(Registrieren)

Allg. Zeitung Mainz: Mut - Kommentar zum Tag der Deutschen Einheit

Geschrieben am 03-10-2014

Mainz (ots) - Wer wissen will, wie es um Deutschland steht, fährt
nach Wiesbaden, an den Gustav-Stresemann-Ring. Dort, im Statistischen
Bundesamt, schlummern jene Datensätze, die regelmäßig, vor allem aber
am 3. Oktober, bemüht werden, wenn es um die Vermessung der Nation
geht: Kaufkraftentwicklung, Reiseverhalten, politische Teilnahme,
Gehälter, Geburtenraten, und, und, und. Knapp 25 Jahre nach dem Fall
der Mauer stellt man beim Betrachten der Kennzahlen aus Wiesbaden
zweierlei fest: Zum einen gibt es tatsächlich noch messbare
Unterschiede zwischen Ost und West. Zugleich aber finden sich absolut
vergleichbare Diskrepanzen auch zwischen Oberbayern und dem Emsland
oder dem Hochtaunuskreis und Teilen der Westpfalz. Ist die Einheit
also vollendet? Wird sie nun, ein Vierteljahrhundert nach dem
Zusammenbruch der DDR, zum exklusiven Thema der Historiker? Die
Antwort lautet: Nein. Der Fall der Mauer war zuallererst dem Mut
derjenigen zu verdanken, die in Leipzig und anderen Städten auf die
Straßen gingen. Ihnen ist bis heute kein Denkmal gesetzt worden.
Damit darf man sich gerne noch ein wenig Zeit lassen. Wichtiger ist,
dass wir uns immer an die Motive der Mutigen von damals erinnern:
Freiheitswille, Solidarität, das bewusste Inkaufnehmen von Risiken,
das Wissen, das Volk und somit der Träger aller Macht zu sein. Dieses
Wissen ist der wahre Kern der Einheit und nicht die jetzt wieder
hochroutiniert heruntergespulte politische Nabelschau. Die Wende war
kein Verwaltungsakt. Diese Botschaft des 9. November darf auch am 3.
Oktober nie in Vergessenheit geraten. Nur von ihr führt eine
lebendige Spur direkt in unsere Gegenwart, die wir, so scheint es,
dringender denn je brauchen. Bei mancher aktuellen Debatte - vor
allem der um die Aufnahme von Flüchtlingen - wünscht man sich den
Geist von 1989 zurück. Mehr Entschlossenheit, weniger Kleingeist -
mit dieser Devise ist zwar noch kein einziges Problem gelöst. Aber
der Weg hin zur Lösung wird damit in vielen Fällen überhaupt erst
begehbar. Wer eine mutige Politik will, muss selbst mutig sein. Wegen
dieser zentralen Erkenntnis darf der Geist der Einheit niemals völlig
in den Geschichtsbüchern verschwinden, sondern muss uns weiter wach
halten. Ein Geist, der einen Unrechtsstaat zu Fall bringen konnte,
kann noch viele weitere Berge versetzen. Und nur ein Deutschland, das
so denkt, kann das starke Deutschland sein, das sich mancher Redner
derzeit so gerne wünscht. Ob die Welt dieses Deutschland gebrauchen
kann? Das liegt an uns. Weil nur wir entscheiden, welches Volk wir
sein wollen. An jedem Tag, nicht nur am 3. Oktober.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

550434

weitere Artikel:
  • Badische Zeitung: Militäreinsätze in Syrien / Erdogans Dilemma Kommentar von Gerd Höhler Freiburg (ots) - Zieht Präsident Erdogan jetzt also gegen die Mörderbande des so genannten "Islamischen Staats" in den Krieg? Oder geht es ihm in erster Linie darum, eine Autonomiezone der syrischen Kurden an der Grenze zur Türkei zu verhindern? Plante er Letzteres, hätte er nicht nur die IS-Terrormiliz als Nachbarn. Auch der Kurdenkonflikt in der Türkei könnte wieder entflammen. Das ist Erdogans Dilemma. Seine Absichten bleiben undurchsichtig. http://mehr.bz/khsts229x Pressekontakt: Badische Zeitung Schlussredaktion Badische mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Warten auf Ankara: Die USA hoffen im Kampf gegen den IS auf türkische Bodentruppen. Doch die Situation ist kompliziert. Von Thomas Spang Regensburg (ots) - Die USA machen hinter den Kulissen massiv Druck auf die Türkei, dem grünen Licht aus dem Parlament für einen militärischen Einsatz in den Nachbarländern Irak und Syrien nun auch Taten folgen zu lassen. Niemand sonst in der Region verfügt über so gut ausgerüstete und einsatzbereite Bodentruppen, mit denen die USA die Luftangriffe der Anti-IS-Koalition effektiv koordinieren könnte. Zudem handelt es sich um einen NATO-Partner, dessen militärische Strukturen voll in das westliche Bündnis integriert sind. Ein unschätzbarer mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Feiern am Feiertag! - Kommentar von Klaus Gassner Karlsruhe (ots) - Ohne die Menschen, die mit Mut und Augenmaß auf die Straße gegangen sind, würde noch heute eine Mauer durch unser Land gehen. Es war ein Umsturz, der die Welt gerechter gemacht hat. Das darf man feiern. Das muss man feiern. Etwas mehr Festtagsstimmung könnte die Botschaft von Zivilcourage und Bürgermut sogar besser befördern, als manche wohlfeile Sonntagsrede. Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de mehr...

  • Rheinische Post: Katholische Kirche geht beim Arbeitsrecht auf wiederverheiratete Geschiedene zu Düsseldorf (ots) - Die katholische Kirche in Deutschland lockert in einem wichtigen Punkt ihr Arbeitsrecht: Eine automatische Kündigung von Geschiedenen, die eine neue Ehe eingehen, soll künftig nicht mehr vorgesehen sein. Das geht aus dem Änderungsvorschlag für die "Grundordnung des kirchlichen Dienstes" in den deutschen Bistümern hervor, aus dem die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post (Samstagausgabe) zitiert. Die katholische Kirche erkennt Ehescheidungen nicht an und betrachtet standesamtliche Wiederverheiratungen deshalb mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Flüchtlingsdrama wird laut Entwicklungsminister Müller noch Jahre dauern Saarbrücken (ots) - Die Bewältigung des Flüchtlingsdramas im Nordirak und in Syrien wird die Weltgemeinschaft nach Ansicht von Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) noch über Jahre beanspruchen. Müller sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Samstag): "Es geht nicht nur um Zelte, damit der Regen abgehalten wird. Es geht um Infrastruktur, es geht darum, dass Kinder und Jugendliche eine Perspektive bekommen." Daher müsse man sich auf Jahre einstellen, um die immense Flüchtlingsbewegung in den betroffenen Regionen in den Griff mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht