutlich gesunken." So sieht es aus. Quantitative Easing ist in 
Sichtweite. Und es wird wohl auch so kommen. 
 
   Märkte ausgetrocknet 
 
   Aber hätte sich die EZB denn einen Gefallen damit getan, jetzt den 
großen Schritt anzukündigen? Im Dezember, der gerade noch zwei  
komplette Handelswochen aufweist? Mit Sicherheit nicht. Traditionell  
nimmt die Liquidität in den Bondmärkten - die Covered-Bond-Märkte  
sind ohnehin schon reichlich ausgetrocknet, und das nicht nur wegen  
der EZB-Käufe in diesem Segment - in Richtung Jahresschluss immer  
stärker ab, was auch kaum verwunderlich ist. Denn die Investoren  
richten den Blick auf den Ultimo und beginnen damit, die Bücher für  
das laufende Jahr zu schließen. Und für die Bondinvestoren ist es ja  
nicht gerade ein schlechtes Jahr gewesen. Der Total Return ist in  
vielen Bereichen zweistellig. Das kann sich nun wahrlich sehen  
lassen. 
 
   Aber auch die Emittenten beginnen die Bücher zu schließen. Ab  
Mitte Dezember - mitunter auch schon früher - passiert bei  
Bondemissionen erfahrungsgemäß nicht mehr allzu viel, um nicht zu  
sagen praktisch gar nichts. In einem derartigen Marktumfeld nimmt die 
Volatilität tendenziell zu, die Schwankungen einzelner Papiere - das  
kennt man nicht nur von Anleihen - können dann auch mal erratisch  
werden. Würde die EZB in einem solchen Markt nun weitere Maßnahmen  
ausrufen, würde sie sich selbst eines wichtigen Effektes berauben,  
und zwar des Ankündigungseffektes. 
 
   Marktteilnehmer hätten zur Kenntnis genommen, dass die EZB jetzt  
in großem Umfang in die Märkte einsteigt, aber was nützt diese  
Ankündigung, wenn die Hälfte bis zwei Drittel der Marktteilnehmer  
schon dabei sind, die Bücher sukzessive zu schließen und praktisch  
nicht mehr am Handel teilnehmen. Da war es klüger, Quantitative  
Easing - diskutiert werden am Markt Unternehmens- und  
Staatsanleihekäufe - auf diesem Wege vorzubereiten. Und Draghi hat  
für eine Reihe von unkonventionellen Maßnahmen Tür und Tor weit offen 
gelassen. 
 
   Erinnern wir uns: Als Anleihekäufe der EZB im Sommer ins Gespräch  
gebracht wurden und im September die entsprechende Ankündigung kam -  
überrascht reagierte damals so mancher auf die Ankündigung, dass auch 
Covered Bonds gekauft werden sollten -, zeigte der Markt zu dieser  
Zeit die stärkste Performance. Die Renditen sanken, die Spreads  
engten sich ein. Die Worte Draghis allein reichten dafür aus. Später, 
als die EZB im Oktober mit den effektiven Käufen begann, setzte sich  
die positive Performance zwar noch fort, aber die Dynamik dieser  
Bewegung nahm schon ab. Das ist auch in den vergangenen Wochen immer  
wieder bestätigt worden: Spread-Einengungen erfolgten, aber eben  
langsamer. 
 
   Nicht neu 
 
   Diese Ankündigungseffekte sind prinzipiell nicht neu. Sie wurden  
auch schon bei anderen Maßnahmen auch anderer Notenbanken beobachtet. 
Die Spekulationen über (unkonventionelle) Maßnahmen und die spätere  
Ankündigung derselben hatten in der Regel immer den größten Einfluss  
auf den Markt. Die konkrete Umsetzung beeinflusste zwar auch noch die 
in Frage kommenden Assets, aber eben nicht mehr so stark. Und so ist  
es durchaus verständlich, dass sich die EZB diesen Ankündigungseffekt 
denn auch für das Quantitative Easing zunutze machen will. Jetzt im  
Dezember wäre der Ankündigungseffekt an den Märkten wohl eher  
vollkommen verpufft, was kaum im Sinne der europäischen Währungshüter 
gewesen wäre. 
 
 
 
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