Mittelbayerische Zeitung: Weltpolizist Deutschland - Die Bundesrepublik muss Verantwortung übernehmen. Nicht alleine. Und nicht ohne den Bundestag. Von Christian Kucznierz
Geschrieben am 25-08-2014 |   
 
 Regensburg (ots) - Als Anfang dieses Jahres Bundespräsident  
Joachim Gauck ein stärkeres außenpolitisches Engagement Deutschlands  
forderte, sorgte das für einigen Wirbel. Ein Land von der Bedeutung  
wie die Bundesrepublik könne sich seiner Verantwortung international  
nicht entziehen - auch militärisch nicht, so lautete die Essenz aus  
Gaucks Rede bei der Sicherheitskonferenz. Die Aussage ist an  
Bedingungen geknüpft. Aber sie war und ist richtig. Wenn die  
Bundesregierung heute erwägt, vor einer abschließenden Entscheidung  
über Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga den Bundestag zu  
befragen, so ist das die wichtigste Bedingung. Das Kabinett ist zu  
diesem Schritt nicht verpflichtet. Schließlich handelt es sich nicht  
um einen Militäreinsatz. Zumindest noch nicht. Aber Deutschland  
betritt Neuland, indem es Waffen in ein Krisengebiet liefert. Die  
zweite Bedingung hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier heute  
genannt: Deutschland wird keine Alleingänge unternehmen. Dass seit  
vergangener Woche über das Für und Wider von Waffenlieferungen sogar  
innerhalb der Parteien kontrovers diskutiert wird, zeigt nur, wie  
nötig eine Parlamentsdebatte ist - und dass eine Abstimmung zumindest 
ratsam wäre. Deutschland greift durch die Aufrüstung der Kurden in  
den Konflikt im Norden des Irak ein. Diese Entscheidung hat Folgen,  
die bis hin zu einer steigenden Terrorgefahr in Deutschland gehen  
könnten. Sie hat auch Auswirkungen auf künftige Debatten über  
deutsches Engagement in Krisen auf der Welt. Und diese Debatten  
werden auf uns zukommen. Weil das bereits heute schon geschieht. Am  
Wochenende war die Kanzlerin erneut mit der Frage nach militärischer  
Unterstützung für die ukrainische Regierung konfrontiert. Eigentlich  
nur schlüssig: Wenn Berlin Waffen nach Kurdistan schicken will, warum 
nicht auch nach Kiew? Und was ist mit einer Beteiligung bei einem  
friedenssichernden Einsatz an der Grenze zwischen Israel und dem  
Gazastreifen? Schließlich machen deutsche Soldaten das bereits  
andernorts. Diese Fragen sind legitim. Bundeswehrsoldaten sind auf  
dem Balkan im Einsatz, sie kämpfen und sterben in Afghanistan.  
Deutschland macht schon lange Dinge, die einst tabu waren. Weil die  
Welt multipolarer geworden ist. Und weil der Weltpolizist in  
Altersteilzeit ist. Unter Barack Obama haben die USA ihr  
internationales Engagement zurückgefahren. Das Land ist pleite und  
kriegsmüde. Obama hatte versprochen, seine Soldaten nach Hause zu  
holen. Er ist dafür vorauseilend mit dem Friedensnobelpreis  
ausgezeichnet und wiedergewählt worden. Er hat nur leider versagt.  
Die US-Armee hat im Irak rauchende Trümmer hinterlassen, aus denen  
Dschihadisten den islamischen Staat aufgebaut haben. Afghanistan  
droht dasselbe Schicksal. Auch die US-Regierung weiß das. Nicht ohne  
Grund hat Obama mehrfach betont, wie sehr er Partnerschaften schätzt  
- und er hat dabei mehrfach auf Deutschland geschielt. Die  
Auszeichnung Merkels mit der Friedensmedaille ist deutlichstes  
Zeichen dieser Wertschätzung, an die aber auch handfeste Erwartungen  
geknüpft sind. Ja: Die Bundesrepublik hat weder die Mittel, noch das  
Material, noch den Willen, weltweit eine militärische Führungsmacht  
zu sein. Aufgrund des historischen Verständnisses des Landes wäre das 
weder vertretbar noch politisch umsetzbar. Aber alleine aufgrund  
seiner wirtschaftlichen Stärke und seiner politischen Bedeutung kommt 
Deutschland nicht umhin, Verantwortung zu übernehmen. Im Angesicht  
der Bedrohung durch den Islamischen Staat ohnehin nicht. Alleine  
schon, weil eine langanhaltende Krise im Nordirak die steigenden  
Flüchtlingszahlen weiter nach oben treiben wird - und damit auch die  
Zahl derer, die bei uns Schutz suchen. Auch sonst ist der Tabubruch  
in militärischen Fragen schon längst Normalität. Siehe Balkan. Siehe  
Afghanistan. Deutschland ist kein Weltpolizist. Aber es ist längst  
Teil der Weltpolizei. Viele haben damit zurecht ein Problem. Daher  
ist eine Beteiligung des Bundestags an Entscheidungen über deutsches  
Engagement in Krisenregionen immer unerlässlich. Auch wenn es "nur"  
um Waffenlieferungen geht. 
 
 
 
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