(Registrieren)

WAZ: Junckers Sieg, Putins Niederlage - Kommentar von Ulrich Reitz

Geschrieben am 27-06-2014

Essen (ots) - Die Deutsche Angela Merkel und der Brite David
Cameron mögen sich damit trösten, dass ein europäischer
Kommissionspräsident so wichtig nun auch wieder nicht ist. Nicht so
bedeutend wie ein Kanzler oder ein Präsident und keinesfalls so
legitimiert; nämlich gerade nicht durchs Volk gewählt, sondern von
den nationalen Regierungschefs bestimmt und später dann vom
Europäischen Parlament bestätigt. Die Statik im Haus Europa wird
jedenfalls nicht verändert, einen "Putsch" der Euro-Parlamentarier
haben die Regierungschefs, Merkel an der Spitze, verhindert. Richtig
wichtig im Tagesgeschäft sind die Fachkommissare (für Energie etc.),
denen Jean-Claude Juncker kaum hineinreden kann - der
Kommissionspräsident hat, anders als ein deutscher Kanzler, keine
Richtlinienkompetenz. Die an und für sich gar nicht so wichtige
Kommissions-Personalie konnte überhaupt nur wichtig werden, weil sie
aufgeladen wurde mit anderen politischen Zielen - wie dem Machtkampf
mit den Briten. Den hat Cameron in Brüssel zwar grandios verloren,
daheim in London, in der innerparteilichen Auseinandersetzung mit den
Tories und den Anti-Europäern von der Ukip, aber eher gewonnen.

Weit wichtiger als die Entscheidung für Juncker ist die
europäische Beitritts-Perspektive für die Ukraine, Georgien und
Moldau. Sie ist eine krachende Niederlage für Putin, eine von
historischer Dimension. Das westliche Demokratie-, Toleranz- und
Wohlstandsmodell ist einem nationalistischen,
fortschrittsfeindlichen, neo-imperialen Staat bei Weitem überlegen.
Die Ex-Sowjet-Satelliten ziehen den goldenen Westen dem rostigen
Osten vor. Sie wollen Fremdbestimmung durch Selbstbestimmung
ersetzen, im Kern Unfreiheit durch Freiheit.

Natürlich bedeutet das eine zusätzliche Belastung Europas, aber
entscheidend ist der Aufstiegs- und Emanzipationswille der
Beitrittskandidaten. Für sie wird es nun noch ein sehr weiter Weg.
Ihr Votum aber heißt: Der Nationalstaat alter Prägung ist für sie
erledigt. Er liegt auf dem Haufen einer unrühmlichen Geschichte.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

534874

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Leitartikel zur Fußball-WM - Copa der Leidenschaft Ravensburg (ots) - Die Fußball-WM in Brasilien hatte noch nicht begonnen, da zeichneten die Skeptiker das Horrorszenario eines protestierenden Landes, das mit dem Anpfiff im Chaos versinken würde. Eines größenwahnsinnigen Landes, das seine Stadien nicht fertigstellen würde. Eines überforderten Landes, das nicht in der Lage sein würde, die größte Sportveranstaltung der Welt auszurichten. All dies war schlicht und ergreifend Panikmache. Seit gut zwei Wochen wird in herrlicher Atmosphäre Fußball gespielt. Die Straßen in Rio, São mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: NRW-Tag in Bielefeld Ein Fest, das der Region gut tut Lothar Schmalen Bielefeld (ots) - Ein ganzes Wochenende lang blickt ganz Nordrhein-Westfalen auf Ostwestfalen-Lippe. Die größte Stadt der Region, Bielefeld, ist Gastgeber des NRW-Tages. Nicht Düsseldorf, Köln oder das Ruhrgebiet - nein, endlich einmal steht der östliche Teil des größten deutschen Bundeslandes im Mittelpunkt des Interesses. Das tut der Region, die sich trotz ihrer wirtschaftlichen Prosperität von der Landesregierung häufig zu wenig beachtet fühlt, gut. Die Landesminister, die sich angeführt von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Schule für Kranke Ein Fall für Sankt Bürokratius Bernhard Hänel Bielefeld (ots) - Am liebsten hätten Landesrechnungshof (LRH) und Schulministerium alles unter der Decke gehalten. Doch die Planung, nur noch Landeskinder in den Schulen für Kranke zu unterrichten, war so aberwitzig, dass engagierte Pädagogen sich über ihr Treueverhältnis zum Dienstherrn hinwegsetzten und ihre Verschwiegenheitspflicht brachen. Das Schulminsterium muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass dort lange Zeit erwogen wurde, landesfremde Schüler vom Unterricht auszuschließen und die dann überzähligen Lehrer abzuziehen. mehr...

  • Verfassungsschutz will erstmals linksextremes Milieu wissenschaftlich untersuchen lassen Hamburg (ots) - Sperrfrist: 27.06.2014 20:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Der Verfassungsschutz will das linksextreme Milieu in Deutschland erstmals wissenschaftlich untersuchen lassen. Das bestätigte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, dem Radioprogramm NDR Info. Maaßen sprach im Interview mit dem Nachrichtensender von einem Wissensdefizit über Strukturen und Motive: "Es geht uns darum, dass wir prognosefähig mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Cyberdialog Halle (ots) - Derselbe Steinmeier, der sich am Freitag besorgt über den Abgriff von Rohdaten durch die NSA zeigte, war als Kanzleramtschef verantwortlich dafür, dass der BND exakt diese Rohdaten jahrelang an die NSA geliefert hat. Ein Fakt, den die Bundesregierung bisher verschwiegen hat. Wer noch von NSA-Affäre spricht, hat nichts verstanden. Die deutschen Geheimdienste sind Teil eines Überwachungsapparats, dessen illegale, verfassungswidrige Machenschaften von der Bundesregierung nicht nur gedeckt, sondern gewünscht werden. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht