Hagen (ots) - Können Sie sich noch erinnern? Es ist gar nicht 
lange her, da konnten Arbeitnehmer nicht früh genug in die Rente 
geschickt werden. Angeblich, um Jüngeren den Arbeitsplatz nicht 
streitig zu machen, was immer schon Unsinn war, denn ein erfahrener 
Mitarbeiter erfüllt in einem Unternehmen eine ganz andere Rolle als 
ein Greenhorn. Nun haben wir die Rente mit 63 ermöglicht - und die 
Zahl der verdienten Arbeitnehmer, die sich diese Chance nicht 
entgehen lassen will, hat eine erstaunliche Größe 
angenommen.
Das ist misslich. Es beraubt die Wirtschaft, 
die ohnehin schon über Nachwuchsmangel klagt, verlässlicher 
Mitarbeiter. Es belastet die Rentenkassen, die soeben noch gut 
gefüllt waren, um Milliarden. Es verändert die natürliche 
Altersfluktuation in den Belegschaften und setzt die 
Personalabteilungen unter Stress, die nun schnellstmöglich - und 
damit meist nicht: bestmöglich - Ersatz beschaffen 
müssen.
Niemandem ist ein Vorwurf zu machen, der die neue 
gesetzliche Lage nutzt, um zwei Jahre früher abschlagsfrei in den 
Ruhestand zu wechseln. Die Beamten werden übrigens nachziehen, die 
politischen Signale dazu gibt es bereits. Aber ist das auch 
volkswirtschaftlich sinnvoll?
Der Kummer, den Deutschland 
mit der Bevölkerungsentwicklung noch bekommen wird, ist derzeit noch 
nicht zu spüren. Er wird aber größer durch jeden einzelnen, der nun 
vor dem 65. Lebensjahr aus dem Erwerbsleben ausscheidet. Er fehlt 
nicht nur als Beitragszahler, er fehlt vor allem als erfahrener 
Mitarbeiter. Es ist unbegreiflich, dass sich unsere Volkswirtschaft 
ein solches Eigentor erlaubt.
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