(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Das Land hat fahrlässig gehandelt = von Vera Zischke

Geschrieben am 29-09-2014

Düsseldorf (ots) - Scham und Entsetzen - diese Worte beschreiben
am besten, was einen durchfährt, wenn man die Bilder aus dem
Burbacher Flüchtlingsheim sieht. Scham darüber, dass Menschen, die
vor Krieg, Tod und Ausbeutung flohen, sich in unserer Obhut nicht
sicher fühlen können. Entsetzen darüber, dass das Land
Nordrhein-Westfalen diesen Kontrollverlust fahrlässig in Kauf
genommen hat, indem es ein privates Unternehmen für die Betreuung der
Flüchtlinge anheuerte - und diesem dann auch noch völlig freie Hand
bei der Auswahl des Sicherheitsdienstes ließ. Die Argumentation, man
befinde sich aufgrund der zunehmenden Flüchtlingsströme in einer
Notsituation, ist peinlich und kommt einer Kapitulation gleich. Es
ist nun einmal Aufgabe der Bezirksregierungen, die Unterbringung der
Flüchtlinge zu regeln. Dabei geht es eben nicht nur darum, ihnen ein
Dach über dem Kopf zu verschaffen. Es geht auch um die grundsätzliche
Frage, wie und von wem diese Menschen betreut werden. Die
Bezirksregierung Arnsberg beklagt, dass sie derzeit nicht in der Lage
ist, Standards durchzusetzen. Der Punkt ist: NRW gehört zu den
wenigen Bundesländern, in denen es noch nicht einmal verbindliche
Mindeststandards für alle Einrichtungen gibt. So kommt es, dass sich
vor allem die kommunalen Wohnheime deutlich in ihrer Qualität
unterscheiden. In Hilden etwa gibt es ein eigenes Sportzentrum für
Flüchtlinge, Leverkusen bringt sie nach Möglichkeit in eigenen
Wohnungen unter. Doch in Hattingen gab es zeitweise nicht einmal
getrennte Duschen für Männer und Frauen. Es ist richtig, dass
Deutschland derzeit einen Flüchtlingsandrang erlebt wie seit 20
Jahren nicht mehr. Es stimmt auch, dass aktuell viele Kommunen
überlastet sind und nicht wissen, wo sie all die Menschen
unterbringen sollen, die ihnen zugewiesen werden. Umso wichtiger ist
es, endlich mit dem Wehklagen aufzuhören und eine tragfähige Struktur
zu schaffen. Die aktuellen Fälle zeigen: Das Ausgliedern an private,
gewinnorientierte Unternehmen ist nicht die richtige Wahl.
Flüchtlinge eignen sich nicht zum Geschäftemachen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

549588

weitere Artikel:
  • NRZ: Von der Leyen wird kämpfen müssen - ein Kommentar von MIGUEL SANCHES Essen (ots) - Deutschland fährt auf Verschleiß. Das gilt für die Infrastruktur, aber auch für die Bundeswehr. Man kann nicht gleichzeitig die Investitionen hochfahren und die Neuverschuldung auf Null senken. Dieser Zielkonflikt lässt sich vielfach beobachten. Besonders auffällig klaffen Anspruch und Wirklichkeit bei der Bundeswehr auseinander. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wollte ganz im Sinne von Bundespräsident Joachim Gauck "bereit sein, mehr zu tun". Die Truppe erteilt ihr gerade eine Lektion: Pleiten, mehr...

  • WAZ: Kein Raum für Ausflüchte - Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Die Macht der Bilder lässt kein Beschönigen des Misshandlungsskandals in den Flüchtlingsheimen zu. Die zur Schau gestellte Erniedrigung von Menschen, die eigentlich bei uns Schutz suchen, bietet wenig Raum für politische Ausflüchte. Stattdessen wird von der Ministerpräsidentin bis zum Regierungspräsidenten eine Erklärung angeboten, die einen nicht weniger fassungslos macht: Die Krisenherde der Welt haben die Flüchtlingszahlen in NRW derart in die Höhe schnellen lassen, dass angesichts der logistischen Herausforderung mehr...

  • neues deutschland: Misshandlung von Flüchtlingen: Ohne Standards sinken Skrupel¶ Berlin (ots) - Eigentlich muss man sich wundern, dass ein Skandal wie dieser nicht viel früher publik geworden ist. Ein gewinnorientierter »Sozial«-Dienstleister engagierte einen fragwürdigen Sicherheitsdienst. Der kassierte ab und delegierte die Arbeit an einen Subunternehmer, der polizeibekannte Schläger einstellte. Und die taten, was Schläger tun: Sie quälten und misshandelten Flüchtlinge. Das ehemalige Gefängnis in Burbach mit seinen 700 meist männlichen, nordafrikanischen Bewohnern ist für heftige Konflikte bekannt. Ob »Sicherheits«-Leuten mehr...

  • NRZ: Misshandlungsfälle in NRW-Heimen - Menschenrechtsbeauftragter Strässer "schockiert" Essen (ots) - Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer, ist entsetzt über die Berichte über Misshandlungen in NRW-Flüchtlingsheimen: "Die mutmaßlichen Misshandlungsfälle in Flüchtlingsheimen schockieren mich zutiefst und ich verurteile sie auf Schärfste", sagte er der in Essen erscheinenden Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung (NRZ, Dienstagsausgabe). Ihm sei "unverständlich, was in diesen Menschen vorgeht". Zwar sei ihm bewusst, so der SPD-Politiker weiter, dass die steigenden Flüchtlingszahlen eine große Herausforderung mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Ein neuer Tiefpunkt / An den Misshandlungen im Asylheim von Burbach tragen nicht nur die Täter auf dem Bild die Schuld. Leitartikel von Pascal Durain Regensburg (ots) - Ein Sicherheitsmann stellt einem Hilfesuchenden, einem 20-jährigen Algerier, den Fuß in den Nacken und grinst in die Kamera, ein anderer Mann in Uniform drückt das Opfer, dessen Hände bereits auf dem Rücken gefesselt sind, zu Boden und posiert mit. Ein Dritter drückt auf den Auslöser. Ein Bild, das an Guantanamo oder Abu Ghuraib erinnert. Diese Aufnahme geht durch alle Medien. Es ist ein Bild, dass Terrorbanden und Hasspredigern in die Hände spielt. Das Erschreckende an diesem Bild ist aber nicht nur, dass dem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht